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0516 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 516 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Die Lebensweise der Bewohner Mittelasiens ist so eintönig wie ihre Städte, so eintönig wie die ganze Natur, die sie umgiebt. Das öffentliche Leben gehört, wie bei allen Mohammedanern, nur dem Manne. Ihn sieht man in seinem bunten, meist geflainmtfarbigen langen Rocke, den mit hellgrünen Galoschen bekleideten langschäftigen Stiefeln und dem phantastisch um den Kopf gewundenen weissen, grünen oder rothen Turban langsam und gravitätisch durch die Strassen schreiten. Er sitzt auf den Märkten und bei der Moschee traulich plaudernd. Nur selten schleicht zwischen den bunten Gruppen der Männer eine kleine, schmächtige Gestalt in einem langen, blauen, den Kopf verhüllenden Rocke einher, dessen lange Aermel bis zur Erde reichen und am unteren Ende zusammengenäht sind. Der Rock ist vorn auf der Brust fest zusammengehalten, und an dem stehenden Kragen ein Stück schwarzes Pferdebaargeflecht festgenäht, das den geöffneten Theil des Rockes vor dem Gesichte vollständig verhüllt. Dies sind die Frauen. Sie schleichen wie Verbrecher, die das Licht scheuen, durch die Gruppen der Männer, ehrerbietig jedem Manne ausweichend, der ihnen in den Weg tritt.

Verlassen wir die Strasse und treten durch das schmale Eingangsthor in den Hof, so sehen wir meist zur Seite des Thores, unter einem von Holzpfosten gestützten Lehmdache, die Raufen für die Pferde. In den grossen Städten, in der Nähe der Märkte, wo die Bevölkerung sehr gedrängt wohnt, befinden sie sich auf einem breiten Corridore, der zu dein sehr kleinen Hofe führt. Der Hof ist meist in Quadratform gebaut und rings von Mauern umschlossen, deren eine die Wand des_ Wohnhauses bildet; in dasselbe tritt man durch mehrere kleine, roh mit Schnitzwerk versehene Thiiren, vor denen eine aus Lehm festgeschlagene, etwa ein Fuss hohe Terrasse sich erhebt; auf derselben sind mehrere Teppiche ausgebreitet. Die Тhüren führen zu den Empfangszimmern des Hausherrn, die ihr Licht durch die Thür und kleine, mit Papier beklebte Fenster

erhalten. Die Wände der Empfangszimmer sind meist rob, mit Lehm beworfen, und nur bei Reichen sind sie geweisst oder mit Arabesken bemalt. Die Decke ist weiss, nur bei Reichen mit bunten Farben und Gold verziert. In den Wänden befin-

den sich Nischen und in diesen steht gewöhnlich das Theege-

schirr, sowie die Bibliothek des Hausherrn, meist aus halb zer-