国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

> > > >
カラー New!IIIFカラー高解像度 白黒高解像度 PDF   日本語 English
0156 Am Tor von Asien : vol.1
アジアへの扉にて : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / 156 ページ(カラー画像)

New!引用情報

doi: 10.20676/00000243
引用形式選択: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR読み取り結果

 

138

Abb. 44. Teppich im Boot der Harfnerinnen, Schwarzwildjagd im Tâq i bustân, 3/4 nat. Gr.

Abklatsch hergestellten Zeichnung Abb. 44 durchgearbeitet. Aber der Lauf der Ranke kann daraus mit Sicherheit ergänzt werden, wie es in der Zeichnung in rein linearer Form geschehen ist. So ergibt sich eine recht richtig in ihrem Wachstum aufgefaßte Wellenranke, die nur je eine Blüte oder Frucht am Ende der starken Einrollungen und nur je eine Knospe oder Cirrhus in den Zwickeln und Zwischenräumen hat; Abzweigungen fehlen sonst ganz. Diese blatt- und blütenarme Ranke ist aufs engste dem Baumschema der Wandpfeiler verwandt, das ja auch nur wenig Abzweigungen und Blüten nur an den Enden der Äste aufweist, während ein Blick auf die Ranken von Hatra, Tafel XLI, lehrt, daß hellenistische Ranken sonst viel laubreicher sind. Die Armut an Blüten und Blättern und Abzweigungen ist auch kennzeichnend für die sasanidischen Wellenranken auf den Silberarbeiten, wie die schon mehrfach angezogene Hahnenschüssel und die Tigerinschüssel der Ermitage.

An sich muß diese Wellenranke, wie jede Wellenranke hellenistisch sein. Aber diese blatt- und blütenarme Spielart muß wiederum ein Gewächs des östlichsten Hellenismus, des baktrischen sein. Vorstufen dieser Entwicklung lassen sich an einigen als indo-skythisch und ähnlich bezeichneten Silberarbeiten beobachten. Es ist sehr beachtenswert, daß dies älteste uns formal bekannte Werk der Teppichkunst lehrt, daß auch diese Kunst, die uns als orientalissima erscheint, von Anfang an unter der Herrschaft griechischen Geistes gestanden hat.

Damit ist die Beantwortung einer Frage vorweg genommen, die wesentlich ist, und in der die Bedeutsamkeit des unscheinbaren Bildchens liegt: war der kleine Teppich ein gewirkter oder ein geknüpfter ? Das heißt doch, war er überhaupt ein persischer Teppich in unserem Sinne? Meine Überzeugung ist, daß dieser Teppich geknüpft war. Sein Muster ist eine Wellenranke, von der nur eine streifenförmige Entfaltung zu sehen ist, die aber ohne weiteres über eine Fläche ausgesponnen werden kann. Auf keinem der vielen gewebten Seidenstoffe, den hier besprochenen, noch sonstigen, auf keiner der selteneren Wollwirkereien — ein Stück befindet sich in der Schliemann-Sammlung des Völkerkunde-Museums zu Berlin, -- kommt dies Muster vor. Die von der Seidenweberei verlangte starre Symmetrie ist dem Wellenrankenmuster mit seinen wechselnden Windungen abhold. Und um 600 n. Chr. hat der Stil der Seidenweberei längst auch das freiere Gebiet der Wollwirkerei erobert. Hier aber, auf der einzigen Darstellung eines Teppichs, nicht eines Gewandes, taucht sofort ein Muster auf, das auf keiner Gewanddarstellung noch auf einem erhaltenen Stoffe vorkommt, das in seiner Form sich für Seidenweberei wenig eignet,