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0283 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 283 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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Seitdem die- Musterbildung sich unab: hängig vom Orient vollzieht, kommen darin die gleichzeitigen Stilwandlungen der euro, päischen Kunstentwicklung deutlicher zum Ausdruck, als während des Mittelalters. Doch behält das Weberornament noch immer sein besonderes Gepräge. Aus den allgemein gültigen Zierformen des Zeitstils hat es nur sehr wenig übernommen; die Grottesken der italienischen Renaissance oder des Tran: zösischen Barock, das Muschelwerk des Rokoko sucht man in den Seidenstoffen vergebens. Solchen Entlehnungen steht eben immer der Wesensunterschied zwischen plastisch tektonischen Formen und rappor: tierenden Flachmustern im Wege. Erst im späten 18. Jahrhundert, als der fortschrei: tende Naturalismus bei plastisch gedachten Mustern anlangte, wurden die Grenzen der beiden Kunstgebiete soweit verwischt, daß die Dekorationsmotive des Stils Louis XVI ohne erhebliche Veränderungen in die Seiden: weberei übergehen konnten (vgl. T. 305a, e, 307a, b, Abb. 598).

A. Italienische und spanische Seidenstoffe der Renaissance und des Barockstils.

Im 16. Jahrhundert blieb Italien noch unbestritten das erste Seidenland Europas. Der Seidenbau wuchs und gedieh, nament= lich in Venetien, Piemont und der Lom: bardei; im Besitz ausreichenden heimischen Rohstoffs breitete die Weberei sich aus und kam nun auch in einer Menge kleinerer Städte zur Blüte, die mit den schlichten und billigen Stoffen ihr Auskommen fanden, welche der zunehmende Massenbedarf des Mittelstandes verlangte. Den Kunstbetrieb hielten die alten Seidenstädte mit bewährter Tradition fest; Venedig, Florenz, Mailand, Genua, Lucca und Bologna werden immer wieder als die Heimat der Goldstoffe, Samte, Damaste und sonstigen kostbaren Gattungen genannt. Welche Stoffe den einzelnen Städten

Abb. 556. Spanischer Renaissancestoff mit osmanischen Blumen.

zukommen, ist nicht herauszufinden; nur lassen sich ein paar Mustergruppen mit spät

nachwirkender Gotik für Venedig, andere als Ausläufer der Frührenaissancestoffe für

S. Kensington Museum.

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