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0075 Eine Routenaufnahme durch Ostpersien : vol.2
Eine Routenaufnahme durch Ostpersien : vol.2 / Page 75 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000218
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I. DIE FELDAUFNAHME. - DIE MESSUNG DER WEGSTRECKE.   29

daß, abgesehen von andern Faktoren, die Kamele leichter und rascher in kalter, frischer Luft gehen, wo sie durch die eigne Bewegung die Wärme ersetzen müssen, die sie durch die niedrige Temperatur verlieren, als in heißer, schwüler Luft, die sie schlaffer und träger macht. Wenn sehr heiße Tage eintreten, ehe die Kamele im Frühjahr ihre Wolle abgeworfen haben, leiden sie unter der Wärme und der Wolle, oder richtiger unter der Wärme, weil die Wolle noch vorhanden ist. Wenn diese ganz abgefallen ist, so daß die Kamele vollkommen nackt sind, leiden sie nicht mehr unter der Wärme.

DAS BEFINDEN DER KAMELE.

Viele Fehlerquellen wirken, wie wir sehen, auf die Geschwindigkeit ein: Geländewellen, Neigungsverhältnisse, Bodenbeschaffenheit, Belastung, Wetter und Wind, Abwesenheit von Licht usw. Auch wenn es praktisch ausführbar wäre, auf alle Rücksicht zu nehmen, würde meiner Überzeugung nach das Endresultat nicht in nennenswertem Grade verändert werden, denn, wie oben gesagt, heben sich die + und — der verschiedenen Fehlerquellen im großen und ganzen gegenseitig auf. Die Wirkung der verschiedenen Faktoren auf die Marschgeschwindigkeit gibt sich auch direkt in den von Zeit zu Zeit gemachten Beobachtungen und Ablesungen zu erkennen. Wenn die Karawane beginnt, aus ebenem Gelände den Schuttkegel am Fuße eines Kammes emporzusteigen, merkt man die geringere Geschwindigkeit am Ansteigen der Sekundenzahl, die das Kamel braucht, um die als Norm angenommene Schrittzahl zu erreichen. Aber die Schritte werden ja durch die Steigung auch kürzer! Es kommt also ein Fehler in die Berechnung. Dieser Fehler wird dadurch ausgeglichen, daß die Karawane das nächste Mal einen Schuttkegel am Fuße eines Berges hinabschreitet, wo Geschwindigkeit und Schrittlänge infolge der Neigung nach abwärts zunehmen.

Auch eine Fehlerquelle wie das allgemeine Befinden und die Verfassung des Kamels übt ihren Einfluß auf die Längenbestimmung aus und wirkt dadurch auf

das Itinerar. Es ist klar, daß ein Kamel, wenn es Monate lang gearbeitet hat, allmählich erschöpft und verbraucht wird. An meinem Reitkamel merkte man allerdings vom ersten bis zum letzten Tag keinen Unterschied, da es mit besonderer Sorgfalt gepflegt und gefüttert wurde und seine Last leichter war als die der andern. Meine Karawane aus Teheran konnte sich auch 18 Tage lang erholen und ausruhen, während ich mit andern, gemieteten Kamelen die Reise durch die Kevir machte. Während dieser 18 Tage hatten meine eignen Kamele keine andere Arbeit auszuführen, als die kurze Strecke von Dschandak nach Chur zu gehen. Bei der Ankunft in Bendan hatten sie ihre Mission vollendet. Von dort über Nasretabad und Malik-i-sijah-kuh nach Nuschki benutzte ich gemietete Dromedare oder einhöckerige Kamele. So viel ist jedoch sicher, daß meine eignen Kamele beim Aufbruch von Chur leichter und mit geringerer Anstrengung gingen als bei der Ankunft in Dschandak.