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0122 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 122 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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EINFÜHRUNG IN DIE CHINESISCHE KARTOGRAPHIE.

 

Jetzt noch schöpft der konservative Chinese seine kosmographischen Anschauungen aus den heiligen Büchern des KONFUZIUS. Dort liest er, daß innerhalb des Tao 1, d. h. der Ordnung des Weltalls, der Himmel der einen Urkraft entspricht, dem leuchtenden und wärmenden King p ;, daß dagegen die Erde die höchste Verkörperung der andern Urkraft,

des dunklen und kalten Yin ( Z, ist.

Dieser innere Gegensatz zwischen Himmel und Erde wird auch äußerlich durch die Form zum Ausdruck gebracht. Während man dem Himmel die Gestalt der Halbkugel gibt, erscheint die darunter befindliche Erde als ein Quadrat, das auf allen vier Seiten von Meer umgeben ist; während sich die Gestirne am Himmel in vorgeschriebenen Bahnen mit großer Schnelligkeit bewegen, ist die Erde im Zustand der Ruhe. In ihrem Mittelpunkt hat der Sohn des Himmels seine Residenz; von hier aus übersieht er in gleichem Maße das Tao der Erde, um es mit dem Tao des Himmels in Harmonie zu halten; als ihr Mittler bringt er darum in der Nacht des Wintersolstitiums dem Himmel, am Tage des Sommersolstitiums der Erde die höchsten Opfer dar.

Was insbesondere die Opferstätte betrifft, auf der bis in die Gegenwart hinein die Erde als vollkommenste Verkörperung des dunklen Yin verehrt wurde, so gibt sie noch heute in ihrer ganzen Anlage jene uralte Anschauung wieder. Absichtlich hat man sie in der nördlichen Vorstadt von Peking errichtet, weil von allen Himmelsrichtungen am meisten der Norden dem Yin entspricht. Dort befindet sie sich direkt nordöstlich vom sogenannten Tor der Ruhe und Festigkeit, das seinen Namen davon hat, weil Unbeweglichkeit als Haupteigenschaft der Erde gilt. Aber nicht nur in der Lage, sondern auch in der Bauart des Opfergeländes geben sich die althergebrachten Vorstellungen von der Erde kund. Der gesamte Grundriß hat die Form eines Quadrats, dessen Seiten gegen die vier Hauptpunkte des Kompasses gerichtet sind, und diese quadratische Form ist auch im Bauplan der Unterteile strengstens durchgeführt.

2. DIE GRUNDZÜGE DER CHINESISCHEN KARTE.

  1.  Der Kartenentwurf. Dieselben kosmographischen Anschauungen sind in der chinesischen Karte niedergelegt. Auch hier gilt die Erde als quadratische oder nahezu quadratische Scheibe; die Projektion ist eine Plankarte, welche noch kein Gradnetz kennt, sondern nach den Hauptorientierungslinien oft in quadratische Maschen von 5oo oder 1 o0o Meilen Abstand eingeteilt ist; Norden ist zufällig wie bei uns oben. Wenn diese Grundregeln einmal nicht beobachtet werden, so geschieht es aus besonderen praktischen Gründen oder unter dem Einfluß fremder Karten ; es hat zeitweilig Karten gegeben, welche nach dem Muster der buddhistischen Kosmographie die Erde dreieckig oder rund darstellen, andere Karten, die wie die arabischen nach Süden orientiert sind. Aber das sind nur vorübergehende Erscheinungen; immer wieder hat sich die altchinesische Grundform durchgesetzt. Erst nach und nach ist es der europäischen Kartographie gelungen, die chinesische Karte auf eine wissenschaftliche Basis zu stellen, indem sie an die Stelle der viereckigen Scheibe die Kugel setzte und entsprechende Gradnetze einführte, wie es besonders die 7esuiten in der Reichskarte der lllandschu-Dynastie durchgeführt haben. Aber bis auf den heutigen Tag gibt es neben diesen wissenschaftlichen Karten mit Gradeinteilung immer noch Karten mit dem alten Quadratnetz oder sogar ohne jede Hilfslinie.

  2.  Der Karteninhalt. Das starre Festhalten an alten, überlebten Formen zeigt sich auch im Karteninhalt. Da man infolge der unzulänglichen mathematischen Kenntnisse