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0173 Eine Routenaufnahme durch Ostpersien : vol.2
Eine Routenaufnahme durch Ostpersien : vol.2 / Page 173 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000218
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I. DIE FELDAUFNAHME. - DIE FELDKARTE.

I

und findet, daß auch dieses von unzähligen Gebirgsketten durchkreuzt ist. Sie sind von unbedeutender relativer Höhe, zeigen abgerundete Formen und bestehen zum größten Teil aus Verwitterungsprodukten, die im Vergleich zu den peripheren Gebirgen verhältnismäßig selten das anstehende Gestein zutage treten lassen, und wo es geschieht, ist es fast nur in den Durchbruchstälern der Erosionsfurchen und auf den dominierenden, sturmgepeitschten Höhen der Fall. Er wird finden, daß die Hauptausdehnung der Gebirgsketten parallel mit dem Kwen-lun, Kara-korum, Transhimalaja und Himalaja verläuft, aber daß es viele Ausnahmen von dieser Regel gibt.

Schon eine Durchquerung wird ihm einen sehr klaren Begriff von dem Profil des gewaltigen Hochlandes geben. Durchkreuzt er das Land dann noch einmal oder mehrmals und findet, daß dieselben morphologischen Gesetze immer wiederkehren und daß er auf meridionalen Reisen eine ganze Serie von Pässen zu überschreiten und in ebenso viele Becken oder breite Täler hinabzusteigen hat, während die latitudinalen Reisen ihn durch lange Serien von abflußlosen Becken führen, die durch sehr niedrige Schwellen voneinander getrennt sind, so erwirbt er allmählich eine sehr klare Auffassung von dem plastischen Bau des ganzen Landes und kann sich durch Interpolation von vornherein einen Begriff machen von den Charakterzügen der Landesteile, die zwischen seinen Routen gelegen sind.

Es sind die Blätter der Feldkarte — sie betragen bei mir etwa 2000 -, die die Steine in dem Gebäude, das so zustande gekommen ist, darstellen und die zusammengefügt meine Karte über Tibet bilden. Jedes einzelne dieser Blätter hat seine eigene kleine Geschichte, gerade so wie die hier faksimilierten Blätter von Ostpersien, und jedes steht in Verbindung mit den Aufzeichnungen des Tagebuches, mit den Beobachtungen des meteorologischen Journals, mit den gesammelten Gesteinsproben, mit den Photographien und Skizzen, die hergestellt, und den Panoramen, die gezeichnet worden sind. Die Karte selbst wächst mit den fortschreitenden Stunden des Tagemarsches auf dem Papier. Da erhebt sich rechts von der Route ein Berg. Der Abstand bis zu seinem Fuß wird geschätzt und der Zwischenraum zwischen diesem und dem sichtbaren Gipfel des Berges, der oft nur die Schulter einer vorgeschobenen Verzweigung ist, wird aus freier Hand mit Gefühlsisohypsen ausgefüllt, die soweit wie möglich Relief und Skulptur der Gebirgspartie wiedergeben sollen. Nach links breitet sich die weite Öffnung des Längstales aus; sie ist von andern Bergen begrenzt, deren Formen möglichst genau in die Karte eingezeichnet werden. Diesseits davon schlängelt sich eine breite, wenig tief in den Boden eingeschnittene Erosionsfurche, die in wenigen scharfen Windungen ihren Weg zu einem See sucht, dessen blaue Wasserfläche in bedeutender Entfernung sichtbar ist.

Nach einem halbstündigen Ritt hat die Landschaft im großen betrachtet keine nennenswerte Veränderung erlitten. Alles ist wie zuvor. Aber im Detail ist das Bild doch ein anderes. Nur wer beschäftigt ist, eine Karte über seinen Weg anzufertigen,