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0008 Altbuddhistische Kultstätten in Chinesisch-Turkistan : vol.1
Ancient Buddhist Temples in Chinese Turkistan : vol.1
Altbuddhistische Kultstätten in Chinesisch-Turkistan : vol.1 / Page 8 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000191
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2   Einleitung.

recht beachtet werden kann. Es ist kein Wunder, daß das Auge des Besuchers, ermüdet und beirrt durch die Berge von Schutt und Trümmern, in seinem Kampf um Klarheit sich zuerst dem überall entgegenleuchtenden Bilderschmuck zuwendet. Aber auch hier kostet es große Mühe, Darstellungen und Kompositionen wieder zu erkennen, welche sonst ganz geläufig sind, und es dauert lange, bis das Verwirrende weicht und der Besucher das Leitmotiv findet. Die zahlreichen Zerstörungen (fast nirgends sind. die Gemälde ganz erhalten) erschweren im Anfang die Aufgabe ungemein. Fast überall fehlt die Kultfigur, andere plastische Ausschmückungen, Figuren und dekoratives Beiwerk sind vernichtet, Inschriften sind verkratzt, verräuchert. oder bei Versuchen, sie auszuschneiden, zerstört, die Türwände durch Ausreißen der hölzernen Türverkleidung für die Kamine der heutigen Bevölkerung vernichtet, die Vorhallen und Vordächer, die Freigalerien, welche an den Felsen entlang den Zugang an hochliegende Anlagen ermöglichten, mit allem dekorativen Beiwerk, geschnitzten Pfosten, stűpaförmigen Aufsätzen, Bannern und Wimpeln längst zerstört. Demgegenüber ist, wie erwähnt, andererseits eine Möglichkeit der Ergänzung dadurch gegeben, daß die meisten in den Höhlen — und, wo wir es kontrollieren können — auch in den Resten der Freibauten erhaltenen Dekorationstypen sich sowohl im Ganzen wiederholen als in ihren einzelnen Teilen weiterleben. Es ist dies eine Beobachtung, welche ich schon 1902-03 in der Umgebung von Idyqutsähri machen konnte. Sie gilt in derselben Weise auch für die Umgebung von Kuca und Qara?;ahr.

Wir haben also überall, mit gewissen Ausnahmen natürlich, mit einer Reihe von Musteranlagen mit wesentlich demselben Bilderschmuck usw. zu tun, welcher in bestimmte Serien von Darstellungen zerfällt und dessen Studium und eventuelle Rekonstruktion ich mir diesmal, so gut es eben möglich war, zur Aufgabe machte.

Dieses Rohmaterial lege ich nun in den nächsten Seiten vor. Ich hoffe, in späteren Arbeiten die Behandlung ihrer einzelnen Teile wieder aufnehmen zu können, um ihre Abhängigkeit voneinander und ihr sporadisches Weiterleben in späteren Perioden, wenn Veränderungen der Religion selbst neue Kompositionsschemen schufen, darstellen zu können.

Aus dem Gesagten erhellt, daß die Aufgabe an Ort und Stelle darin bestand, zunächst das Gefundene, was irgendwie ergiebig schien, zu fixieren. Es war also eine Planskizze zu machen, die Reihenfolge der erhaltenen Bilder zu notieren, das Wichtigste daraus zu skizzieren und mit der äußeren Ansicht der Anlage photographieren zu lassen, kurz durch so viel wie möglich eingehendes Studium so weit zu gelangen, daß die zum Ausschneiden und Ausheben geeigneten Bilder bezeichnet werden konnten, wenn nicht die Kürze der Zeit und der hohe Wert der aufgedeckten Bilder gebot, alles mitzunehmen. Ich ging dabei von der Ansicht aus, daß die Frage, welche Gemälde mitgenommen werden sollten, nur so beantwortet werden kann: entweder alles oder nichts. Alles dann, wenn das hohe Alter oder die wissenschaftliche oder künstlerische Bedeutung es rechtfertigt; Nichts dann, wenn es nicht möglich war, sich über den übrigen Inhalt so klar zu werden, daß die Rekonstruktion in Europa möglich schien. Eine Ausnahme machen natürlich wichtige Varianten, welche in Repliken vorkommen. Aber auch dies zu bestimmen, ist nur nach eingehender Arbeit an Ort und Stelle möglich. Ausgenommen ferner sind einzelne merkwürdige figürliche oder dekorative Reste in sonst ganz zerstörten Höhlen, welche als Beleg, welcher Stilart die zerstörte Anlage angehört hat, mitgenommen werden mögen. Das flüchtige Ausbrechen einzelner Platten aus Gemälden, die man nicht genau notiert, in ihrem Zusammenhang bestimmt oder erkannt, nicht gezeichnet oder photographiert hat, halte ich für verwerflich, ebenso auch das ohne jede Rücksicht auf das Dargestellte unternommene Ausschneiden von Inschriften.

Bei den wertvollsten Bildern, welche also bis auf die dekorativen Wiederholungen überall ganz mitgenommen wurden, habe ich, wenn es irgendwie menschenmöglich war, noch an Ort und Stelle sowohl Photographien machen lassen, als auch Pausen oder Aquarelle gefertigt. Denn bei den Gefahren, welche der Transport mit sich bringt, hielt ich es für dringend nötig, wenigstens Photographien oder Durchzeichnungen zu sichern. Schon das Ablösen der alten Bilder, welche häufig verschimmelt sind, brachte große Gefahren, und nicht immer gelang die Ablösung; was verschimmelt war, zerfiel eben in Staub. So rechtfertigte es sich, wenn an Ort und Stelle alle möglichen Anstrengungen gemacht wurden, durch Kopieren die noch im Zusammenhang gefundenen Bilder zu retten. Freilich mußte ich bei der Masse der prächtigsten Bilder manches einpacken lassen, was nicht zu kopieren möglich war. Besonders in Qyzyl (im Monat April igoó) ergab sich beim Ausräumen der Höhlen ein so massenhaftes Material von Temperabildern der kostbarsten Art, daß ich meine Bemühungen nur auf die durch Schimmel und Moder gefährdeten Bilder beschränken und die besser erhaltenen unmittelbar ausschneiden und verpacken lassen mußte, jedoch immerhin unter genauer Fixierung und Beschreibung der Lokalität, woher sie genommen wurden. Das Illustrationsmaterial, welches unten den Beschreibungen beigegeben ist, besteht aus den an Ort und Stelle gemachten Pausen und Freizeichnungen. Wo