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0106 Eine Routenaufnahme durch Ostpersien : vol.2
Eine Routenaufnahme durch Ostpersien : vol.2 / Page 106 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000218
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54   KARTOGRAPHISCHE BESCHREIBUNG DER ROUTENAUFNAHME DURCH OSTPERSIEN.

Tagemärsche zu prüfen und zu kontrollieren. Die erstere wurde wie gewöhnlich durch den Mittelwert der Geschwindigkeiten gefunden, wie sie nach den Schritten der Kamele, zuweilen auch des Pferdes, aufgezeichnet waren. Die Richtung, d. h. die Komponente aus allen Kompaßpeilungen der ganzen Tagesstrecke, wurde gefunden, indem die auf den Kartenblättern verzeichneten Gradzahlen multipliziert, die Ergebnisse addiert und mit der Minutenzahl des ganzen Tages dividiert wurden. Auf einen großen Papierbogen, der allmählich durch Ankleben neuer Blätter wuchs, trug ich so eine Tagesstrecke nach der andern ein. Wenn ich z. B. eines Abends gefunden hatte, daß wir 33 km nach N 17° 0 marschiert waren, wurde die durchsichtige Winkelscheibe in nordsüdlicher Richtung auf dem Blatt orientiert mit dem Mittelpunkt in dem Punkt, der den vorhergehenden Lagerplatz angab. Bei N 17° 0 wurde ein kleiner Punkt auf das Blatt gesetzt und mit dem vorhergehenden Lager durch eine Linie verbunden, auf der 33 km mit Zirkel und Millimetermaß abgemessen wurden; dabei wurden noch zwei Dezimalen berücksichtigt.

Auf dem großen Papierblatt wuchs das Polygon allmählich, und wir näherten uns nach und nach der Quelle mit derselben Spannung, mit der ein Schiff, dem der Proviant an Bord ausgegangen ist, Ausguck nach dem. Leuchtfeuer an einer Küste hält. Ich hatte jedoch ein so blindes Vertrauen auf die Genauigkeit der Feldmessung und der graphischen Konstruktion, die ich nach und nach auf dem großen Blatt ausgeführt hatte, daß ich, als wir am Morgen des 24. Februar 1901 aufbrachen, nicht einen Augenblick zweifelte, daß wir am Nachmittag desselben Tages bei Altimischbulak eintreffen würden. Denn nach dem Konstruktionsblatt hatten wir von Lager CLIV aus, das am Abend des 23. Februar geschlagen wurde, noch 28 km nach S 60° \\T bis zur Quelle. In meiner populären Reisebeschreibung „Im Herzen von Asien" (Leipzig 1903) habe ich kein besonderes Aufheben von diesem Erlebnis gemacht, das jetzt, 18 Jahre später, wo meine Aufmerksamkeit wie nie zuvor auf die Feldarbeit von 14 Jahren gerichtet ist, wieder in seiner ganzen Schärfe vor dem Gedächtnis auftaucht und dasselbe Interesse bei mir weckt wie in jenen endlos langen Tagen, als wir in der Lop -Wüste nach Altimisch-bulak suchteng. Es ist schade, daß das große Papierblatt, das nichts anderes enthielt als die Seiten des punktierten Polygons, nicht mehr vorhanden ist. Ich weiß wahrhaftig nicht, wo seine Atome in dieser Stunde weilen. Aber als wir die Quelle gefunden hatten, als die Karawane gerettet und die Spannung vorbei war und als das Interesse in neue Bahnen gelenkt wurde, da betrachtete ich das aufgezeichnete Polygon, das seine Mission erfüllt hatte, für vollkommen wertlos; ich konnte nicht ahnen, welchen Wert ich darauf gelegt hätte, wenn ich es nach 18 Jahren hätte wieder haben können. Das Papier war dagegen in den innersten Wüsten Asiens nicht wertlos. Seine reine Rückseite wurde zu pro-

I A. a. O. auf Seite 95, Band II, wo ich die Genauigkeit des Bestecks erwähne, geschieht es so flüchtig, daß ich in der Eile angegeben habe, die Länge des Polygons betrüge zoo Meilen, anstatt 146 Meilen.