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0074 Eine Routenaufnahme durch Ostpersien : vol.2
Eine Routenaufnahme durch Ostpersien : vol.2 / Page 74 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000218
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KARTOGRAPHISCHE BESCHREIBUNG DER ROUTENAUFNAHME DURCH OSTPERSIEN.

Wetter stört sowohl den Marsch wie das Beobachtungsvermögen des Kartenzeichners. Anfang Januar hatten wir während mehrerer Tage recht reichlichen Schneefall; er war aber nicht so reichlich, daß die Schneemenge auf dem Boden selber die Schritte der Kamele hinderte. Aber das Fallen des Schnees versperrte die Aussicht und machte es unmöglich, mit einiger Genauigkeit selbst nahegelegene niedrige Berge und Kämme anzupeilen. Klärt es sich dann auf und schmilzt der Schnee, dann wird der Boden, wenn er, wie es hier der Fall war, aus feinem Staub und Lehm besteht, glatt und schlüpfrig, und die Kamele gehen mit kürzeren, vorsichtigeren Schritten und mit verminderter Geschwindigkeit. Dasselbe gilt, nur stärker und unmittelbarer, vom Regen, so wie wir es in der großen Kevir trafen, wo der Boden schon nach einstündigem anhaltenden Regen heimtückisch glatt wird. Dagegen verdunkelt der flüssige Niederschlag die Aussicht in geringerem Grade als die Schneeflocken infolge der Durchsichtigkeit der Regentropfen. Anhaltender Regen auf dem Marsch erhöht auch die Belastung der Kamele wesentlich. Alles, Lasten und Kamelwolle, wird nach einigen Stunden durchnäßt und schwer. Wenn in der Nacht Regen gefallen ist, wird das Zelt wohl um die Hälfte schwerer als in trockenem Zustand. Heftige Niederschläge setzen also die Marschgeschwindigkeit auf verschiedene Weise herab.

Anfang Januar wurden wir auch von sehr dichtem Nebel verfolgt, der natürlich einen äußerst nachteiligen Einfluß auf Peilungen auch ganz naher Gegenstände ausübte und die entfernteren vollständig verbarg. Oft war der Nebel so dicht, daß nur die unteren Teile von Bergen in einem oder wenige Kilometer Entfernung sichtbar waren, ihre Kämme und Gipfel dagegen gar nicht. Der Nebel wirkte scheinbar nivellierend, und die Berge erhielten das Aussehen langgezogener Tafelberge.

Auch der Wind ist ein Faktor, der auf den Gang der Kamele einwirkt. Starker Gegenwind hindert etwas , indem der Winddruck durch eine gesteigerte Muskelanspannung seitens der Kamele überwunden werden muß, wodurch sie rascher ermüden als bei windstillem Wetter. Starker Wind im Rücken ist dagegen eine Hilfe. Er schiebt von hinten, und die großen Lasten wirken wie Segel. Der Marsch wird leichter, die Geschwindigkeit größer. Es wäre praktisch unmöglich, in der Berechnung Rücksicht auf diesen Faktor zu nehmen, um so mehr als der Wind selten parallel zum Wege weht. Man kann davon ausgehen, daß Rückenwind und Gegenwind, seitlicher Rückenwind und seitlicher Gegenwind in allen ihren Abstufungen in Stärke und Richtung, sich gegenseitig ausgleichen. Welche ungemein wichtige Rolle der Wind auf Flußfahrten spielt, habe ich auf dem Tarim 1899 und 1900 und auf dem Euphrat 1916 konstatieren können, wo der schwächste Hauch die Bewegung und Geschwindigkeit des Bootes änderte und mittelstarker Wind die Fahrt ganz und gar unmöglich machen konnte.

Es ist schwer zu sagen, in welchem Grad die Lufttemperatur einen Einfluß auf den Gang der Kamele ausüben kann. Als allgemeine Regel dürfte aufzustellen sein,