National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0269 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 269 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000263
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

DAS SUI- HSI NO -T` U.

235

Für die Rekonstruktion sind am wertvollsten die zahlreichen Entfernungsangaben in Li. Sie beziehen sich auf fast alle Abschnitte der Mittel- und Südstraße, auf ihre

Verbindungsstraßen oder auf abseits führende Straßen. Dazu kommt, daß für jedes der

23 Reiche seine Entfernung bis Kua-chou angegeben ist, worunter für diese Zeit nichts anderes als Tun-huang, der Ausgangspunkt der drei Straßenzüge, zu verstehen ist.' Diese

letzteren Entfernungszahlen, die man bisher als überflüssigen Ballast empfand, sind für uns

von unschätzbarem Werte. Stellen wir nämlich aus den ersteren Entfernungs- und Richtungsangaben das Straßennetz zusammen, so ergibt sich die höchst merkwürdige Tatsache,

daß die Distanzen bis Kua-chou, nicht etwa durch Addition der betreffenden Teilstrecken, sondern gewissermaßen direkt aus der Luftlinie gewonnen sind' ; mit anderen Worten — der Annalist hat diese Distanzen aus der Karte des P`EI CHÜ abgelesen und erst dann in seinen Text eingefügt. Nunmehr können wir dieselben Angaben heranziehen, wenn wir die Positionen kontrollieren oder berichtigen wollen, die wir durch die anderen Entfernungszahlen gewonnen haben. Dabei zeigt sich, daß gewisse Strecken, z. B. die über den Ts`ungling, wohl mit Rücksicht auf das Gelände etwas gekürzt sind. Da sonst das gesamte Straßennetz durch die verschiedenen Entfernungszahlen festliegt, macht es keine Schwierigkeiten, auch die anderen »wesentlichen Punkten, von denen P`EI CHÜ in seiner Vorrede spricht, nämlich die im Sui-shu aufgeführten Gebirge und Flüsse einzutragen.3 Auf diese Weise gewinnen wir ein ziemlich vollständiges Kartenbild, von dem wir ohne Bedenken sagen dürfen, daß es in seinen wesentlichen Teilen dem Sm.Hsi yü-t`u, der Karte des P`EI CHÜ vom Jahre 607, entspricht.

Für die Auffassung von den Dimensionen der ganzen Erde ist es wichtig zu fragen, wie weit PrEI CHÜ seine Karte nach Westen ausgestreckt hat. Nach unserer Rekonstruktion durchmißt sie von Hsi-ch`ing bis Fu-lin 16 000 li. Das sind 2000 li weniger, als wir aus den Karten der Han-Dynastie durch Schätzung gewonnen haben (s. oben S. 214). Aber wenn wir bedenken, daß sich die chinesische Oikumene inzwischen nach Osten bedeutend ausgedehnt hat — die Japanischen Inseln traten schon in ein klareres Licht —, so ist es doch wahrscheinlich, daß als Gesamtlänge schließlich sogar der Wert von 3o000 li herauskam, den P`EI HsIU in die chinesische Kartographie eingeführt hatte (s. auch Pl. VIA).

c) Entlehnungen aus älteren Karten. Wenn wir in der angegebenen Weise die Karte des P`EI CHÜ zu rekonstruieren suchen, dann sind wir in der Lage, altes und neues Material von einander zu sondern und danach die einzelnen Daten mit einer Sicherheit zu identifizieren, wie es nach dem bloßen Text nicht möglich wäre.

Verschiedene geographische Namen zeigen, daß P `EI CHU mit der älteren Geographie der Westländer wohl vertraut war. In Ostlurkistan hat er fast alle Ortsnamen aus der Han-"Zeit beibehalten. Anders steht es mit den Ländernamen jenseits des Ts`ung-ling. Hier bringt Pcei Chü die alten Namen meist mit neuen in Verbindung, die ihm bei seinen

I Vgl. Sui-shu, Buch 29 A: ti-li-chih; LIONEL GILES, Tun-huang-lu, Journal of the R. Asiat. Soc. 1914, S. 705.

2 Dabei stellt sich heraus, daß von Yii-t`ien die Distanz 2800 auf 380o, von T`u-huo-lo die Zahl 5800 (vielleicht für das benachbarte Hu-mi gültig?) auf 6400 zu erhöhen ist.

3 So haben wir den Ts`ung-ling, den ältere Karten nur zwischen den Wu-sun und So-chii (Yarkent) kennen, südwestlich bis ZAbul, südöstlich bis Yü-t`ien herumzuführen (s. auch oben S. 22). Dadurch scheidet das alte Siidgebirge (Altyn-tagh) ganz aus, während an die Stelle des alten Nordgebirges (T ien-shan) neben dem T an-wu und dem Roten Felsengebirge (nördlich von Turfan) das Weiie Gebirge, der Ektagh der Türken, tritt. Sodann haben wir die Flüsse Jaxartes, Oxus und vielleicht auch den Tigris nach Norden zu ziehen, die beiden ersteren sogar bis zum Nordmeer, um der Angabe des P`EI CHÜ gerecht zu werden, daß die Nordstraße zwischen dem Türkenlager und Fu-lin die nordwärts fließenden Gewässer überschreite.