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0056 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 56 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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It

standen. Auch die Kaufmannschaft von Lucca besaß im 13. Jahrhundert ihre Faktoreien in Accon und bis zum Jahre 1265 in Barcelona. In den auswärtigen Handelsquartieren der Venezianer und Genuesen wurzeln die Anfänge der italienischen Seidenweberei, das heißt kolonialer Betriebe in den Händen italienischer Unternehmer. Schon in einer Urkunde des 11. Jahrhunderts werden venezianische Seidenfabriken in Konstantinopel erwähnt, und

  1.  Jahrhundert waren syrische Weberwerkstätten im Venezianerviertel von Tyrus an, sässig. Der genuesischen Kolonie zu Theben und Athen gewährte 1240 ein Privilegienbrief des damaligen Gebieters dieses Kleinstaates, Guy de la Roche, Zollfreiheit und andere Vor, rechte, nur für die Seidenstoffe, welche die Genuesen dort verfertigten oder anfertigen ließen, wurde die landesübliche Abgabe ausbedungen.') Solchen Außenbetrieben schufen jedoch während der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die politischen Ereignisse Schwierig: keiten und Bedrängnis; Byzanz sah 1261 an Stelle der von Venedig gegängelten Franken: herrschaft die Wiederaufrichtung des griechischen Kaisertums, und in Syrien gingen bald danach die letzten Reste des Königreichs Jerusalem mitsamt den italienischen Nieder: lassungen an die Mamluken verloren. Damit hängt wohl, wenn nicht die Verpflanzung der Seidenweberei nach Venedig und Genua, so doch ihr Aufschwung zusammen.

In Lucca, wo für Rohstoffbezug und Ausfuhr der nahe Hafen von Pisa zu Gebot stand, wurde das Seidengewerbe schon im 12. Jahrhundert gepflegt und nach dem Welt, ruf seiner Erzeugnisse ist Lucca bis 1400 als die eigentliche Seidenstadt des Abendlandes, als das mittelalterliche Lyon anzusehen. An zweiter Stelle folgt Venedig, bald ebenbürtig und am Ausgang des Mittelalters Lucca überlegen. Wenn in den Schriftquellen des Mittelalters die venezianischen Seidenstoffe seltener genannt werden als die luccanischen, so kann es da, von herrühren, daß Venedig vorwiegend nach dem Osten und nach Deutschland ausführte, wo keine Schatzverzeichnisse mit Herkunftsangaben erhalten sind, während Lucca mehr die westlichen Länder versorgte, Frankreich, Burgund und England, welche zahlreiche und ausführliche Inventare hinterlassen haben.

In der ersten und ergiebigsten Quelle, dem schon öfter herangezogenen römischen Schatzverzeichnis von 1295 stehen die venezianer Stoffe den luccanischen ziemlich gleich: wertig gegenüber. Schon in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts war die Seidenweberei der Lagunenstadt ausfuhrfähig; denn im Jahre 1248 erließ der große Rat eine Verfügung für die Zollbehörde derjenigenVenezianer, welche Brokate, Purpurgewebe und leichte Seiden, stoffe machen ;2) aus den Jahren 1265 und 1278 sind bereits Statuten der venezianischen Seiden: weberzunft, der Samitarii, erhalten.3) Auch in Florenz soll schon zu Anfang des 13. Jahr= hunderts eine Seidenweberzunft bestanden haben, doch ist von ihren Erzeugnissen aus so früher Zeit gar nichts bekannt, während die Panni januenses aus Genua zuerst 1241 in französischen Rechnungen,°) dann im Kurieninventar von 1295 wenigstens einmal, im gleichzeitigen Verzeichnis der Londoner Paulskirche zweimal aufgeführt werden. Man darf aus der Seltenheit der Erwähnungen doch nicht auf eine geringe Bedeutung des genueser Textilgewerbes schließen, denn bald danach, im Jahre 1308, ist in einem luccanischen Zunftstatut von solchen Seidenwebern die Rede, die in Lucca genuesische Brokate secun, dum artem Janensium nachahmen.5) Also müssen die Stoffe von Genua sich damals eines guten Rufes und besonderer Vorzüge erfreut haben. In Süditalien dagegen, das man als die Mutter des oberitalienischen Seidengewerbes angesehen hat, scheint die Seidenerzeugung

  1.  Jahrhundert in Wirklichkeit unerheblich gewesen zu sein. Denn als das einzige

') Graf Broglio d'Ajano S. 7; Heyd, Levantehandel I, S. 170, 324.

") Qui faciunt pannos ad aurum, purpuras et cendatos; Francisque:Michel I S. 87 Anm. 1.

Broglio d'Ajano, S. 10 u. 17.

4) Gay, Glossaire S. 580.

Broglio, S. 10 Anm. 1.

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