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0201 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 201 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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DIE TA-HSIA UND ANDERE WESTVÖLKER.

169

In den Zeiten des Verfalls ging die Erinnerung an die ehemalige Einflußsphäre des Westens verloren; es ist daher sehr fraglich, ob die Namen jener Westvölker irgendwie auf Chou-Karten festgehalten sind.

g) Das Westvolk der Ta-hsia. Nur von dem Völkernamen Ta-hsia   X dürfen

wir mit Sicherheit behaupten, daß er in der Kartographie Aufnahme fand, da er sich bis in die großen Zeiten der Han-Dynastie weiter verfolgen läßt.

Bisher waren es wilde Barbarenvölker wie die jung gewesen, die auf der chinesischen Erdkarte den äußersten Westen einnahmen; nun traten auf der Chou-Karte neben sie oder gar an ihre Stelle die Ta-hsia; doch als die Erfinder der musikalischen Töne wurden sie bald wieder in legendenhafte Ferne hinausgerückt. Jedenfalls ist aus den von O. FRANKE I zusammengestellten Zeugnissen keineswegs zu entnehmen, daß die späteren Angaben über die Ta-hsia wirklich authentisch sind. Wenn z. B. der Herzog HUAN

von Ch`i (T s` i, 685-643 v. Chr.) sich rühmt, im Westen Ta-hsia unterworfen und den Fließenden Sand überschritten zu haben, oder wenn der Kaiser SHIH-HUANG auf einer steinernen Gedenktafel im Jahre 2 19 V. Chr. von sich sagen läßt : »Im Westen überschritt er den Fließenden Sand, im Süden kam er zum Ende von Pei=hu (s. oben S. 150, ), im Osten beherrschte er das Ostmeer, im Norden durchzog er Ta-hsia» , oder wenn vollends sein Sohn dem alten Minister Yü die Legende andichtet, derselbe habe bei seinen Arbeiten am Huang-ho das Lung-men (s. oben S. i 18) durchstochen und so den Weg nach Ta-hsia frei gemacht —, so sind das alles lediglich rhetorische Wendungen ; und diese müssen geradezu aus Karten der chinesischen Oikumene herausgelesen sein, wo der Name Ta-hsia am Ende der Welt im fernsten Nordwesten oder Westen eingetragen war.2

2. KARTENVORLAGEN ZUM ERH-YA.

a) Die Pflege der Kartographie im Zeitalter des Konfuzius. Einen Wendepunkt in der Geschichte der chinesischen Geographie bedeutet die Herausgabe des Yii-kung durch KONFUZIUS. Zu Anfang der Chou war die Darstellung des Reiches und seiner Teile

I Das alte Ta-hia der Chinesen. Ein Beitrag zur Tocharerfrage. Ostasiat. Zeitschr. Jahrg. VIII, Berlin 192o, S. I I 7 ff.

2 Auch die anderen Zitate, die O. FRANKE a. a. O. über die Ta-Jasia anführt, lassen sich am besten aus einer Ablesung von alten Karten erklären und haben danach schwerlich eine tatsächliche Bedeutung. Das gilt vor allem von den gelehrten Phantasien über den mythischen Kaiser HUANG-T1, der durch LING-LUN fk die musikalischen Klangröhren herstellen ließ: »Ling-lun ging nach dem Westen von Ta-hsia und kam zum Norden

von Yiian -yii   (ttj, dort holte er Bambus im Tale des Flusses Hsieh M

Dieses Märchen über die Entstehung der Musik taucht zum ersten Male im Lii-shih-cli`tcnc-ch`iu auf, einem Werk aus der Mitte des 3. Jahrhunderts V. Chr., um später oft wiederholt zu werden. Früher könnte es schwerlich entstanden sein, weil die Legenden von H UANG-TI sicherlich nicht vor Ende der Chou-Dynastie aufgekommen sind (s. oben S. I5I). FRANKE hat hier, wie es scheint, einen Gesichtspunkt nicht genügend beachtet, nämlich die Scheidung zwischen Geschichte und späteren Legenden, und ich kann ihm daher nicht folgen, wenn er behauptet, daß die Vorstellungen der Chinesen über die Ta-hsia zeitlich über das Zeugnis des Chou-shu hinausgereicht hätten. Ferner hat er, ebenso wie die chinesischen Kommentatoren, die späteren Nachrichten über die Ta-hsia als authentisch nachweisen wollen, wobei er auf die größten Schwierigkeiten stoßen mußte. Über alle diese Fragen kommen wir am besten hinweg, wenn wir Ta-hsia lediglich als kartographischen Begriff erklären, der zu Beginn der Chou-Dynastie einmal auftauchte und später ohne historische Berechtigung auf der Karte immer wiederholt wurde. Wir brauchen daher nicht mehr zu fragen, wo in Wirklichkeit später die Ta-hsia geblieben sind, weil sie eben nur in der Vorstellung der Chinesen existierten. Daraus ergibt sich auch ihre verfehlte Gleichsetzung mit den 73aktrer» die sich seit CHANG CII`IEN (I27 V. Chr.) einbürgerte; hierüber s. unten.

22. VITI.