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0090 Am Tor von Asien : vol.1
アジアへの扉にて : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / 90 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000243
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Ist man sich über den Vorbau klar, so sieht man auch, daß kantig ausgeschnittene Lücken an den Zinnen der Schauseite, ferner die große Lücke im Fels, die den linken Engel und das Bogenprofil durchschneidet, und endlich eine Lücke im rechten Wandpfeiler alte Fehlstellen im Fels sind, die mit wieder herausgefallenem Quaderwerk geflickt waren, oder die geflickt werden sollten. Eine solche Ausbesserung ist auch an dem tausend Jahr älteren Dareios-Denkmal geschehen, aber so dauerhaft, daß sie dort noch heute hält. Eine Untersuchung des Vorplatzes der Grotte, auf dem allerhand Quadern in den Boden verlegt sind, würde sicher über diese Dinge noch Aufschluß und vielleicht noch erhaltene Flickstücke der Siegesgöttin ergeben.

Der Schmuck der Bogenfront besteht aus den beiden Siegesgöttinnen in den Zwickeln, dem verzierten Profil des Bogens und den beiden großen Zierfeldern der Wandpfeiler, Tafeln XXXVI bis XLI. Das Auffälligste sind zunächst die beiden Göttinnen. Die rechte, Tafel XXXVI, ist vollkommen erhalten, die linke, Tafel XXXVII war nur so weit wie erhalten in Fels gehauen, sonst durch Ausmauerung ergänzt. Da beide Spiegelbilder sind, ist nichts verloren. Tafel XXXVI, eine schwierige Fernaufnahme, zeigt leider die Füße nicht, die auf Tafel XXXIII erkennbar sind ; die beiden Tafeln sind also zu vergleichen. Die Frauen mit ihren gewaltigen Schwingen schweben in natürlicher Haltung heran. Die Flügel sind so weit geöffnet, daß die äußeren Schwungfedern in schönem Gleichlauf die ganze Erscheinung zu einer einheitlich geschlossenen gestalten. Die rechten Arme sind beidemal ausgestreckt, bei der rechten einfach nach vorn, bei der linken über die Brust hinweg, und halten die Corona, den Siegeskranz, mit großen Schärpen. Die Corona ist, als sei überall Kranz und Krone sinnverwandt, eine doppelte Perlenkette. Die linken Hände halten, tiefer als die rechten, bei der rechten Göttin über den Gürtel hinweg, bei der linken ganz frei, eine kleine Fußschale mit Perlen. Das äußere Bein ist tiefer gehalten, als das innere, so daß vom inneren der Oberschenkel und wieder der Unterschenkel vom Knie an sichtbar werden. Um die kurzen Locken des Haupts ist ein Diadem geschlungen. Das Gewand ist mit einem Wort ein langer griechischer Chiton, doppelt gegürtet, einmal unsichtbar in Hüfthöhe, ein zweites Mal sichtbar durch ein juwelenbesetztes Band unter den Brüsten. Schließen mit Knöpfen auf der Schulter und die Andeutung einer Querfalte auf dem Oberarm, die abweichende Faltung der Ärmel darunter, sehen aus, als ob ein Untergewand mit Ärmeln vorgestellt sei. Offenbar ist dem Künstler selbst die Tracht fremd und nicht in allen Einzelheiten begreiflich gewesen.

Das Gewand läßt die Körperformen deutlich durchschimmern, ist also nicht nur ein griechisches Gewand, sondern noch in dieser Spätzeit völlig griechisch aufgefaßt. Der Faltenwurf am Oberarm, Rockschoß, Oberschenkeln ist noch ganz sinnvoll, besonders am fliegenden Bausch, und steht daher scheinbar auf altertümlicherer, griechischerer Stufe, als es die Kunst der mittleren Spanne vermocht hätte. Diese Gestalten, das weltbekannte Motiv römischer Triumphbogen, sind es auch vorzüglich gewesen, die auf alle älteren Betrachter den Eindruck griechischer Arbeit gemacht haben. KEPPEL, KER PORTER, RAWLINSON, LYCKLAMA, CURZON und andre stimmen in diesem Eindruck überein, auch ich konnte mich ihm nicht entziehen.

Tatsächlich ist ja gar kein Zweifel, daß wir wie in den Victorien von Mithradates' und Gotarzes' Felsbildern und von so vielen Münzen einfach eine Nachkommin der hellenischen Nike vor uns haben. Auf Tafel XXXVII m. habe ich ein nach meinem Gefühl nah verwandtes Beispiel einer solchen Nike abgebildet. Es ist das berühmte Kolossalrelief des Museums zu Konstanti-