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0111 Eine Routenaufnahme durch Ostpersien : vol.2
Eine Routenaufnahme durch Ostpersien : vol.2 / Page 111 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000218
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I. DIE FELDAUFNAHME. - GENAUIGKEIT DES ITINERARS.   59

mäßigkeit des Marsches einwirken. Man mißt eine Basis im Schnee und denkt, daß sie gelten wird. Aber während des Tagemarsches passiert man bald tiefe, bald seichte Gürtel in der Schneedecke, und man kann nicht alles registrieren.

Die strenge Kälte setzt die Arbeitsfähigkeit herab und vermindert in hohem Grad die Genauigkeit und den Detailreichtum der Karte. Bei — 15° und — 20° um Mittag ist man schon nach einer Stunde am ganzen Körper steifgefroren. Das schlimmste ist, daß die Hände nur unter großer Schwierigkeit zur Arbeit verwendet werden können. Die rechte Hand ist blau gefroren, hart wie Holz, unbeweglich und ohne Gefühl. Mit einer solchen Hand trägt man keine überflüssigen Gefühlsisohypsen ein. Es ist absolut unmöglich, die Feder in der gewöhnlichen Art zu halten. Man hält sie wie den Schaft eines Hammers, und die Zeichnungen und Anmerkungen werden danach. Wohl zieht man dann im Zelt das Schwerleserliche und Undeutliche nach, wenn es noch frisch im Gedächtnis ist, aber man hat doch viele Einzelheiten, viele Peilungen und Geschwindigkeitsmessungen versäumt, die man beobachtet und aufgezeichnet hätte, wenn man seine Hände ungehindert hätte brauchen können. Auf mich wirkte die bittere Kälte einschläfernd, und es wurde mir klar, daß es ein leichter Tod sein müsse, zu erfrieren, wenn das Gefühl allmählich schwindet und man in einer betäubenden Narkose einzuschlafen glaubt. So schläfrig wurde ich indessen nie, daß ich in dem roten Faden der Reiseroute eine einzige Lücke hätte entstehen lassen.

Unter solchen Verhältnissen kann die Kartenarbeit zu einer richtigen Tortur werden. So lange ich die rechte Hand in der pelzgefütterten Brusttasche stecken habe, kann ich das Gefühl in den Fingern bewahren. Aber sowie ich sie zu einer Peilung oder Anmerkung herausnehme, wird sie gefühllos. Es dauert 5 oder i o Minuten, bis sie in der Tasche wieder einigermaßen geschmeidig geworden ist, und dann ist die Zeit für eine neue Peilung oder Notiz wieder da. Ist das Wetter ruhig, so kann man sich helfen. Dann herrscht eine erträgliche Temperatur in der Tasche, und die Hand wird rasch erwärmt. Aber es ist nie ruhig, es weht beinahe immer auf den hohen offnen Bergweiten, und oft sind es orkanartige Stürme, die darüber hinstreichen. Man muß es einmal versucht haben, sechs Stunden bei 15 ° Kälte gegen einen tibetischen Wintersturm anzureiten, um ihn nach seinem vollen Wert zu schätzen. Man wird stumpf und verliert sogar für die Karte ein gut Teil des Interesses. Man fragt sich, warum man sich eigentlich solchen Prüfungen aussetzt. Aber man muß vorwärts, sonst ist die Karawane verloren. Man strebt vorwärts, und die Karte kann unter solchen Verhältnissen nicht genau werden. Es erhöht das Behagen nicht, wenn sich zu dem heftigen Wind noch Schneetreiben gesellt. Der Schnee dringt in die Öffnung zwischen den Knöpfen des Pelzes ein, und jedesmal, wenn man die Hand aus der Brusttasche zieht und sie wieder hineinsteckt, folgt eine Schneeladung mit, die nicht zur Erwärmung beiträgt. Schneeflocken drängen sich in das zusammengeklappte Kartenblatt ein und schmelzen teilweise, wenn es im Aufschlag des Pelzes