National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0132 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 132 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000240
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

und Deutschland vertrieb, kann die Einreihung des blauen Silberbrokats mit chinesischen Khilins Tafel 117 (Abb. 355) keine ernstliche Schwierigkeit mehr machen. Die Textur ist, da sich der Silberfaden mehr in der Atlasfläche hält, den vorausgehenden Stücken nicht ganz gleich, aber doch eng verwandt. Zwar entfernt sich die von Weinlaub und Lotusblüten umstellte und mit einem chinesischen Schriftzeichen versehene Frucht nur wenig vom ost, asiatischen Stil und bei den mit Hirschgeweih und Ochsenschwanz ausgestatteten Khilins sind die flammengleich züngelnden Zotteln an Hals und Brust besonders ausführlich wieder: gegeben ; aber grade das ist auch in persischen Buchmalereien (vgl. Abb. 347) und Teppichen oft zu sehen. Die schön gezeichnete arabische Schrift zwischen den Spitzovalfeldern lautet: „Ruhm unserm Herrn dem Sultan dem König dem Weisen dem Gerechten, dessen Sieg verherrlicht werde." Sie enthält also Wort für Wort dieselben Titel, die auf dem Papageien: Stoff (s. Abb. 334) dem Mamlukensultan Muhammed Nasir eddin (t 1340) beigelegt werden. Damit ist zum mindesten die Datierung auf die Mamlukenzeit gegeben. Eine weit ab, weichende, nach dem Stil ganz unmögliche Datierung war nur dadurch in die Welt gesetzt worden, daß Karabacek in seine sonst gleichlautende Übersetzung der Inschrift den Namen Ibrahim eingeschoben hatte, den er mit vorbehaltloser Bestimmtheit auf den Ghasnewiden, sultan Ibrahim (1059-1099) bezog.')

Die Danziger Kasel Tafel 118 aus violettem Seidendamast, in dem weitständig goldene Vierpässe mit Blumenfüllung eingewebt sind (Abb. 356), muß den persischen Arbeiten des späten Mittelalters zugerechnet werden, weil einerseits der dicke Darmgoldfaden der vor: ausgehenden Gattung verwendet ist, andrerseits die Blütenzeichnung persischen Fliesen des

  1. Jahrhunderts ähnelt. Auch ist dieselbe Vierpaßform vielen Sefidenteppichen eigentüm, lich.2) Chinesische Formen sind darin nicht zu erkennen. Während hier die Verwendung als Kasel in der Danziger Marienkirche noch eine Datierung auf die Zeit vor 1500 verbürgt, kann ich den grün,weiß,roten Stoff mit Fasanenpaaren (Tafel 119 c = Abb. 357) nur mit Vor: behalt hier anreihen. An seiner persischen Herkunft läßt zwar die Zeichnung der Fasanen und Pflanzen keinen Zweifel aufkommen, aber mittelalterlich ist das Gewebe gewiß nicht mehr. Die geschweiften Felder treten in dieser Form zuerst als Anhängsel der Mittelstücke von Perserteppichen um 1600 auf, 3) und da auch das Fasanenmotiv in den Teppichen und Samtstoffen der Sefidenzeit ohne Veränderung fortlebt, darf man den Stoff nicht vor das

  2. Jahrhundert setzen.

Den Übergang zur westmuslimischen Weberei bilden die schweren, buntgestreiften Goldbrokate, deren Muster aus arabischen Schriftzügen und Lotusblüten auf wechselnd blauem, ziegelrotem, grünem oder weißem Atlasgrund bestehen (T. 120 a b = Abb. 358). Die Danziger Marienkirche besitzt davon nicht weniger als neun wohlerhaltene Meß, gewänder, Chormäntel, Dalmatiken und Kaseln (Abb. 359); dazu kommt im Berliner Kunst; gewerbemuseum eine Decke von 2,42 zu 1,38 Metern. Die Schrift ist überall dieselbe, bloß die Worte „der Sultan der Weise" in fortlaufender Wiederholung. In den Schmalstreifen sind bald Tiere und Mondsicheln, bald letztere allein zu sehen. Die chinesischen Lotus, blüten in den Breitstreifen sind bei den einzelnen Gewändern verschieden gezeichnet, zu, weilen auch von kleinen Tierpaaren begleitet; aber die Unterschiede sind nicht so groß, daß man an einer gemeinsamen Werkstatt der ganzen Gruppe zweifeln könnte. Wo sie zu suchen ist, bleibt noch unentschieden. Nachdem wir die vollständige Titulatur der Mam, lukensultane sowohl auf einem chinesischen wie auf einem persischen Stoff gefunden haben (s. Abb. 334 und 355), kann hier die ornamentale Verwendung eines Abschnittes davon nicht als entscheidendes Merkmal mamlukischer, d. h. syrisch,ägyptischer Herkunft

') Karabacek, Susandschird S. 144.

') Bode, Vorderasiatische Knüpfteppiche fig. 8, 11. ') Vgl. Bode a. a. O., fig. 10, 18, 19, 34, 38.

62