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0069 Eine Routenaufnahme durch Ostpersien : vol.2
Eine Routenaufnahme durch Ostpersien : vol.2 / Page 69 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000218
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I. DIE FELDAUFNAHME. - DIE MESSUNG DER WEGSTRECKE.

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Die schwierigste Geländeform, die von meiner Route durch Ostpersien gekreuzt

wird, ist die im Lande unter dem Namen „Kevir" bekannte, eine absolut sterile, nach Regen heimtückisch schlüpfrige Salzwüste. Die große Salzwüste in Nordostpersien, wo das Wort „Kevir" als Namensbezeichnung benutzt wird, durchquerte ich zweimal auf meridionalen Linien. Diese Strecke, von Dschandak über Turut nach Chur, ist in jeder Hinsicht als etwas ganz besonderes zu betrachten, als ein nördlicher Abstecher von

der sonst von NW nach SO verlaufenden diagonalen Durchquerung Ostpersiens. Im Zusammenhang mit dem Einfluß des Kevirbodens auf die Marschgeschwindigkeit will ich daher hier die Abweichungen von den bisher beschriebenen Berechnungsgrundlagen anführen, die nur für die Reise durch die große Kevir charakteristisch sind.

Zunächst möchte ich erwähnen, daß ich auf der Reise von Dschandak über Turut nach Chur nicht mein oben beschriebenes Reitkamel benutzte, sondern eine am ersteren Ort gemietete Kamelstute. Auf allmählich ansteigendem, hartem Boden machte dieses Reittier für 150 m in 107 Sekunden 153 Schritte. Bergab waren für die gleiche Strecke nur 147 Schritte erforderlich, da, wie oben gesagt, die Schritte etwas länger werden, wenn das Gelände sich senkt; dies gilt aber bloß bis zu einem bestimmten Neigungswinkel, denn ist das Gefälle steil, so werden die Schritte beim Bergabgehen kürzer. In der unten folgenden Tabelle findet man in der Kolumne über die Anzahl der Kamelschritte nach der Zahl 165 die Zahl I oo, was sich 34mal wiederholt. Die Berechnungsgrundlage ist also eine andere, etwas einfachere. Dies hat seine Ursache darin, daß die Strecke von Dschandak nach Sadfe, 132 km, die in Gesellschaft einer größeren Handelskarawane zurückgelegt wurde, so rasch wie möglich passiert werden mußte und nur von zwei kurzen Rasten unterbrochen wurde. Wir waren daher eine ganze Nacht ohne Unterbrechung in Marsch, außerdem den Tag vorher und nachher und die Hälfte der zweiten Nacht. Die Reise während der Nacht wurde in hohem Grade von zwei Faktoren beeinträchtigt. Erstens hatte es mehrere Tage tüchtig geregnet und regnete zeitweilig noch immer, was den Boden glatt und heimtückisch machte, so daß die Kamele ausglitten und fielen und dadurch beständige kurze Unter-

brechungen des Marsches verursachten. Da war es ein Vorteil, I oo Kamelschritte zum Ausgangswert der Berechnung zu machen und die Anzahl der Sekunden zu notieren, die dazu gebraucht wurden. Der andere störende Faktor war die undurchdringliche Dunkelheit, die an diesen bewölkten Winterabenden herrschte. Kompaß und Uhr abzulesen und die Beobachtungen und Ablesungen aufzuzeichnen, war mit den größten Schwierigkeiten verknüpft. Allerdings konnte man mit Sicherheit annehmen, daß der alte Karawanenweg quer durch die Kevir, nicht zum wenigsten wegen der großen Gefahren, die den Karawanen bei starkem Regen drohen, die Salzwüste auf dem kürzestmöglichen Wege zu kreuzen sucht, d. h. in gerader Linie. Das ist auch der Fall, und Stunde für Stunde kehren dieselben Peilungen wieder,