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0011 Altbuddhistische Kultstätten in Chinesisch-Turkistan : vol.1
Ancient Buddhist Temples in Chinese Turkistan : vol.1
Altbuddhistische Kultstätten in Chinesisch-Turkistan : vol.1 / Page 11 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000191
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Einleitung. Ming-Öi bei Qumtura.

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'waren, zunächst nichts weiter übrig, ,als hier und dort, soweit Bilder freilagen, dieselben durch Beschreibung der Lage, ihrer Anordnung im Raum und ihrer Komposition zu fixieren und Skizzen des Auffallenden oder Ungewöhnlichen zu machen. Mit der allmählichen Räumung der Höhlen vom Flugsande kamen neben den verschütteten Teilen der zunächst. zugänglichen Höhlen auch viele (und nicht die schlechtesten !) neue hinzu, so daß sich also für den Archäologen eine geradezu erdrückende Arbeitsmasse ergab. Die Erkenntnis, daß gewisse Höhlendekorationen sich mehrmals wiederholten, gab freilich eine gewisse Beruhigung. Es war zunächst möglich, die Unika ins Auge zu fassen und sie allein zunächst zti studieren, aber andererseits ergaben sich bald in den Repliken der öfter vorkommenden Dekorationssujets so merkwürdige Varianten, daß auch hier das genaueste Detailstudium sich als nötig erwies. Überall aber waren Lücken, welche Ergänzungen wünschenswert machten, um die Erklärung zu ermöglichen. Es war ein förmliches Freudenfest, wenn sich eine solche Lücke ergänzte. Alles aber konnte ich leider nicht machen — was ich wohl gewünscht hätte — es war unmöglich, aus physischen Gründen sowohl, wie aus Mangel an Literatur. Besonders zur Bestimmung der so oft abgebildeten Buddhapredigten an Ort und Stelle reichte weder meine Zeit noch mein Gedächtnis aus. Ich hoffe aber genug an Originalen, Kopien und Beschreibungen mitgebracht zu haben, um später, wenn alles zugänglich sein wird, in ruhiger Arbeit, nicht in der nervösen Anspannung aller physischen und geistigen Kräfte, die an Ort und Stelle nötig war, auch hier die Lösung zu bringen. Eine Reihe von Kollationen der gleichen Kompositionsmotive habe ich aber schon an Ort und Stelle gemacht; es ist dies das Material, welches unten folgt. Die Literaturzitate habe ich erst hier beigefügt, ohne zu glauben, überall das Richtige gefunden zu haben. Ich brauche sie als hier beigefügte Zutaten nicht zu markieren, da in meinen an Ort und Stelle gemachten Originalmanuskripten natürlich nicht davon die Rede sein konnte.

Der kurze Aufenthalt in Ming-Öi beim Qumtura ergab als feste Daten (wie erwähnt, allerdings unter dem Einfluß des Besuchs von Qyzyl) schon eine Reihe Dinge. Zunächst deutlich drei Stilarten:

I. einen Stil, der als unmittelbar mit den Gandhâraskulpturen zusammengehörig bezeichnet werden muß, mit zum Teil eigenartigen Anlagen der Räume, vgl. unten z. B. Höhlen der zweiten Schlucht. Einzelne stark auf Indisches weisende Formen fallen dabei auf.

2. einen offenbar aus dem vorhergehenden herausentwickelten Stil, dessen Eigenheiten mir schon 1902 in den ruinösen Anlagen Ruine I (Bericht l), Taf. II, III, Fig. 1, vgl. Hängebildchen aus )\ Bericht, Taf. XVII Fig. I) in Idiqutsähri usw. aufgefallen waren. Hier schien er in zwei, vielleicht zeitlich geschiedene Perioden zu zerfallen : a sich mehr I nähernd, vgl. z. B. unter Höhle 15 der 1. Schlucht, b in mehr abgerundeter, durch neue Farben vermehrter Art (Hervortreten von Hellblau war besonders auffallend) mit denselben Stifterbildern wie a, welche aber durch bemerkenswerte Unterschiede der Tracht (besonders der weiblichen) bezeichnet sind. Proben die Höhlen: 19, 42 des Haupttals. Für diese Stilart ergab sich bald ein feststehender Plan, welcher in den Repliken nur variiert wird : eine meist zerstörte Vor halle, welche in der Regel breiter war, als die dahinter liegende Cella und, wie allerlei Anzeichen lehren, meist ein Pultdach gehabt hat. Manchmal hatte diese Vorhalle eine aus Luftziegeln gemauerte Türwand und ein querliegendes Tonnengewölbe, an anderen Stellen nur Holzsäulen, so daß sie nach vorn offen war. Doch sind dies Beobachtungen, welche sich nicht allein aus Ming-Öi Qumtura ergaben. Deutlich war hier noch, daß hochliegende Höhlen durch Freitreppen, welche an die Bergwand mittelst eingesetzter Balken gelegt waren, zugänglich und daß ganze Höhlenreihen durch vielleicht bedeckte Gänge, welche über den Abhängen weggingen, verbunden waren 2).

Von der Vorhalle aus gelangte man in eine fast quadratische Cella, welche von einem Tonnengewölbe überspannt war. (Typ a hatte einen Plafond, in dessen Mitte sich eine hohe, in den Tertiärton gebohrte Kuppel erhob), die Stirnseiten des Gewölbes über der Tür und der Rückwand, der Wand mit den Nischen für das Kultbild. R. und L. von der Nische gingen niedrigere, schmale Gänge ins Innere, hinten durch einen ebenso gewölbten, meist etwas höheren Quergang verbunden, so daß also die Rückwand der Cella die Front eines Mittelpfeilers darstellte.

Über alle Einzelheiten dieses Systems werde ich unten ausführlicher berichten.

Zu diesem häufigsten Höhlentyp gehört nun ein Dekorationsschema, dessen Hauptelemente die folgenden sind:

Nische: Buddha, sein Parivâra: Indra, Panca§ikha und die Götter in Berglandschaft (am Mittelpfeiler), Cellenwände: nahezu quadratische Bilder mit Predigten Buddhas,

Innere Türpfeiler: i. q. Cellenwände oder Stifterbilder oder Schutzgötter,

~) Bericht: B. über archäolog. Arbeiten in Idikutschari u. Umgebung Abh. K. Bayer. Ak. Wiss. I. KI. XXIV. Band 1. Abt. München 1905.

2) In der vorderen Hälfte des Haupttales von Ming•Öi beim Qumtura sieht man noch deutlich die Spuren solcher Konstruktionen.