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0096 Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1
Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1 / Page 96 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000274
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eine Schirmwand mit einer i\litteltiir abgeschlossen.

Baulich und architektonisch bietet das Haus nichts Besonderes. Die Wände bestehen aus Bruchstein, die

Gliederungen sind aus Haustein hergestellt, die Decken aus

dem üblichen Tschunambeton oder aus dicht nebeneinandergelegten Steinbalken. Den Formen zufolge muß

das Haus noch aus dem frühen 17. Jahrhundert stammen, da Balustersäule und Bangaldar nicht vorkommen und statt des Zackenbogens sich Kielbogen über die Zwölfkant-stützen der Tibariarkaden spannen.

Um anderthalb Jahrhundert jünger sind einige Häuser, die ich in Dschaipur, der an Stelle von Amber 1728 ge-

gründeten Hauptstadt, sehen und untersuchen konnte.

Dschaipur ist als Neugründung großen Stils nach einem regelmäßigen Plan angelegt, und zwar nach den Vor-

schriften, wie sie die Silpa Sastra für Städteplanungen

geben. Ein regelmäßiges Netz aus rechtwinklig gekreuzten breiteren Haupt- und schmäleren Nebenstraßen zerlegt dies

indische Mannheim in hippodamischer Weise in rechteckige Baublocks. Die Grundstücke sind infolgedessen regelmäßig rechteckig geschnitten, in den einzelnen Vierteln gleich breit und, je nachdem sie durch den ganzen Block durchgehen oder nur bis zu dessen Mitte reichen, von einfacher oder doppelter Länge. Damit war die Grundlage für eine regelmäßige, um nicht zu sagen schematische Planbildung gegeben, für Normalhäuser, wie sie unter den gleichen Voraussetzungen in den neugegründeten Fürstenstädten Deutschlands im 18. Jahrhundert entstanden. Die Häuser sind einander infolgedessen überaus ähnlich, und je nach der Größe des Grundstückes gibt es eine feststehende Grundrißlösung.

Das Haus, dessen drei Grundrisse auf Tafel 144 gegeben sind, gehörte ursprünglich einem höheren Staatsbeamten, der es sich um die Mitte des 18. Jahrhunderts erbauen ließ, und ist zurzeit im Besitz eines der Dschainasekte angehörenden Kaufmannes. Es vertritt die in Dschaipur weniger häufige, besonders vornehme Art mit einem großen, von eingeschossigen Arkadenhallen beiderseits gefaßten Vorhof, auf den die mehrstöckige Front des von der Straße abgerückten Wohnbaues niedersieht. Die Lage zwischen zwei Straßen --- dem Bhumia ka Rasta im Süden und der nördlich von diesem parallel laufenden Nebenstraße — und zwischen zwei Nachbarhäusern bedingt zwei Straßenseiten, die beide durch Läden nutzbar gemacht sind. Nach der Bhumiastraße liegt ein eingeschossiger Trakt, durch dessen Achse der große Torweg 1 mit den in Arkaden auf ihn geöffneten Estraden für Tiirhüter und Diener (2 und 3) auf den Vorhof führt. Zwischen den Säulenhallen geht man weiter zum Wohnhaus, steigt auf mehreren Stufen zu dessen Portal hinauf, geht durch den Vorraum (14), zu dessen Seiten mehrere dunkle fensterlose Gelasse als Lagerräume liegen, weiter durch die tiefe Tibari 18, und kommt auf den kleinen quadratischen Binnenhof A, den auch auf den übrigen drei Seiten Tibaris umstehen. Je eine mit einem Hinterraum läßt man im Weiterschreiten rechts und links und gelangt an dem sternförmigen Wasserbecken mit plätscherndem Sprengbrunnen vorbei zur vierten Tibari, die sich in der Tiefe zu einem großen zweischiffigen Saal (25) mit drei dunklen Hinterzimmern (27-29) und einem Beigelaß 26 erweitert.

