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0007 Altbuddhistische Kultstätten in Chinesisch-Turkistan : vol.1
Ancient Buddhist Temples in Chinese Turkistan : vol.1
Altbuddhistische Kultstätten in Chinesisch-Turkistan : vol.1 / Page 7 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000191
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Einleitung.

Af den folgenden Seiten übergebe ich dem Druck das Rohmaterial der archäologischen Arbeiten, welches ich während meiner zweiten Reise in Chinesisch-Turkistan 1905-1907 an Ort und Stelle sammeln konnte. Begründet ist dieser Entschluß durch den Umstand, daß die mitgebrachten Originale zurzeit noch in den Kisten liegen und ihre ausführliche Bearbeitung zwar beabsichtigt wird, aber erst in langer Zeit wird zum Abschluß gebracht werden können. Ich bitte also das Gegebene nur als einen Bericht über das an Ort und Stelle Geleistete anzusehen 1).

Im Verhältnis zu der langen Reise (September 1905 bis Juni 1907) nahm die eigentliche Arbeit an den Ruinen eine kurze Zeit, kaum acht Monate im ganzen, ein. Die großen Entfernungen, gewollter und nicht gewollter Aufenthalt in den auf der Route liegenden Städten verschlingen den größten Teil der Zeit. Dazu kommt Rücksicht auf die klimatischen Verhältnisse. In der Umgebung von Turfan ist die Arbeit im Hochsommer ( Juni bis Mitte August) infolge der Sonnenglut schwierig, in der Umgebung von Qarasahr kommt die Moskitoplage hinzu, welche dem im Lande weilenden Reisenden den Aufenthalt verleiden könnte, wenn es allerlei Umstände verursachen, daß er im Juni dort zu verweilen genötigt ist. Stürme und Erdbeben (letztere besonders in Qyzyl bei Kuca) gehören mit zum Charakter des Landes und gaben auch für den Zustand der Altertümer dem Besucher mehr wie eine interessante Lehre.

Auch in bezug auf die Unterkunft haben archäologische Arbeiten in Chinesisch-Turkistan mancherlei Schwierigkeiten. Am besten bleibt es, wenn es irgend möglich ist, sich in den Ruinen selbst einzurichten, so gut es eben geht; Verpflegung usw. regelt sich dann durch die Sorgfalt der chinesischen Beamten in ganz befriedigender Form.

Die archäologische Ausbeute ist natürlich ganz ungleich. Während an dem einen Orte eine solche Fülle sich ergibt, daß die Hände nicht ausreichen, auch nur das Nötigste zu schaffen, bleiben andere Stellen, von deren versandeten Schätzen man Wunder gehofft hat — nach dem was die Eingeborenen erzählten — ganz ohne nennenswertes Resultat. Die Enttäuschungen des Reisenden, wenn als Ergebnis der Grabearbeit sich Haufen von Brandschutt finden, aber doch noch Anzeichen verraten, welch hervorragende Dinge hier zugrunde gegangen sind, kann nur der begreifen, welcher derartige Erlebnisse mitgemacht hat. Allein solche traurigen Entdeckungen werden durch unverhoffte, gelegentliche Funde wieder wett gemacht und üben doch nur auf die ersten Versuche hin einen längeren Einfluß auf den Reisenden.

An Orten nun, in welchen große Mengen archäologischen Materials erhalten sind, ergibt sich die Aufgabe, in kurzer Zeit ein ungemein vielseitiges und fast überall halb zerstörtes Material so weit zu bewältigen, daß man imstande ist, sich einigermaßen Rechenschaft zu geben — über alles: Sujet des Dargestellten, die verschiedenen Stilformen, eventuelle Reparaturen und Umbauten usw., kurz: es tritt eine Arbeit an den Reisenden heran, für welche die zugemessene Zeit des Aufenthalts sich als zu kurz ergibt. Die fremden unerhörten Formen, die immer wieder wechselnden Stilarten, in welchem das buddhistische Legendenmaterial in den Wandgemälden auftritt, verblüffen und verwirren selbst den mit der Materie vertrauten Besucher. Die alten Fassaden der Anlagen sind verstümmelt, die Grundrisse ergeben sich nur schwer und langsam aus immer wieder beobachtender und vergleichender Arbeit, und doch heißt es jede Kleinigkeit im Auge behalten, weil irgendeine besser erhaltene Fassade Lösungen bringen kann für Dinge, welche zuerst unverständlich waren. Das Ausnützen der auf den Wandbildern dargestellten Gebäude zur Rekonstruktion des verlorenen äußeren Bildes ist eine Aufgabe, welche sofort herantritt, aber an Ort und Stelle unter der Fülle des Materials kaum

I) Der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte danke ich verbindlichst für die Überlassung 'der für meinen Bericht in der Zeitschrift für Ethnologie 41, 1909 S. 895 ff. hergestellten Zinkos, Herrn Prof. Dr. O. Franke für die freundliche Durchsicht der an Ort und Stelle kopierten chinesischen Inschriftenreste.

Grünwedel, Altbuddhist. Kultstätten in Chines. Turkistan.   t