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0113 Eine Routenaufnahme durch Ostpersien : vol.2
Eine Routenaufnahme durch Ostpersien : vol.2 / Page 113 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000218
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I. DIE FELDAUFNAHME. - GENAUIGKEIT DES ITINERARS.   61

Rosén in der zweiten Hälfte seiner oben angeführten Tabelle untersucht hat. Denn dabei kreuzt man alle Gebirgsketten der Quere nach, und die Entfernungsberechnungen werden fortwährend von großen Störungen betroffen. Darum wird die Route in meridionaler Richtung unzuverlässiger als in den Längstälern, wo nur ganz flache Schwellen zu überschreiten sind. Beim Aufstieg zu einem Paß werden alle Entfernungsberechnungen dadurch erschwert, daß das Pferd bei jedem zwanzigsten Schritt stehen bleibt und verschnauft, und auch dadurch, daß man im Zickzack bergan reitet, um die Steilheit zu mildern. Sehr oft ist es ganz unmöglich, alle diese kleinen Windungen wiederzugeben, und man macht lieber Peilungen entweder nach der Paßhöhe, wenn sie sichtbar ist, oder nach Steinblöcken, Hügeln und andern Objekten auf dem Wege, oder man schätzt die Entfernung. Man sieht z. B. oben auf dem Abhang einen Stein und schätzt die Entfernung bis dorthin bei normalen Verhältnissen auf zehn Minuten. Bei der Ankunft findet man, daß man zu dem Weg dorthin über zwanzig Minuten gebraucht hat, notiert aber auf dem Kartenblatt auf jeden Fall zehn Minuten. Beim nächsten Wegstück verfährt man in derselben Weise. Natürlich muß die Genauigkeit dabei leiden, aber es gibt unter solchen Umständen kein besseres Verfahren. Auch dieser Faktor trägt einen großen Teil der Verantwortung für einen Fehler von 4 O/ oder 5 %.

Mittel- und Nordtibet bieten also für eine Kartenaufnahme von der hier erörterten Art die größten Schwierigkeiten. Zu all den physischen Hindernissen, unter denen die Beschaffenheit und die Neigung des Bodens die größten sind, gesellen sich noch die moralischen Schwierigkeiten, die eine Folge der politischen Isolierung des Landes sind. In bewohnten Gegenden läuft man beständig Gefahr, in seinem Vordringen gehindert zu werden; in um so höherem Grade, je mehr man sich den Städten und Klöstern der ansässigen Tibeter nähert, ganz zu schweigen von den Städten Schigatse und Lhasa. Man lebt daher immer in der Unruhe, die Arbeit könnte mit sanfter Gewalt unterbrochen und schon gefaßte Pläne könnten durchkreuzt werden. Wohl ist mir es fast immer geglückt, sie durchzuführen, aber die Ungewißheit hat doch stets drückend gewirkt. Diese Ungewißheit hat sich die beiden Male, 190 I und 1908, gesteigert, als ich in Verkleidung reiste. Weitere Umstände erschweren die Herstellung der Karte mehr als je. Statt der großen Kartenblätter war ich gezwungen ein ganz kleines Notizbuch zu verwenden, wo alle Beobachtungen in sehr kleinem Maßstab eingetragen wurden. Wurde ich von Tibetern beobachtet, so war ich natürlich nicht imstande, so oft, wie es wünschenswert gewesen wäre, Kompaß und Uhr abzulesen, geschweige denn stehenzubleiben und Notizen zu machen. Oft war ich genötigt, das Gedächtnis mit zwei oder drei Peilungen auf einmal zu belasten, bevor ich Gelegenheit fand, sie aufzuschreiben. Die Tibeter sind geschickte Späher, und es bedurfte nur einer ganz geringen Unvorsichtigkeit, um eine Verkleidung zu verraten.

Wir finden also, daß fast alle die Faktoren, die in Tibet auf die Kartenaufnahme störend einwirken und sie so mühsam machen, in Ostpersien und Zentralasien fehlen