National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0044 Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1
Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1 / Page 44 (Grayscale High Resolution Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000274
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

34

tektur, das mit seiner männlichen Kraft und seinen gut abgewogenen Verhältnissen alle mir bekannten Tschhatris der Folgezeit weit hinter sich läßt. Allerdings fehlt dem oberen Geschoß der Tschhadscha, mit dem es wesentlich schwerköpfiger aussehen würde. Aufmerksam mache ich auf die Zackenbogen der Türen des darunterliegenden Hofes. Man kann diese die Architektur des 17. und 18. Jahrhunderts beherrschende Bogenform hier meines Wissens das erste Mal in einem Palastbau beobachten, obwohl als sicher anzunehmen ist, daß der in Tempelbauten und Moscheen Bengalens und an Toranen wesentlich früher auftretende Zackenbogen auch früher im Wohnbau üblich war. Sicher handelt es sich nicht um eine Anleihe bei der persisch-islamischen Formenwelt, sondern, wie Havell das klargestellt hat, um eine alte indische Form'). Die Räume sind im Innern schlicht behandelt. Ihre Wände, zum Teil durch Pilaster und die erwähnten Nischen gegliedert, sind größtenteils völlig glatt und zeigen die sorgfältige Quaderung. Von irgendwelchem Überzug, Stuck oder Farbe, ist auch hier nichts zu sehen. Für den Eindruck der Kühle, die der Inder in seinem Wohnraum begreiflicherweise sucht, tun die Steinwände ohne Überzug mehr als mit einem solchen. Einige Räume haben schöne Deckengesimse in den schweren saftigen Formen, die für Gwalior kennzeichnend sind, und darüber meist ebene Steinbalkendecken. Einen Saal des Südflügels deckt, wie schon gesagt, ein steinernes Satteldach mit kassettierten Unterflächen.

das nicht überhaupt ihr Zweck sein? Zu jedem Häuschen gehört eine Treppe. Sie führt in der Umfangsmauer auf die Dachplattform hinauf, auf der sich jetzt größtenteils eingestürzte Räume auf kleine, durch Wände abgeteilte Höfchen öffnen. Bevorzugt waren die Häuser in den Ecken und in den Achsen, deren Bewohnerinnen die Tschhatris der erwähnten dreigeschossigen Türme benutzen konnten und so Gelegenheit hatten, sich in frischer bewegter Luft aufzuhalten. Die Öffnungen zwischen den Tschhatrisäulen waren ursprünglich nach außen durch steinerne Gitterplatten geschlossen.

I)en Mittelhof mag man sich als kleinen Ziergarten vorzustellen haben, der den Bewohnerinnen gemeinsam diente. Zwei Treppen steigen von ihm in das Untergeschoß hinab, die eine in der Hofmitte als Wendeltreppe in einem achteckigen Gehäuse. Das Untergeschoß ist völlig dunkel und heute wegen der durch die Fledermäuse verpesteten Luft unzugänglich. Die verhältnismäßig großartige Treppe in der Mitte des Hofes deutet aber darauf hin, daß man sich seiner als Zufluchtsort in der Sommerhitze bediente und dann also unter dem Garten saß.

In den Formen zeigt sich, wie gesagt, die Handschrift des Architekten des Man Mandir. Manches erhebt sich noch über das, was er am Burgpalast geleistet hat. Tafel 24 und 25 zeigen Einzelheiten aus den kleinen Höfen. Tafel 23 zwei der Turmaufbauten. Namentlich der Turni des Nordfliigels (rechts) ist ein prachtvolles Stück Archi-

4. Paläste Akbars.

!

