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0176 Eine Routenaufnahme durch Ostpersien : vol.2
Eine Routenaufnahme durch Ostpersien : vol.2 / Page 176 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000218
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KARTOGRAPHISCHE BESCHREIBUNG DER ROUTENAUFNAHME DURCH OSTPERSIEN.

passiert, eine neue Peilung genommen, dann biegen wir um eine Ecke und folgen der Erosionsfurche aufwärts. Die Einförmigkeit, die Reittouren durch Längstäler mit

langen Peilungen immer anhaftet, hört auf, die Tätigkeit wächst in dem kleineren Tal, das sich fortwährend krümmt und außerdem nach oben zu enger wird. Die Peilungen folgen dicht aufeinander. Anstehendes Gestein ist häufiger, öftere Rasten werden notwendig. Mit einer gewissen Spannung sieht man talaufwärts, neugierig, ob unübersteigliche Felsen uns zur Umkehr zwingen. In dem Längstal reichte das Feldblatt gerade mit genauer Not hin, um alles, was man sah, aufzunehmen. Jetzt nimmt der Streifen der Erdoberfläche, der sich in Sehweite befindet, nur ein schmales geschlängeltes Band in der Mitte des Kartenblattes ein. Aber zuweilen kommen Ausweitungen nach den Seiten vor, gleich Zweigen an einem Baum. Es sind Nebentäler dritter Ordnung, von denen wieder jedes noch kleinere Nebentäler oder Seitenschluchten aufnimmt, die immer kürzer und steiler werden. Wo ein solches passiert wird, wird eine Peilung seiner Hauptrichtung genommen und seine Skulptur, soweit es möglich ist, skizziert. Zuweilen kommt es dabei vor, daß das Blatt nicht ausreicht und daß man sich mit einer schriftlichen Bemerkung zur Charakterisierung des Tales begnügen muß.

Nachdem wir so mit kurzen Peilungen und Schlag auf Schlag folgenden Beobachtungen ein gutes Stück im Tal hinaufgedrungen sind, zeigt sich bei einer Biegung um eine Felsenecke ein offner Platz, eine Erweiterung im Tal, wo der graublaue Rauch von den Feuern aus Jakdung aufsteigt und wo die Karawane lagert. Die letzte Peilung des Tages wird also auf mein eigenes Zelt gerichtet. Die Veranlassung, gerade hier zu lagern, ist das Vorkommen von drei wichtigen Dingen: Wasser, Weide und Brennstoff. Der Karawanenführer hat auch das Recht, ohne meine Ankunft abzuwarten, die Lagerplätze zu bestimmen. Oft finden sich auch nur zwei von diesen Bedürfnissen. Nicht selten bietet die Einöde nur eins, Wasser. In Tibet gehört es zu den größten Seltenheiten, daß auch Wasser fehlt. Man muß nach Ostturkestan, nach der Takla-makan, gehen, um überhaupt eine Route so legen zu können, daß man 20 Tagereisen lang keinen Tropfen Wasser findet. In Tibet dagegen gibt es Quellen, Seen, Regenbäche, Flüsse und Schnee. Der Dung des wilden Jaks wird während des Marsches in Säcken gesammelt, so daß man im Lager davon unabhängig ist. Der kritischste Punkt ist die Weide. Auch wo sie für tibetische Verhältnisse ausgezeichnet ist, ist sie kümmerlich für unsere Pferde. Die tibetischen Pferde leiden keine Not. Wenn das Gras mangelt, fressen sie gedörrtes Fleisch.

In Tibet ist die Arbeitsordnung nach beendetem Tagemarsch dieselbe, wie sie oben für Persien beschrieben ist. Ist das Lager, wie in dem hier gedachten Beispiel, in einem engen Tal aufgeschlagen, dann bietet sich keine Gelegenheit, ein Panorama der Gegenden zu zeichnen. Ist die Perspektive talab- und talaufwärts nicht gar zu eingeschlossen und nichtssagend, sondern gestattet eine Aussicht über vorspringende