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0019 Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1
Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1 / Page 19 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000274
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zum mindesten nicht von der Hand zu weisen. • Die Dreischiffigkeit läßt sich dann auch erklären. Sie entsteht dadurch, daß die offene Pfeilerhalle von einer Wand umschlossen wird, um sie als Raum benutzbar zu machen und gegen die Außenwelt abzuschließen; denn ursprünglich ist diese Halle, wie Sommer meint, nichts Anderes als der Pfahlrost, der das Tonnenhaus trägt. Die Vorstufe des indischen Hauses, wie es als vielgliedriger und viel

geschossiger Baukörper aus verschiedenen Elementen zusammengewachsen auf den Reliefs von Santschi und Barahat abgebildet ist, kommt also nach Sommers Ansicht auf ein einräumiges Pfahlbauhaus hinaus, wie es heute

noch in Malakka und auf den Sundainseln lebt 1).

Das tonnengedeckte Langhaus ist indessen nicht notwendig an den Pfahlbau oder Pfeilerunterbau geknüpft. In Barabar bei Radschgir, dem alten Radschagriha, gibt es

einige sehr alte Grottenräume, die Lomas-Rischi-Höhle, deren Felsfassade bereits besprochen wurde, und die Sudama-Grotte, beides einschiffige Felsräume mit glatten Wänden und der Tonnendecke darüber (Abb. 13). Es sind kèine Tschaitjas, überhaupt keine buddhistischen Kult-anlagen, sondern sie gehören der Konkurrenzsekte der Adschiwika an. Ihre Entstehungszeit wird durch eine Inschrift auf 250 v. Chr. festgelegt 2). Bemerkenswert ist, daß diese einfachen Räume keine Richtung haben. Ihre Eingänge liegen nicht in der Mitte einer Schmalseite, sondern in der Langseite — nahe dem einen Ende. Am anderen Ende ist ein zweiter, runder Raum durch eine Tür angeschlossen. Eine andere, ebenfalls den Adschiwika gehörige Höhle bei Radschgir, die Gopikagrotte, ist auch ein

noch einige andere nichtbuddhistische alte Höhlen mit Tonnendecken, deren eine, die Son Bhandar-Grotte, zwei Türen in der Langseite besitzt und, wie Einarbeitungen in der Felswand zeigen, eine aus Holz hergestellte Vorhalle mit flachem Dach hatte 1). Auch das war kein Tschaitja, sondern der Wohnraum von Religiosen, Dschainas oder Adschiwikas. Diese einfachen Höhlenräume geben eine Vorstellung von der sehr primitiven Urform, die den

Tschaitjas sowohl wie den Wohnhäusern und Palästen

Nach Fergusson.

Abb. 13. Sudama-Grotte

in Barabar bei Radschgir (Bengalen).

der Reliefs von Santschi und Barahat zugrunde liegt. Pfeilerstellung und Richtung sind diesem tonnengedeckten Langhaus offenbar nicht ursprünglich eigen. Beider wurde sich der Architekt als räumlich zurWirkungzu bringender künstlerischer Mittel

erst bewußt, als es galt, Räume zu schaffen, die im Thron des Fürsten oder im Stupa einen Zielpunkt erhielten. Er verband den Tonnenraum mit der

Pfeilerhalle durch Wegnehmen der beide Teile trennenden Decke. Es ist dabei für das Verständnis vom Zustandekommen des dreischiffigen basilikalen Langraumes belanglos, ob man der Ansicht Oelmanns und Sommers beipflichtet, diese Pfeilerhalle habe von jeher als Pfahlrost unter dem Tonnenhaus bestanden, oder ob man ein zweistöckiges Haus als Zwischenform annimmt, die dadurch entstand, daß das Tonnenhaus auf ein Pfostenhaus gesetzt wurde, also aus einer Verbindung zweier ursprünglich verschiedener Hausformen hervorging.

Als Einraumbau mag dieses gesäulte Langhaus mit dem Tonnendach in der Zeit, in der es uns als buddhistische Höhlenkirche entgegentritt, im Palast des Fürsten die Audienz- und Gerichtshalle gewesen sein. Ob ihm in

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Abb. 14.

Abb. 14a.

Reliefs vom Osttoran

Nach Fergusson, Tree and

Tonnenraum, dessen Tür aber in der Mitte einer Langseite liegt und der an den beiden Schmalseiten Apsiden hat. Auch hier handelt es sich nicht um eine Tschaitjahalle, sondern, wie man meint, um ein Refektorium, ein Dharma-sala für die Bhikschus 3). Endlich gibt es bei Radschgir

  1. Vgl. die bereits angeführte Ansicht Oelmanns (oben S. 5).

  2. s. Fergusson Hist. Ind. Arch. I, S. 130.

  3. Fergusson a. a. O. S. 132 und Cave temples of India, S 41.

in Santschi.

serpent worship.

dieser Eigenschaft schon die Apsis eigen war, die dem buddhistischen Tschaitja neben der basilikalen Raumform insbesondere die Ähnlichkeit mit der christlichen Kirche gibt, läßt sich nicht sagen. Manchen älteren Tschaitjas fehlt sie, wie den flachdeckigen bei Kuda, Karadh und Sailarwadi im südlichen Konkan 2). Sie entstand aus der

1) ders. Hist. Ind. Arch. I., S. 176, Fig. 93 bis 95, u. Cave temples of India, S. 46.

2.1 Fergusson and Burgess, Cave temples of India, S. 204 fi., Pl. V u. VI.