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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0096 Am Tor von Asien : vol.1
アジアへの扉にて : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / 96 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000243
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Blüten des Kapitells von Kala i kuhna vorgenommen, Tafel LX und Abb. 30 und 31 lehrt, daß sie in letzter Linie nach dem Knochengerüst der uralten, auch der achaemenidischen Kunst wohl-bekannten ägyptischen Palmette gebaut sind.

Der Schönheit dieser Werke der Zierkunst entspricht ihre kunstgeschichtliche Bedeutung. Der Baum als zieratliches Schema herrscht in der sasanidischen Zierkunst vor. Er fehlt natürlich auch im Westen nicht. Dabei ist nicht an archaische Kunst voller altmorgenländischer Einschläge zu denken, sondern an hellenistische. Zu den prachtvollsten Beispielen gehören die Baumzierate von marmornen Opfertischen aus Pergamon im Museum zu Konstantinopel. /122/ Der Aufbau des Baumes geschieht aus einer reichen Akanthoswurzel heraus, in drei röhrenartigen Gliedern, die durch kleine Akanthoskelche getrennt, geriefelt und also ganz möbelhaft behandelt sind. Seine Äste rollen sich auch beiderseits nach unten ein, aber dem Raum der Platte gemäß flacher und breiter als am Täq i bustän. Die Endigung in Kronen aus Blättern, Blüten und Früchten sind wie die ganzen Bäume den sasanidischen durchaus wesensgleich. Die pergamenischen Stücke sind aus der Zeit von 197 159 v. Chr., also nahezu 800 Jahr älter als die sasanidischen. Wie ist das zu erklären ? Der Baum als Anordnung ist im Hellenismus, frühen oder späten, des Westens doch außerordentlich selten. Finden wir ihn oder ihm eng verwandte Schemata später, so pflegen zugleich andre Anzeichen morgenländischen Einflusses aufzutreten, so an den aquitanischen Sarkophagen aus dem Anfang des V. christlichen Jhdts., oder etwa an den seltsamen Marmorpfeilern von `Akkä auf der Piazetta dei Leoni zwischen San Marco und Dogenpalast. /123/

Nun macht eine wichtige Einzelheit die Verwandtschaft der Wandpfeiler des Täq i bustän und der pergamenischen Opfertische, übrigens auch der Pfeiler von `Akkä, noch inniger: trotz des übermäßigen Zeitunterschiedes ist das ja noch das gleiche Akanthosblatt. Das Blatt trägt im wesentlichen noch die Merkmale ersterJugendformen des Akanthos auf attischen Lekythen, Grabstelen des IV. Jhdts. v. Chr., am Erechtheion und Lysikrates-Denkmal und endlich an den prachtvollen Säulenkapitellen von Seleukos' Nikators Zeustempel von Olba in Kilikien. /124/ Seine Abstammung von der älteren Palmette ist im ruhigen, fünfteiligen Umriß, der Gleichwertigkeit dieser fünf Glieder noch stark fühlbar. Die Pfeifen, dies Zeichen aller westlichen Akanthen seitder Diadochenzeit sind schwach angedeutet; der Umriß der Einzellappen ist eine flacheWellung, mahnend an die hohle Bogung alter hellenischer Akanthen und ganz fern oströmischer oder irgend weströmischer Blatt-Zackung.

Wenn hier also ein Schema des Entwurfs und obendrein eine Akanthos-Spielart um 600 Chr. in Iran auftreten, die ihre nächsten Verwandten in seltenen Werken der Diadochenzeit haben, während diese Schemata und Spielarten im ganzen Westen bald absterben und von andern verdrängt werden, so kann der Schluß nur lauten, daß die Entwicklung, deren Ende wir am Täq i bustän vor uns haben, bereits in der frühen Diadochenzeit sich von der sonstigen hellenistischen Entwicklung abgelöst und in solcher Vereinsamung abgespielt haben muß, daß im Gegensatz zur ganzen westlichen Welt Erscheinungen des III. Jhdts. v. Chr. dort noch zu Beginn der Sasanidenzeit am Leben sein konnten. Denken wir an das, was wir für die Erzengel am Bogen gefolgert haben, so wird uns die Gleichläufigkeit des Schlusses als Bestätigung dienen: wir sehen hier die letzten Nachkommen des baktrischen Hellenismus vor uns.