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Aus Siberien : vol.2 |
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in die rechte Hand nimmt der Schaman den Schlägel, der Orbu genannt wird. Der Schlägel ist von Holz und hat einen etwa 4— 5 Zoll langen Griff, der manchmal recht künstlich geschnitzt ist. Der Schlägel selbst ist flach, etwa zwei Zoll breit, erst mit Woilok und dann mit einem behaarten Thierfelle (Zobel-, Hermelin- oder Hasenfell) überzogen, damit der Schlag auf die Trommel recht dumpf klinge.
Schamanenbeschwörungen mit der Trommel finden bei allen
oben aufgeführten priesterlichen Handlungen statt. Der Schaman erscheint zu diesen nur auf Einladung des Hauswirthes, der ihm dafür meist kleine Geschenke macht. Da gewöhnlich mit der. Beschwörung ein Opfer verbunden ist, so wird der Schaman eben nur in Nothfällen, bei geschehenem oder drohendem Unglück, wie Krankheit oder Tod eines Familiengliedes oder Viehseuche, gerufen. Nachdem • der Schaman erschienen, hält er eine kurze Beschwörung, in der er sich bei seinen Vorfahren über die Ursache des Leidens Nachricht holt. Nach Beendigung derselben theilt er die Ursache mit und bestimmt genau, was geschehen muss, ob ein Opfer überhaupt nöthig ist, welcher Gottheit dieses Opfer zu bringen sei, und zuletzt, worin dieses Opfer bestehen soll. Dabei bezeichnet er die Farbe und gewisse Merkmale, die das Opferthier haben muss, wenn es günstig aufgenommen und einen guten Erfolg erzielen soll. Ein Opfer, das man dem Erlik darbringt, wird an der Stelle gеtödtet, wo sich das Unglück ereignet hat, also in der Jurte selbst oder am Grabe des Verstorbenen, während man dem Bai-Ülgön das Opfer an einer einsamen Stelle, womöglich in einem Birkenwäldchen bei einer neu aufgestellten Jurte, darbringt. Der letzteren Opferhandlung dürfen übrigens nur Manner beiwohnen und muss der opfernde Schaman stets ein Mann sein. Am Opfermahle können beide Geschlechter theilnehmen und zwar Mädchen an der Stelle des Opfers selbst, Frauen aber nur in einiger Entfernung von derselben. Genaueres über die Gesänge der Beschwörung zu erfahren ist mit grosser Schwierigkeit verknüpft, da der Berichtende für sein eigenes Heil fürchtet. Die einzige grössere Aufzeichnung dieser Art findet sich seit dem Anfang der vierziger Jahre in der altajischen Mission, wo mir aber die Einsicht in diese Aufzeichnungen im Jahre 1861 verweigert wurde. Im Jahre
1870 hat dieselben der Missionär Werbitzki in der Tomsker Zeitung veröffentlicht. Er führt zwar alle Schamanengebete im 2*
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