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0161 Am Tor von Asien : vol.1
アジアへの扉にて : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / 161 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000243
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derselbe Nutzen führen Menschen von gleicher Sprache und Abstammung und über diese Begrenzung hinaus zu immer festerem und engerem nationalem und staatlichem Zusammenschluß. Gleichbleibendes, Festes, Dauerndes sind aber nicht Staaten, und auch nicht einmal Nationen. Die Grundlage nicht allein des Staates, sondern auch der Nation ist die Hoffnung und Gewähr größeren, menschlichen Glücks. Wo Staat und Nation dem Einzelnen die Aussicht möglichst glücklichen Lebens, Entfaltung der in seiner Persönlichkeit ruhenden Kräfte nicht mehr gewähren können, da hört der Sinn des Staats, ja der Sinn der Nation auf. Was einst die kleineren menschlichen Verbände zusammengeführt und zusammengeschweißt, was nicht allein die Staaten, sondern überhaupt die Nationen erst geschaffen hat, wirkt nicht mehr. Das Herz steht still. Die Zersetzung geht schnell. Die Nationen sterben.

In eben dieser Lage war die alte Welt um die Zeit, da der Islam geboren wurde. Die Zweiteilung der Welt in Rom und Iran, seit Mithradates' d. Gr. Tagen, ausgetragen in ewigem Krieg, hatte solche Opfer an Gut und Blut, an menschlichem Glück den Bewohnern beider Reiche auferlegt, die Steuern fraßen soviel des Schweißes, des Spargroschens, der Glückshoffnung, daß der Staat selbst die Grundmauern seines Rechts und seines Bestehens untergrub. In den ersten Jahren Yazdegerds, also kurz nach Khosrô's Ermordung, schrieb ein Eingeweihter eine Verteidigung Khosrô's gegen Shéröë's Anklage. In dieser Rede gibt der König selbst einen erschütternden Beweis für die Gerechtigkeit der vom Volk gegen ihn erhobenen Klagen. In Jahrzehnten ununterbrochener Kriege, in denen das wirtschaftliche Leben der Völker brach lag, hatte Khosrô, wie er sich verteidigend seinem Sohne vorhält, vor nachträglicher Eintreibung jahrelanger Steuerrückstände nicht zurückschreckend, trotz der Deckung aller Kriegskosten und der Zahlung des großen stehenden Heeres die fruchtlosen Summen in seinen Schatzhäusern verdoppelt und vervierfach t.

Der Belastung des einzelnen Lebens, wie sie aus solchen überlieferten Tatsachen in Iran wie in Byzanz spricht, ist das Leben der Staaten und der Völker nicht gewachsen. Im Augenblick, wo dem einzelnen Menschen die Hoffnung auf eine bescheidene Entfaltung seiner Anlagen, auf das mit ihm geborne Recht auf Glück genommen ist, sterben Staat und Volk. Als die Scharen der Araber kamen mit dem Ruf eines neuen Glaubens, der Losung einer neuen Welt, da kamen sie für die gepeinigte Menschheit in Iran wie in Ostrom als Erretter. Der neue Gott, Alläh der Barmherzige, der Erbarmer, tat seine Arme auf und nahm alle die da mühsehlig und beladen waren in den Schoß des neuen Glaubens.

So endet eine Weltepoche, deren Sieg vor über einem Jahrtausende Dareios verkündete, als er, wie zwei Jahrtausende zuvor Annubanini den Sieg über die Neunzahl seiner Feinde, in den Fels des Götterberges Bistün sein stolzes Bildwerk und seine fromme und starke Inschrift einmeißeln ließ, in der er über die Jahrtausende hinweg von Lüge und Wahrheit, Trug und Recht, Schuld und Sühne, Kampf und Sieg zur Menschheit spricht. — Ein halbes Jahrtausend verfließt, Alexander d. Gr. und der HeHenismus ziehn vorüber, und zu Dareios Bild fügt Mithradates d. Gr., der Wiederaufrichter Irans, wiederum ein Rächer des Unrechts, das Bild hinzu, auf dem Nord und Süd, Ost und West die vier Himmelsgegenden des Reichs seinem Großkönigtum huldigen, Mithradates d. Gr., der die im Hellenismus geeinte Welt wieder in zwei sich in den Tod befehdende Hälften zerreißt. Und wiederum ein halbes Jahrtausend verfließt, und am selben Orte