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0326 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 326 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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DER VERFALL DER CHINESISCHEN KARTOGRAPHIE IM 13.-17. JAHRHUNDERT.

d) Fremder Ursprung der Karte. Vergleichen wir die Mongolenkarte mit den älteren chinesischen Karten, so zeigen sich abgesehen vom Quadratnetz fast überall Abweichungen oder Gegensätze. Am meisten fällt auf, daß alle geographischen Namen, obgleich uns manche schon in älteren Darstellungen begegnet sind, in neuer Schreibweise auftreten. Von Identifizierungen, wie wir sie sonst von chinesischen Karten gewohnt sind, ist nirgends die Rede.I

Nehmen wir dann noch hinzu, daß die Stellung der Karte nach Süden ganz gegen chinesische Grundsätze verstößt, so liegt es am nächsten, anzunehmen, daß wir es ursprünglich nicht mit einer chinesischen, sondern mit einer fremden Karte zu tun haben; und da sie auch die bedeutendsten Länder des Islam umfaßt, so wird sie sicherlich unter dem Einfluß der arabischen Geographen gestanden haben, deren Wirkungskreis sogar nach Zentralasien hineingereicht hat. Die Sprache mag das Mongolische gewesen sein. Unter diesem Gesichtspunkte wäre also die chinesische Karte der nordwestlichen Länder nur die Übersetzung einer mongolischen Karte gewesen.

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3. DIE KARTOGRAPHIE UNTER DER MING-DYNASTIE.

a) Ihre Beschränkung auf China. Die politischen Umwälzungen, die durch die Mongolenstürme herbeigeführt waren, wirkten auch nach auf das Zeitalter der Ming-Dynastie (1368-1644). Wohl nahm man wieder regelmäßige Beziehungen mit Völkern Zentralasiens auf; besonders rege war der Verkehr unter dem Kaiser YUNG-LI (1403-24 n. Chr.) mit den Städten Turfan und Samarkand. Aber da sich überall inzwischen die staatlichen Verhältnisse verändert hatten, war man nicht mehr in der Lage, die geographischen Ergebnisse der Vergangenheit praktisch zu verwerten oder sie mit neuen Beobachtungen zu identifizieren.

Vor allem fehlte es an dem Interesse, die neuen Nachrichten über die Länder des Westens kartographisch zusammenzufassen. Allerdings besaß man ein ausführliches Itinerar, das von Chia yü-kuan, dem Westtor der Mauer bei Su-chou, bis nach Konstantinopel (Lu-mi = Rtlm) reichte 2 ; aber es enthielt so viele kleine Einzelheiten, daß es keinen Überblick über das gesamte durchzogene Gebiet gewähren konnte.

I In der älteren Schreibweise sind nur die Namen Yü-t` ien (Khotan), Ts` ung-ling und T` ien-chu (Indien) geschrieben, Yü-t`ien dazu noch mit Verschreibung dse zweiten chinesischen Zeichens. Da aber Khotan zugleich durch Hu-tan vertreten ist, so ist es durchaus wahrscheinlich, daß die drei Namen erst nachträglich in die Karte eingefügt sind.

2 Das um die Mitte des 17. Jahrhunderts entstandene T`ien-hsia-chün-kuo-li ping-shu   F   101tJ
behandelt im 117. Buch die Westländer. Hier ist der erste Abschnitt den von China abhängigen Gebieten ge-

widmet (141 tg ±   vi J); er geht bis in die Sagenzeit zurück, indem er der Tradition gemäß berichtet, daß
von T`AO-T`ANG an bis zum Beginn der Chou-Dynastie (IIIo v. Chr.) die Hsi-jung mit Tribut aus Ostturkistan gekommen seien. Erst der zweite Abschnitt (I I I I A VI M.), ein Abriß über die Länder, Völker und Produkte von Hsi-yü, bringt ein Itinerar von Chia yü-kuan bis Lu-mi * , wovon bereits BRETSCHNEIDER eine brauchbare Übersetzung geliefert hat (A Chinese Itinerary of the Ming period from the Chinese North-western frontier to the Mediterranean Sea; The China Review, Vol. V 1876-77, S. 227-241). Am wertvollsten ist der erste Teil des Itinerars, der über Sha-chou, Hami, Turfan, Karashahr, Kucha, Shah-yar, Aksu, Kelpin, Pichang, nördlich an Kashgar vorbei bis Uksalur führt; er enthält eine Unsumme von Namen, die sich fast über ganz Ostturkistan verteilen. Aber westlich von Uksalur ist das Itinerar anscheinend in Unordnung geraten, so daß Ortschaften zueinander in Beziehung gebracht werden, die umgekehrt oder an ganz andern Straßen liegen; auch die Entfernungsangaben lassen uns hier ganz im Stich. Wahrscheinlich sind es Stücke verschiedener Itinerarien, die ein chinesischer Bearbeiter falsch aneinandergehängt hat.