National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0423 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 423 (Grayscale High Resolution Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000224
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

— 385

Decken der Logen sind zum Theil mit Gewalt herabgerissen und die Fussböden dicht mit Schutt und Götzentrümmern bedeckt, ja die mit Bildern verzierten Wände sind vielfach abgekratzt. Zwischen den Götzentrümmern lagen in kleine Stücke zerrissene Papiere, Schriftstücke, Bücher, ja man sah sogar an einigen Stellen, dass man Bücherhâufen durch Feuer zerstört hatte. Es gelang mir, ganze Haufen zerrissener, mit moiigolischen, kalmückischen und tibetanischen Schriftzeichen bedeckte Blätter herauszuziehen, aber vergebens suchte ich nach irgendwie unversehrten Büchern.

Tschedshui oder Ak Kent, das wir gleich darauf erreichten, ist unbedingt . die grösstе der vier Solonen-Städte, die wir be-

i sucht haben. Die Strassen sind hier meist geebnet und mehr

i oder weniger gerade angelegt. Die Wohnhäuser und die Zäune und Mauern, die die einzelnen Gehöfte einschliessen, befinden sich noch in einem sehr guten Zustande. Eine Lehmmauer be- grenzt jedes Gehöft nach der Strasse zu und in der Mitte derselben befindet sich ein mächtiger, meist sehr sauber gearbei-

L   teter Thorweg, der durch ein Spitzdach geschützt wird. Neben
i jedem Thorwege befindet sich in der Mauer zur rechten Seite eine Nische, in welcher früher die Hausgötzen aufgestellt waren. r In dem Hofe ist dem Thorwege gegenüber eine fiinf Faden

i lange Mauer aufgeführt, die es unmöglich macht, von der Strasse aus das Treiben auf dem Hofe und das Wohnhaus zu sehen, selbst wenn das Thor weit geöffnet steht. Von dieser Mauer aus führt ein etwas erhöhter Gang in einer geraden Linie bis

' zum Wohnhause, dieser theilt also den ganzen Hof der Länge

k nach in zwei gleiche Theile. Dieser Weg ist aus Lehm und Steinen festgestampft und in besseren Häusern mit Ziegelsteinen gepflastert. Die Wohnhäuser sind alle einstöckig und liegen hinten im Hofe, mit der Hauptfront zur Strasse gewendet. Jedes Wohnhaus besteht gewöhnlich aus drei Zimmern, und an

ii   dieselben lehnen sich zu beiden Seiten zwei Flügel, rechts die
y Küche und links das Zimmer des Hausherrn, wo er die ihn ~ besuchenden männlichen Gäste empfangt. An den vorderen

Wänden sind viele hohe, breite Fenster mit Papier beklebt und

mit vielem Holzschnitzwerk versehen, dieselben können aufgei hoben werden. Bei den Fenstern sind an den Wänden überall

hohe Sitzflächen. An der Seite befinden sich die Mühle, Speicher

und Ställe. Hinter dem Hause ist der Garten und Brunnen.

Radloff, Aus Sibirien. H.   25

j