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0263 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 263 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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WAI-KUO-T`U UND WEI-HSI•YÜ-T`U.   '29

k   b) Bruchstücke aus dem Wai-kuo-t`u. Wenn wir aus späteren Texten ent-

nehmen' , daß um dieselbe Zeit ein Wai-kzto-1` u, d. h. eine Karte über die Außenländer, entstanden ist, so dürfen wir wohl keine besonderen Erwartungen auf sie setzen. Ganz legendär ist z. B. das Zitat, daß dort 70000 li als Entfernung bis zum K`un-lun angegeben seien, dem Wohnsitz der Geister. Dagegen glauben wir uns wieder ins Reich der Wirklichkeit versetzt, wenn wir an anderer Stelle den Namen des fernen Westlandes Ta Ch`in lesen. Aber diese beiden Zitate2 sind noch viel zu dürftig, als daß wir nähere Schlüsse auf die Beschaffenheit der Karte ziehen können.

3. DAS WEI-HSI-YO-T`U.

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a) Allgemeines. Als das 386 n. Chr. gegründete kräftige Toba-Haus der Wei- Dynastie in Nordchina herrschte, setzten wieder die diplomatischen und Handelsbeziehungen mit dem Westen ein. So war man denn um das Jahr 437 im Besitz von zahlreichen neuen Nachrichten über Zentral- und Vorderasien; diese zu einem wohlgeordneten Ganzen zu vereinen, war in den Jahren 551-554 die Aufgabe des gelehrten WEI SHOU.

Es ist bereits S. 16f. auseinandergesetzt, daß uns diese Quelle vom Jahre 437 durch das Pel-shih, d. h. die Annalen der Nördlichen Dynastien, überliefert ist, wo sie zusammen mit drei anderen Urquellen das 97. Buch bildet. Ebendort haben wir zum erstenmal auf eine ganz neue Auffassung über die Westländer hingewiesen. Während die Han-Annalan die Westländer entweder als Ganzes oder in ihrer Beschränkung auf Ostturkistan betrachten, nimmt das Pel-shili eine Einteilung in vier Regionen vor:

I) Vom Ts`ung-ling nach Osten und vom Fließenden Sand nach Westen,

  1. vom Ts`ung-ling nach Westen und vorn Meerbusen nach Osten,

  2. von Chê-shê (Tashkent) nach Süden und von den Yzieh-chih (Baktrien) nach Norden,

  3. das Land zwischen den beiden Meeren und die Gewässer und Sümpfe im Süden.

Da diese schematische Einteilung auf politische Grenzen gar keine Rücksicht nimmt, so ist es klar, daß sie nicht auf praktischen Beobachtungen, sondern auf Kombinationen beruht; und diese wiederum können nur mit Hilfe einer Karte verstanden werden, die der Chronist um 551-554 n. Chr. als besondere Beigabe des Textes konstruiert haben muß.

Was die einzelnen 66 Reiche betrifft, die dann im Text geschildert werden, so ist bei den meisten ihre Entfernung bis Tai (Ta-tung-fu), der Residenz der Wei-Dynastie, angegeben; die Zahlengrößen sind aber so rätselhaft, daß auch der Zeichner wohl kaum etwas mit ihnen hat anfangen können. Eher wird er sich in der Ansetzung der einzelnen Namen mit einer ungefähren Lagebestimmung begnügt und darum auch die vier Regionen der Westländer möglichst schematisch als gleichgroße Rechtecke eingetragen haben. Die Karte wollen wir dem chinesischen Sprachgebrauch gemäß mit dem Namen T Vez-Hsi.-

yii-t `u   rg   bezeichnen (s. Pl. V).3

I Shui-ching-chu-shih, Buch I, S. i b; MA TUAN-LIN, Buch 330; vgl. HIRTH, China and the Roman Orient, S. 83.

2 Eine genaue Durchforschung der chinesischen Literatur wird sicherlich auf weitere Zitate stoßen.

3 Hierüber ist eine Vorarbeit in der Ostasiatischen Zeitschrift, Jahrg. VIII, 1919-20, S. 185 ff. erschienen Die ältesten chinesischen Karten von Zentral- und Westasien. Die dort beigegebene Karte wird hier wiederholt (Pl. V) und zwar mit einer Transkription der chinesischen Namen, die, abweichend vom WADE-System, in Klammern die auslautenden Konsonanten, die heute im Nordchinesischen verschwunden sind, wiederherzustellen sucht.