Zum 1. Obergeschoß steigen zwei diagonal symmetrisch angelegte schmale Treppen auf, jede mit einem Abort unter dem Oberlauf. Sie münden auf eine umlaufende, ausgekragte Galerie — Ros —, die die Räume untereinander verbindet. Der Grundriß des Erdgeschosses wiederholt sich mit einigen größeren Abweichungen. Nach Süden liegen nebeneinander drei größere hypostyle Zimmer,

portal, durch das man den quer gelegten Torweg mit Nischen und Bänken zu seinen Seiten (1) betritt. Links liegt die Pförtnerstube (2). In der Achse des Außentors tut sich das Portal des Wohngebäudes auf, das, wie sehr häufig, mit abgekanteten Ecken aus der Flucht heraustritt und mit einer leichten Arkade im Obergeschoß das Hauptschmuckstück der Hoffront bildet. Ansatzspuren einer Mauer zeigen, daß der Außenhof einmal geteilt war. Der Eingang führt durch drei Räume (6, 7 und 8), an der Kultnische des Gottes Ganesch vorbei auf doppelt gebrochenem Wege auf den heute mit hohem Gestrüpp bewachsenen Hof A. Allseitig umschließen diesen die Räume, in einreihiger Kette auf der Südseite, zweireihig auf den drei anderen Seiten. Die Raumgruppen auf der Ost- und Westseite springen aus dem Planbild sofort als die eigentlichen Häuser heraus, das Westhaus mit einer tiefen zweischiffigen Tibari (11) als Hauptraum, das Osthaus mit dem iiblichen Breitgemach (18) hinter der durch eine Bogen-Öffnung mit ihrem nördlichen Beiraum (21) verbundenen Fronthalle. In diesem und der Halle 11 deuten runde Löcher im Tschunamestrich und Abflußlöcher auf ein Hantieren mit Wasser hin. Ich möchte in der Tibari 11 die Küche sehen, zumal sie der Vorschrift entsprechend nicht überbaut ist. Große unverschließbare Bogentiiren öffnen sich in der südlichen und nördlichen Hofwand auf Breiträume. Der südliche (13) besaß einen Wasserabfluß und war wohl ein mit dem dabei liegenden Abort verbundenes Bad; dem nördlichen (15) ist ein iiberwölbter Hinterraum (16) mit seitlichen halbachteckigen Sitznischen angeffigt.

Zum Obergeschoß führen vier Treppen. Eine leitet vom Außenhof neben dem Portal nach oben und mündet in das Zimmer 26, das durch einen Hallenraum 25 mit dem Hof in Verbindung steht. Vier Fenster nach dem Außenhof kennzeichnen des weiteren den durch diese Treppenverbindung nahegelegten öffentlichen Charakter dieses Zimmers, das dem Hausherrn als Empfangsraum für seinen geschäftlichen Verkehr diente. Er konnte vom Hausinnern entweder über die umlaufende Galerie oder durch das Zimmer 28 zu seinen Gästen gelangen. Vom Erdgeschoß kam er auf dem kürzesten Wege auf der Treppe in der Nordostecke von 22 herauf. Dem Verkehr innerhalb des Hauses, das ganz als Senana aufzufassen ist, diente die dritte Treppe, die, denn erwähnten Abort umfassend, in der Südwestecke des Iioles aufsteigt. Sie führt auf die Galerie und weiter zum 2. Obergeschoß. Vom Podest kann man unmittelbar in das mit Stuckwerk besonders hübsch ausgeschmückte Zimmer 23 treten, das einen kleinen Beiraum 24 mit einem Kamin für die Teebereitung (?) besitzt. Die Haupträume des 1. Obergeschosses liegen um die Halle 31 und zeigen besonders klar den Normalgrundriß

des mit dem persisch-irakischen Tarmahaus identischen Tibarihauses. Die vierte Treppe steigt vom äußeren Tor-

wegraum ((i) nach oben und mündet auf den fiber der

Küche gelegenen Dachhof B mit einem einzelnen zweitürigen Zimmer und einer zweisäuligen Tibari an der Süd-

seite. Eine durchgehende Wand trennt diesen ganzen Teil vom übrigen Haus, der, wie gesagt nur vom Torweg aus zugänglich, wohl dem gesellschaftlichen Verkehr des Hausherrn diente. Ein hübscher halbachteckiger Dschharoka öffnet sich über dem Portal auf den Außenhof.

Im 1. Obergeschoß sind nur die Flügelräume der Ostseite und der Raum in der Südwestecke hochgeführt und Weit Tonnendächern gedeckt, während im übrigen sich eine Terrasse als Hof C über den Räumen des 1. Obergeschosses ausbreitet. Vor den Osträumen 36 und 39 lagen einander gegenüber allein Anschein nach Tibaris. Nach dem großen Dachhof C war das kleine verbleibende Höfchen durch