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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0115 Am Tor von Asien : vol.1
アジアへの扉にて : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / 115 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000243
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die beiden Figuren geschaffen hätten. Das verbietet aber die völlige Übereinstimmung in allem übrigen. In mittelasiatischen Gemälden wird der König unter andern Gestalten durch den Nimbus hervorgehoben. Eine solche Bedeutung sollte auch hier vorliegen, auf jeden Fall aber müßte Gleichmäßigkeit herrschen. Nun zeigt nähere Betrachtung, daß um den Kopf des bogenschießenden Königs, wie um die Köpfe des Königs auf dem Hochwildjagdbilde wohl Platz für einen Nimbus ist. Damit wird die Annahme zur Wahrscheinlichkeit erhoben, daß die unbegreifliche Abweichung in betreff des Nimbus durch Malerei ausgeglichen war, und alle Königsgestalten in Farben den Nimbus besaßen. Das wäre das letzte Überbleibsel der verschwundenen Bemalung.

Ein weiteres Stilmerkmal ist die Behandlung des Raums bei der Darstellung der Tierscharen. Bei der großen Herde der Sauen findet eine kleine, doch merkliche perspektivische Verkürzung in unserem Sinne statt; sie werden je weiter gedacht, um so kleiner. Darin liegt entschieden etwas Griechisches. Recht urtümlich wirken dabei die Überschneidungen der Tierkörper. Ge-

i   staffelt kommt immer eins hinter dem andern hervor, Vorderleiber allein ausgeführt. Wie sich

die andern Teile drängen ist nie gezeigt, und ängstlich ist vermieden, einmal einen tieferen Blick

}   in diese Mengen werfen zu lassen. — So gestaffelt wie die Tiere sind auch die Musikantinnen

n   im Boot und auf der Tribüne, vor allem auch und dabei am geschicktesten die treibenden Rei-

h   ter. Das einfach umrißhafte Aufeinanderlegen der achaemenidischen Kunst kommt nicht mehr

vor. Die Staffelung ist wohl daraus hervorgegangen, wie ja auch in der Häufung etwas von dem achaemenidischen Geist lebt, der alle Gestalten in zahlloser Widerholung nur als Einheiten eines großen Rhythmus nahm.

!~   Auf einer im innersten Wesen andern Stufe aber stehen die Elefanten : im Nebeneinander-
schreiten dieser Tiere und ihrer Reiter ist die vollkommene Vorspiegelung des Hintereinander gelungen. Der Raum erhält wirkliche Tiefe, wie sie nicht einmal bei den treibenden Reitern der Hochwildjagd erreicht ist. Um diesen Unterschied zu benennen: alle Grundsätze der Bilder sind rein malerische; aber die Elefanten sind räumlich empfunden und im Relief gedacht. Das ist wieder einer der seltsamen Widersprüche und Geheimnisse in der Kunst der Grotte.

i   Ein andrer liegt in der Darstellung der Menschen und der Tiere. Man ist es gewohnt, daß bis zu
gewissem Grade Tiere besser, lebensvoller dargestellt .werden, als Menschen. Der Mensch ist des Künstlers schwerstes Problem, er ist zugleich uns unbewußt besser bekannt, als irgend ein Tier; wir fühlen also alle Schwächen in seiner Darstellung am meisten. Aber man betrachte den

f   König im Boot, Tafel XLIX: wie er dasteht in voller Vorderansicht, auch des Gesichts; dabei
schießt er scharf seitlich in der Bildebene nach rechts. Es ist kaum angedeutet, daß der zielende Blick der bogenspannenden Hand ein wenig folgte. Keine Beziehung besteht zwischen Blick, Hand und Handlung, so wenig wie der Körper der Bewegung des Boots teilhaftig ist. Also im Grunde eine völlig tote, den Geist nicht auszudrücken vermögende Gebärde. Dagegen gibt es eine Menge Tiere, die wenn auch nicht gerade naturwahr in ihrer Haltung, so doch sicher gefühlsmäßig wahr das entsetzte Flüchten, das Zusammenbrechen, das Verenden ausdrücken. Und nun erst die Elefanten: wie von der ganzen Schar kaum einer dem andern zu gleichen scheint, wie sie lustig treiben mit den Rüsseln schwenkend, wie sie sehr bedächtig, die weisen Tiere, das Wild auflesen, sich dabei wenn nötig, mit ganzem Vorderleib hebend, man glaubt sie mit den

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