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0009 Altbuddhistische Kultstätten in Chinesisch-Turkistan : vol.1
Ancient Buddhist Temples in Chinese Turkistan : vol.1
Altbuddhistische Kultstätten in Chinesisch-Turkistan : vol.1 / Page 9 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000191
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Einleitung.

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die Durchzeichnung der Konturen unmöglich war — entweder weil das Bild über dem Absturz stand, oder weil Insektennester, Rauheiten oder Bröcklichkeit der Bildfläche, die sich abzuschälen begann, die Durch- zeichnung verhinderten, ließ ich durch die Türken mittelst kleiner Nägelchen in gemessenen Abständen mit

  • Schnüren quadratische Netze über die Bilder ziehen, deren Konturen ich dann in meine verkleinerten Quadrate

eintrug. So habe ich auch da zuverlässige Konturenkopien erlangt, wo die Pausemethode versagte. Sehr erschwert wurde diese Arbeit im Winter 1906-07, wo die scharfe Kälte die Tusche im Pinsel frieren machte und auch die gewöhnlichen Mittel dagegen (Zusatz von Alkohol) versagten. Eine große Plage bei der Arbeit war der herumstäubende Sand, welcher, in Pinsel und Feder geraten, diese völlig verdarb, die Tusche zersetzte, die Farbstoffe veränderte. Beim Aquarellieren war die Wiedergabe der Farben schwer. War es gelungen, den Hauptton zu mischen, so konnte eine Wolke Sand, welche hereinflog, alles verändern. Ferner stellte sich die Beobachtung ein, daß der benutzte europäische Farbstoff in hellerer Abstufung, sei es, daß er mit Deckweiß versetzt oder durch Wasser verdünnt wurde, ganz andere Abstufungen ergab, als der im Original gebrauchte Stoff.

Was die beigegebenen Pläne betrifft, so muß ich dazu das Folgende bemerken:

Die Höhlen und ihre Vorbauten (soweit diese erhalten sind) sind nie oder nur in den seltensten. Fällen

ganz regelmäßig. Selbst die prunkvoll und wahrhaft künstlerisch ausgestatteten Räume unterscheiden sich in dieser Beziehung nicht von den einfacheren, handwerksmäßig ausgestatteten Anlagen. Die Wände sind nie ganz gerade, auch nicht gleich tief. Maßdifferenzen von 20 und mehr Centimetern sind häufig, Ungleichheiten sind dann mit dem stets geschmeidigen und fügsamen Tertiärton, in welchen die Höhlen selbst geschnitten sind, ausgeglichen oder richtiger gesagt ausgestrichen. So ist z. B. in den gewölbten Seitengängen der Höhlen, wenn die Seitengänge in den Quergang münden und so eine Ecke bilden, die Verbindung der beiden gleich-hohen Gewölbe nie durch einen Grat markiert, sondern die beiden Gewölbe sind in einander hinüber-modelliert. In ähnlicher Weise sind Ungleichheiten bei zusammentreffenden Gesimsen usw. durch die Gunst des Materials ausgeglichen. Vortretende Stellen in den Wandflächen finden sich oft. Häufig war es ein großer, in der Masse zum Vorschein kommender, harter Stein, der so gebettet lag, daß, wenn man versucht hätte, ihn herauszunehmen, der Einsturz der Anlage zu befürchten war. In höchst naiver Weise wurde ein so ungefüger

Block einfach in die Malerei hineinkomponiert, was um so näher lag, als die Temperabilder der Wände und Ge-

wölbe ja nur die Fonds für davorstehende Figuren sind. Ferner finden sich oft Stellen, wo schon bei der Anlage der Höhle die Masse der Wand nachgab und zusammenbrach, besonders häufig ist dies bei den Türwänden der Fall. Diese Lücken wurden dann dtirch eingesetzte Luftziegel ausgeglichen. Bei den Türen gab die häufig ganz vorgebaute Vorhalle (Freibau) mit Pultdach einen festen Halt. Alle kleinen Zufälligkeiten irt den Maßen konnten nicht eingehend berücksichtigt werden, sondern es wurde stets ein Mittel genommen, um die allgemeinen Formen der Raumverteilung so weit zu fixieren, daß ihr Idealtypus wiedergegeben wurde. Nur wo auffallende Unregelmäßigkeiten vorlagen, wurden sie bemerkt und im Kontext der Beschreibung erwähnt. Schon der Umstand, daß in Fällen, wo der Verputz, auf dem die Bemalung ausgeführt war, völlig abgerissen war, nie mit Sicherheit seine ursprüngliche Dicke angegeben werden konnte (wenn nicht die anstoßende Ecke seine Ränder erhalten hatte),. mußte im Gegensatz zu anderen, besseren Höhlen eine gewisse Ungleichheit ergeben. Noch schlimmer war dies bei abgestoßenen Ecken, heruntergerissenen Gesimsen und dergl. mehr. Um mich selbst zu kontrollieren, habe ich einzelne Räume von andern messen lassen. Jetzt nun, wo ich dies Material mit dem meinigen vergleiche, finde ich nur. geringe Differenzen — kaum einmal s oder to cm mehr oder weniger, so daß ich also meine Skizzen m t ruhigem Gewissen, so wie sie sind, abdrucken kann.

Ich muß dabei nur um einer allerdings etwas lästigen Sache wegen um Entschuldigung bitten. Bei der

Masse von Arbeit, welche während der Räumung der Höhlen sich andrängte, bei den steten Störungen, welche unterliefen, entweder durch die Arbeiter oder Besucher (besonders weithergekommene Patienten machten sich recht unangenehm bemerkbar), oder aber durch angenehmere Ereignisse, wie unverhoffte Funde, habe ich zur Bezeichnung der einzelnen Teile der Höhlen keine Gleichheit beachtet, sondern die Zahlen und Buchstaben, welche die Hallen, Gänge, Türen, Wände usw. bezeichnen sollen, bald in dieser, bald in jener Reihenfolge angewendet. Es würde sich dies ja jetzt ändern lassen, wenn die ganzen Erwerbungen, besonders die ausgehobenen Wandgemälde, schon ausgepackt, montiert und inventarisiert wären. Da aber dies Material, noch mit den in den Planskizzen notierten Buchstaben und Zahlen bezeichnet, in den Kisten verpackt liegt, muß ich diese Ungleichheiten stehen lassen. Diese Unregelmäßigkeit gibt also auch wie so manches andere ein getreues Bild der Arbeit an Ort und Stelle.

Um nun auf die Lokalitäten selbst einzugehen, will ich eine kurze Übersicht der Reise selbst geben.

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