国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

> > > >
カラー New!IIIFカラー高解像度 白黒高解像度 PDF   日本語 English
0063 Am Tor von Asien : vol.1
アジアへの扉にて : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / 63 ページ(カラー画像)

New!引用情報

doi: 10.20676/00000243
引用形式選択: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR読み取り結果

 

45

Dem Gedanken, Denkmale als Bilder iranischer Heldensage zu deuten, möchte ich allen Nachdruck geben, und damit auch die so merkwürdig treffende, in Persien volkstümliche Anschauung zu Ehren bringen, die ja von jeher die Sasaniden-Denkmale unter den Achaemenidengräbern bei Persepolis und Stakhr „Nagsh i Rustam," Rustam's Bilder, nennt. Unter ihnen sind tatsächlich schon Bilder der iranischen Heldensage.

Der antike Enzyklopädist Athenaeus aus Naukratis, der um 228 n. Chr. sein „Sophistengast-
mahl" schrieb, .hat uns eine Erzählung aufbewahrt, die er in Chares' von Mytilene verlorenen

„Geschichten über Alexander" fand, Chares', des Gesandteneinführers Alexanders, als dieser

sich einen asiatischen Hof mit achaemenidischem Zeremoniell einrichtete. Die Erzählung ist eine
berühmte, auf mythischem Urgrund erwachsene Liebesgeschichte. Chares schließt sie so: „Diese

Liebesgeschichte erzählen sich die in Asien wohnenden Barbaren und sie ist außerordentlich

beliebt, und diesen Mythos bildet man ab, in Tempeln und Palästen und auch in einfachen
Bürgerhäusern." Nun ist aber gerade diese Romanze ins Shähnäme aufgenommen und uns in

ihm mit denselben Namen : Hystaspes — Gushtäsp, Zariadres — Zardr, und Odatis — eine Kaiser-

tochter, erhalten. So wissen wir also längst aus literarischer Quelle, daß Stoffe der Heldensage
schon in so alter Zeit von der bildenden Kunst gestaltet wurden, und hätten also längst darnach

suchen müssen, ob wir nicht solche Dinge auch in Denkmalen noch besitzen, und in ihnen älteste Vorfahren der Bilder, die als köstliche Miniaturen von Shähnäme's aus der Zeit der Safawiden das Entzücken von Sammlern und Liebhabern morgenländischer Kunst erregen. /64/

Auch beim Reiterkampfbilde Gotarzes Geopothros' liegt es nahe, an die Gestaltung einer Romanze oder Ballade zu denken. Ein Gûdarz, Vater Géw's, ist einer der gefeiertsten Helden des

iranischen Epos. So könnte man vermuten,,der Satrap der Satrapen habe, selbst zur Herrschaft gelangt, neben dem Bilde, das ihn vor Mithradates huldigend zeigt, seinen sagenhaften Ahnherrn in einer seiner Heldentaten abbilden lassen, die einen Bezug zu seinen eignen Herrschaftsansprüchen hätte. Diese Annahme aber bewährt sich nicht.

Der Zufall will, daß wir über keinen parthischen König so viel und so vielseitige Nachrichten haben, wie über den zweiten, von 40 — 51 n. Chr. herrschenden Gotarzes. Außer den Münzen,

die ja für die ganze Arsakiden-Geschichte das Gerippe der Zeitrechnung und oft noch politische und genealogische Bezüge ergeben, berichten über ihn und seine Zeit Tacitus in den „Annalen", Josephus in den „fudaeischen Altertümern" und vielleicht Philostratos in seinem „Leben des Apollonius von Tyana" /65/

Gotarzes, seiner Abstammung nach vielleicht gar nicht Arsakide, sondern hyrcanischer Stammesfürst, und verschwägert mit Artabanos II., der väterlicherseits vermutlich Nachkomme Atropates'

von Medien, mütterlicherseits aber Arsakide und daher Begründer einer weiblichen Linie des

herrschenden Hauses war, gelingt es, nach wechselreichen Anfängen und unter dauernden
Kämpfen für diese weibliche und gegen die von Phraates IV und Vonones stammende männliche

Arsakidenlinie, selbst alleiniger und unbestrittener Herr des Reichs zu bleiben. Aber auch gegen den Erfolgreichen und Beliebten erhebt sich eine starke Partei im Westen, zu der das Haupt der Kären, einer der sieben Pairs-Häuser des Reichs und Reichsfeldherr von Westiran und Babylonien, ferner die Vasallenkönige hates von Adiabene, des alten Assyriens, und Abgar Ukhäma, arabischer Fürst von Mesopotamien gehören, und diese Partei wendet sich nach Rom an Kaiser