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0316 Altbuddhistische Kultstätten in Chinesisch-Turkistan : vol.1
Ancient Buddhist Temples in Chinese Turkistan : vol.1
Altbuddhistische Kultstätten in Chinesisch-Turkistan : vol.1 / Page 316 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000191
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3 ip   Murtuq, 3. Anlage. Bergnáse. Hauptanlage A, B, C, D, E.

Die andere Seite dieser Zusammenflußstelle bildet eine hohe steile Bergkuppe, vom Tal aus etwa 30 m hoch, welche auf ihrem Gipfel ein ziemlich großes Plateau bildet. Dieses Plateau und die dem Flüßchen zugewendete Abhangseite enthielt alte Anlagen, ebenso die den Zusammenfluß der beiden Quellbäche trennende Bergnase. Am Fuße des Hügels, auf welchem der Weg endet, den der Besucher von Bäzäklik her gegangen ist, liegt eine große turmartige Ruine, in deren Schutt sich massenhaft Reste zerrissener, illuminierter, uighurischer Manuskripte fanden. Daneben liegt auf einem Anberg noch ein kleiner Stűparest, Fig. 624.

Anlagen auf der Bergnase. Diese sind wenig zahlreich und leider sehr zerstört. Sie bestehen aus einer schmucklosen, kleinen Doppelhöhle oben im Berge und einem kleinen bunt bemalten und wild zerstörten Tempelchen in der Entfernung von 27 in aufwärts, von der Spitze der Bergnase aus gerechnet, Fig. 624 bei *. Es war unmöglich, über die Anlage Genaueres auszumachen, soviel ist sicher, daß sie aus zwei neben-, d. h. räumlich übereinander liegenden quadratischen Tempelchen bestand, die vielleicht mit Stufen verbunden waren. Ferner ist aus den im Schutt herumliegenden, zahlreichen Gemäldetrümmern zweifellos, daß die Darstellungen Amitâbhabilder enthielten und daß ebenfalls eine Replik des oben oft erwähnten Avalokite§vara-

bildes mit der Juwelen bringenden Göttin Vasundharâ, R. unter dem Bodhisattva, vorhanden war. Die Bilder hatten ausgesprochen chinesischen Stil, zeigten lebensvolle Zeichnung und ein buntes Kolorit. Reizvoll

war die Darstellung der Juwelen tragenden Göttin und ihrer Dienerinnen, welche noch ganz im Schutt zum

Vorschein kam, Fig. 626. Hinter ihr waren noch Reste der Figur eines vielarmigen Dharmapâla in derselben Kampfposition wie »Bericht« Taf. VIII. Auch ein Stück des Berges Meru, auf welchem zweifellos das große

AvalokiteSvarabild stand, hat sich erhalten. Es bringt eine seltsame Neuerung: das Meer am Fuße des Berges kommt aus einem grotesken, schnurrbärtigen Männerkopf, einer Variante des alten Narasimha-Brunnen-Motivs oder des kettenhaltenden Löwenkopfs antiker Tradition 1). Unten schloß das Bild das von Qyzyl her bekannte

»Zahnschnitt«-Muster ab, Fig. 625.   .

Eine einzige Wand war noch ganz mit den Originalgemälden erhalten: es waren vier, etwa 96 cm hohe, groteske Vajrapânis mit großen Donnerkeilen in rein chinesischem Stil abgebildet. Einige davon in wild er-

regter Stellung, drohend und sich reckend, ein anderer in ruhiger Haltung, Fig. 627. Es ist bedauerlich, daß die Anlage so zerstört ist, so daß nicht ausgemacht werden kann, welche Funktion diese Vajrapânis hier hatten. Die Hauptanlagen befinden sich auf der gegenüberliegenden Bergkuppe , zu Füßen desselben, dem Bache zugewendet und oben auf dem Plateau. Auf dem Plateau lag in der Mitte eine große Tempelhalle A und dahinter ein kleiner Stűpa B, ein anderer an der dem Tale zugewendeten Bergecke C.

Die Anlage am Fuße des Berges besteht aus einer oberen und, wie es scheint, ursprünglich auch einer unteren Reihe von Räumen: Die vermuteten unteren Räume sind durch Übertreten des im Winter winzigen

Quellbächleins ruiniert worden, und ebenso haben in der oberen Reihe die nach Murtuq zu tiefer liegenden

vorderen Höhlen (M, L) durch Wasser so gelitten, daß die eingeleiteten Ausgrabungen hier nur auf vermorschte und vermoderte Reste stießen. Im übrigen war die Arbeit in diesen Räumen ergiebig genug. Ganze Lagen

von uighurischen und zum Teil auch manichäischen Handschriften, buddhistische Bilderreste, Reste von Fahnen und Kleinaltertümern fanden sich sowohl in den Gängen der Anlage auf dem Berge, wie in den unten liegenden Höhlen und Tempelchen.

Gehen wir nun auf die Einzelheiten ein: Fig. 624 S. 308.

In einem Abstand von etwa 9 m vor dem auf dem Plateau liegenden Tempel A ist die Bergwand in einer Breite von 12 m geglättet und so am Fuß der Kuppe ein Hof D gebildet, vor dem die übrigen Anlagen gelegen sind. Zunächst an der Ecke, dem Tal zugewendet, aber mit der Tür wie alle Anlagen nach dem Bach orientiert, liegt die Halle E, 5,20 m tief, . 3,30 m breit.

Anlage E z) ist zweifellos eine Replik von H. 7 in Bäzäklik gewesen. Sie hatte den Avalokite§varasockel vor d. Rückw. und je drei Buddhasockel vor d. Seitenw., wie diese. Auch die Bemalung war identisch, aber mit mancherlei Varianten. So ist z. B. die Garúdajagd stark abgekürzt: die Gruppe mit dem Hund und dem vom Lassowerfer niedergeworfenen Garuda fehlt, ebenso der Keulenträger. Dargestellt ist der Bogenschütze, der Mann mit dem Jagdfalken, der angeschossene Garuda, von einem Falken ergriffen, das herabstürzende Kind und eine Frau, die es auffängt, vor dem gepanzerten Helden, welcher nur von einem Beil-träger und Köcherträger begleitet ist, Fig. 628. Ähnliche Abkürzungen begegnen auch in den übrigen Darstellungen, doch sind diese so schlecht erhalten, daß sich nur die Identität mit den Bildern in Bäzäklik 7

  1. Vgl. zur Sache: Allg. Geschichte der Bild. Künste I, 2. Hälfte Berlin, Hist. Verein Baumgärtel S. óro, 612.

  2. Ich muß erwähnen, daß ich die Buchstabenbezeichnungen der freigelegten Räumlichkeiten in der Reihenfolge erwähne, in welcher ` diese aufgedeckt und ausgeräumt wurden. Da die in den Räumen gefundenen Altertümer mit diesen Buchstaben bezeichnet sind, muß ich sie zunächst beibehalten.