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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0140 Am Tor von Asien : vol.1
アジアへの扉にて : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / 140 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000243
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Ihre handwerklichen Verrichtungen weisen sie an, die Stoffe auf Vorrat, für den Handel herzustellen. Zwischen Verfertiger und Verbraucher tritt der Kaufmann. Da Besteller und Erzeuger nicht mehr sich unmittelbar berühren, verliert das Erzeugnis an künstlerischem Sondergepräge. Rein schmuckhafte Richtlinien bestimmen es, die der allgemeine Geschmack der Käufer vorschreibt. Die sasanidische Weberei umfaßte sicher Stoffe in Leinen, Baumwolle und Wolle, in der Hauptsache einfachster Art, die — auch wenn erhalten — kaum Gegenstand kunstgeschichtlicher Betrachtung sein würden. Höhere künstlerische Ausbildung erfuhr der wertvollste der Rohstoffe, die Seide, und der sich in ihr entwickelnde Stil bemächtigte sich dann auch der weniger kostbaren Stoffe. Da alle Weberei Handelsware ist und da der Rohstoff der Seide bis in die letzte sasanidische Zeit hinein aus China eingeführt werden mußte, so steht die ganze sasanidische Weberei auf dem großen geschichtlichen Hintergrund des chinesischen Seidenhandels und des Kampfes zwischen Rom und Iran um die Beherrschung dieses Handels, um den Erwerb dieser unerschöpflichen Quelle des Reichtums. Und so weiten sich die Horizonte, die sich hinter diesen Seidenbildern auftun, vom Hoang-Ho zum Tiber.

Der Seidenhandel begann nach chinesischen Nachrichten nicht eher als im II. Jhdt. v. Chr. und unterlag ohne Ausnahme der Vermittlung der Baktrier und Parther, dann der sasanidischen Perser, gleichgültig, ob die Seide auf den Karawanenstraßen über das Tarimbecken, Turkistän und Ostiran oder auf dem Seewege über Indien und den persischen Golf herangeschafft wurde. Handelsware war im allgemeinen die Rohseide, obwohl fertige Erzeugnisse wohl immer mitgeführt wurden. Erst in den sidonischen Städten Tyros, Berytos, später ebenso in Ägypten, den Ländern uralter industrieller Bevölkerung, waren die großen Webereien, die den Bedarf des Römerreichs an wertvollen Stoffen befriedigten. Aber nur den Überschuß über ihren eignen großen Bedarf an Rohseide ließen die Perser durchgehen, und behielten daher immer die Möglichkeit in der Hand, ihre eignen Erzeugnisse zu selbstbestimmten Preisen nach dem Westen auszuführen. Die Versuche der Oströmer, sich aus dieser wirtschaftlich so ungünstigen Lage zu befreien, sind spät und erfolglos. Justinian (527 — 565) versuchte den Seehandel von Indien durch aethiopische Vermittlung über Ägypten zu leiten. Dadurch wurde Arabien und die Straße des „Tors der Tränen" ein Land hohen politischen Belangs; Khosrô II. verleibte das ganze Gebiet als Satrapie dem Sasanidenreich ein. /188/ Justin II. wollte 568 — 69 eine Handelsstraße durch das nördliche Türkenreich und Ciskaukasien unter Umgehung Irans eröffnen. Aber schon vorher, im Jahre 552, war es mit Hilfe christlicher Mönche aus Mittelasien gelungen, die Zucht des Maulbeerbaumes und damit die Erzeugung dieses Rohstoffes selbst nach dem Westen zu verpflanzen. Dieser Erfolg breitete sich aus und machte endlich um die Zeit, da die antike Welt unter dem Ansturm des Islam zusammenbrach, die Seidenweberei vom chinesischen Handel unabhängig.

Soweit wir des Seidenhandels und der Seidenweberei Geschichte kennen, besaßen die Perser in der Weberei keinen Vorsprung und keine Überlegenheit über den Westen. Die geschichtliche Nachricht, Shäpûr II. habe (vor 360), nach seinem Vordringen nach Syrien griechisch-römische, d. h. ihrer Landsmannschaft nach aramaeische Seidenweber nach Susa und Shushtar verpflanzt, und zwar ganze Bevölkerungen syrischer Ortschaften, ist völlig glaubwürdig. /189/ Die morgenländischen Quellen führen auf diesen Vorgang den Beginn der persischen Seidenweberei zurück. Geschichtlich ist zweifellos, daß damit eine Überlegenheit des Westens aner-

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