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0323 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 323 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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scheidenen Zweiglein zusammen und die Ranken und Gewinde fallen in Streublümchen auseinander (Abb. 600=T. 310a). Die steife Wirkung der gradlinigen Strei fen wird durch vielfach wechselnde Bindungseffekte er, folgreich gemildert (vgl. T. 308 a und 310a). Das alte einseitige Wellenschema ist übrigens durch die klassizi, stische Gradlinigkeit nicht vollständig verdrängt worden ; bei kleingeinusterten Stoffen, wo die Schwingungen sich netzartig dicht zusammendrängen, werden sie nicht als ein überwundener Typus empfunden. Den auf T. 311a—e zusammengestellten Geweben liegen durchweg die einsei, tig geschwungenen Ranken oder Bänder zugrunde (Abb. 601); und solche Muster reichen bis ins Empire hinüber.

Die Herrentracht hatte schon gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts auf groß und auffallend gemusterte Seidenstoffe, auch im Hofdienst, verzichtet. Immerhin trug sie noch dazu bei , der im Rokoko etwas vernach, 1<issigten Samtweberei zu einer späten Nachblüte zu ver, helfen. Dem Bedürfnis der vornehmen Stände, Seide zu tragen und doch dem Zug der Zeit nach dunklen zurück, haltenden Farben zu folgen , kamen die Samtstoffe, namentlich die ungeschorenen, am besten entgegen. Da, her sind aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Herrenkleider aus Samt noch in großer Zahl erhalten. Da aber den Hauptschmuck der Staatsgewänder die damals meisterhaft geübte Flachstickerei herstellte (auch hierfür war Lyon tonangebend), blieben die gewebten Muster der Kleidersamte in der Regel unscheinbar und kleinlich. Es fand sich jedoch für die Samtweberei in der inneren Auskleidung von Wagen und Sänften ein weiteres Betätigungsfeld, das für farbenreiche Wirkungen sehr zugänglich war. Groß sind die Muster der Spät samte nicht, aber sehr abwechslungsreich. Am meisten wird das alte Motiv der reihenweis nach rechts und links geneigten Zweige oder Blüten abgewandelt, bald rokokomäßig bewegt (Abb. 602, T. 312 a, b, d, T. 313), bald klassizistisch versteift (T. 312 c, e); auch ganz neue Muster ohne Pflanzenformen kommen zum Vorschein, die rein textil nur auf Farben und Bindungseffekte ges stellt sind (T. 312 f). Der kleine Maßstab führt, wie das schon bei den Seidenstoffen T. 311 zu bemerken war, die Blumendarstellung trotz naturalistischer Auffassung wieder zum Flächenstil zurück. Alles was die Samt: bindung hergeben kann, die Lichtgegensätze zwischen geschorenen und ungeschorenen Flächen, die vertieften Atlaspartien (vgl. T. 312c), die farbige Zeichnung inner,

halb des Flors, ist hier mit größter Meisterschaft ver, Abb. 598. Louis wl.Tapete mit plastischen Mo:

wertet. Dazu kommt als Hauptvorzug eine zarte und   tiven; Frankreich um 1780. Kgm. Berlin.

gewählte Farbigkeit (vgl. T. 313), welche die Kleinsamte des 17. Jahrhunderts noch übertrifft.

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