.00

Über ein halbes Jahrhundert später baute Dschelal ed-Din Mohammed Akbar, der größte Mensch und Herr-

scher aus Timurs Geschlecht, seine Paläste in Agra und Fathpur Sikri. Fürstliche Wohnbauten, die zwischen den Schlössern in Gwalior und ihnen vermitteln könnten, sind mir nicht bekannt geworden. Von Babers Bauten in Agra ist nichts erhalten und die sogenannte Baradari des Sikandar Lodi in Sikandra bei Agra unterscheidet sich in ihrer Architektur zu sehr von dem Mausoleum des Afghanensultans in Chairpur bei Delhi. als daß ich beide Bauten für gleichzeitig halten könnte. Formen und Ornamentik verweisen die Baradari meines Erachtens in Akbars Zeit. In Frage kämen die Paläste von Mandu, der alten Hauptstadt von Malwa. Ich kenne sie indessen nicht und kann mir auch aus den mir zugänglich gewordenen Veröffentlichungen kein klares Bild von ihnen machen.

F a t h p u r Sikri, die Stadt der Paläste, ist zu oft beschrieben worden., als daß ich etwas wesentlich Neues über sie zu sagen vermöchte. E. W. Smith's Bände gehören zu den besten in der langen Reihe der Publikationen des Archaeological Survey of India 1 ), wenigstens vom Standpunkt des Architekten aus gesehen, und sind bisher die einzigen geblieben, die sich mit dem vernachlässigten Gebiet des Wohnbaus in Indien befassen.

Akbar gründete seine „Siegesstadt" auf dem Felsen von Sikri nach der Unterwerfung der Radschputen 1569, wie berichtet wird, weil der dort in einer Höhle hausende Heilige Salim Muin ed-Din Tschisti ihm erfolgreich einen Thronerben geweissagt hatte, den nach ihm benannten Salim, der nachmals als Kaiser den Namen Dschehangir führte. Die neue Residenz wuchs mit amerikanischer Schnelligkeit aus dem Boden. Eine Mauer von über fünf

Kilometer Länge umschloß sie auf drei Seiten. Die vierte, nordwestliche, deckte ein künstlich angelegter See. Eine große Moschee entstand neben der Höhle des Heiligen, eine der schönsten Indiens, und auf dem flachen, die Stadt in ihrer Längsrichtung durchsetzenden Sandsteinrücken erhoben sich die Paläste und Häuser des Kaisers, seiner Beamten und Freunde und andere, der Staatsverwaltung., der Unterkunft von Gästen und Truppen dienende Bauten. Akbar verlegte seine Residenz 1585 nach Lahor, später wieder nach Agra und verweilte nur gelegentlich in Fathpur. Wenige Jahre nach seinem Tode lag die Stadt völlig verlassen, und keiner der späteren Großmoguln hat in Akbars Palästen wieder Hof gehalten. Die Stadt mit ihren Basaren, Wohnhäusern und Moscheen sank in Trümmer. Die Paläste blieben dank der Trefflichkeit der Ausführung und des Baustoffs. des roten Sandsteins, aus dem sie sämtlich erstellt sind, nahezu unversehrt erhalten, zumal kein späterer Herrscher sie durch Umbauen verändert oder sie nach der Gepflogenheit des Ostens für seine eigenen Neubauten ausgeplündert hat.

Einen Übersichtsplan nach Smith gibt Tafel 28. Die Hauptzugangsstraße kommt von Agra aus dem Nordosten und mündet durch das Agraer Tor in die Stadt. Sie steigt weiter den flachen Sandsteinrücken hinan, tritt durch das Nekare Chane oder Naubat Chane =), einen quadratischen Hofbau mit vier Achsentoren, in den Bezirk der Paläste ein, geht zwischen dem großen viereckigen Baublock der sogenannten „Münze" und dem „Schatzhaus` durch und trifft schräg uuf das Rechteck der Diwan-i-Am, dessen als Hauptzugang zum Thronhof kaum durch seine Architektur hervorgehobenes Tor nicht in der Achse der Front., sondern stark nach rechts verschoben liegt. Auch der Diwani-Am selbst, die Thronhalle für die öffentlichen Audienzen,

1) Smith E. W., The Moghul architecture of Fathpur-Sikri. Arch. Surv. Ind. N. I. S. Vol. XVIII. I-IV 1894 ff.

  1. Indian architecture S. 79 if.

  2. S. oben S. 22.