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0188 Eine Routenaufnahme durch Ostpersien : vol.2
Eine Routenaufnahme durch Ostpersien : vol.2 / Page 188 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000218
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KARTOGRAPHISCHE BESCHREIBUNG DER ROUTENAUFNAHME DURCH OSTPERSIEN.

weiter. Während der persischen Reise steigerte sich allmählich das Bedürfnis, so oft wie möglich charakteristische Gebirgsszenerien zu zeichnen, die sich allmählich zu wirklichen langen Panoramen auswuchsen. Infolge der morphologischen Hauptzüge des Landes unterliegen die ostpersischen Landschaften nicht so raschen, durchgreifenden Veränderungen wie die tibetischen. In den Wüsten Kevir und Lut kann man ja tagelang wandern, ohne irgendeine größere Veränderung zu bemerken. Auch im Becken von Tabes sieht man während mehrerer Tagereisen denselben Berg, und nur

die Gesichtswinkel ändern sich während des Marsches. Es ist daher leichter, in Ostpersien das vorhandene Material zu beherrschen als in Tibet. In den großen Wüsten, wo der Horizont unendlich entfernt ist, gibt es überhaupt nichts zu zeichnen. Ein Panorama aus der Großen Kevir würde sich als eine wagrechte, vollkommen gerade Linie darstellen, über die sich kaum sichtbare minimale Gipfel und Kämme in ganz schwach gezeichneter Wellenlinie erhöben. Wenn man, wie es oft vorkommt, am Fuß einer niedrigen Gebirgskette entlang reist und auf der andern Seite weit ausgedehnte ebene Wüste hat, verändert sich die Landschaft auf der Bergseite fortwährend, bleibt aber auf der Wüstenseite unverändert. Auch da fühlt man sich nicht versucht zu zeichnen. Einladend ist vor allem eine Landschaft, die von einem günstig gelegenen Aussichtspunkt vollkommen beherrscht wird und wo verschiedene Gebirgsmassive, Ketten und Rücken völlig zu ihrem Recht kommen.

Als Probe eines solchen Panoramas will ich Nr. I o auf Tafel 3 in Band I, Seite 28,

hervorheben. Es erstreckt sich von W rings um den ganzen Horizont über NO und S zurück nach S 82° W; die kurze Lücke zwischen S 82° und W ist eine fast gerade Linie ohne morphologisches Interesse. Ein genaues Studium dieses Panoramas ist sehr lehrreich. Es ist vom Lager bei Chur in einer Meereshöhe von 858 m aufgenommen. Wenn man alle die Gipfel, die in den Gesichtskreis fallen, durch Linien verbände, würde man ein höchst unregelmäßiges Polygon erhalten, das seine größte Ausdehnung nach ONO hätte, während seine Grenzlinien in S 5o° W ganz nahe bei Chur lägen. Der im weitesten Abstand sichtbare Berg Kuh-i-Halvan liegt ungefähr

140 km von Chur entfernt. Das Polygon bedeckt ein Areal von 5000 bis 6000 qkm,

also mehr als ganz Gotland. Auf diese Weise kann man mit der Zeit durch Zeichnen von Panoramen das ganze zu beiden Seiten des Weges gelegene Gebiet mit solchen Polygonen bedecken, und man wird praktisch genommen Bilder von allen Bergen, die auf der Reise in Sehweite gewesen sind, mit nach Hause bringen. Wo die Polygone sich decken, entstehen Schnittpunkte; in allen den Fällen, wo die Berggipfel mit Sicherheit identifiziert werden können, macht man neue Eroberungen für die Feldkarte, besonders in Gebieten, die so weit abliegen, daß das Feldblatt nicht ausreicht, um sie einzutragen. In einem Fall wie bei Kuh-i-Halvan auf dem erwähnten Panorama ist zu beachten, daß dieses Gebirge sich nicht allein wegen der kolossalen Entfernung, sondern auch wegen der Kugelform der Erde so klein und unbedeutend ausnimmt.