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0301 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 301 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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DIE LAGE VON FU-LIN.

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seiner Expedition 1907-8 in den Höhlen bei Tun-huang wiedergefunden hat./ Hui-ch`ao hat die Westländer etwa im Jahre 725 n. Chr. bereist; in seinem Bericht kommt er auch auf Groß- und Klein-Eu-lin zu sprechen. Unmittelbar voraus geht eine Schilderung Persiens und des Landes der Ta-shih (Araber). Entscheidend ist der Satz, der sich auf die Residenz des Königs der Ta-shih, d. h. des damaligen Kalifen, bezieht 2 :

Ihr König wohnt jetzt nicht mehr im Heimatland, sondern er hat sich nach Klein-Fu-lin gewandt und hält sich dort auf. Durch Kämpfe hat er jenes Land in Besitz genommen. (Die Bewohner) jenes Landes haben sich in Berge (Kleinasiens?) und auf Inseln (Cypern?) zurückgezogen, wohin man sehr selten gelangt.

Nach einer Beschreibung der Ta-shih fährt der Text fort:

Das Land Klein-Fu-lin liegt in der Nähe des Meeres. Nordwestlich davon ist das Land GroßFu-lin. Das Heer des Königs ist stark und zahlreich. (Das Land) ist nicht von den übrigen Ländern abhängig. Die Ta-shih (Araber) haben es mehrere Male vergeblich angegriffen; die T` u-chfieh (die türkischen Bulgaren?) sind eingefallen, ebenfalls ohne Erfolg usw.

Wenn wir beachten, daß in der Zeit, wo Hur-CH`AO seine Nachrichten einzog (um 725 n. Chr.), die Kalifen in Damaskus residierten, dann kann Klein-Fu-lin nur Syrien sein; es hatte seinen Namen offenbar aus der Zeit beibehalten, wo es noch einen Bestandteil des Oströmischen Reiches bildete. Daß dann unter Grofi-Fu-lin der Kern dieses Reiches mit Konstantinopel als Mittelpunkt zu verstehen ist, bedarf jetzt wohl keiner weiteren Begründung.

Nunmehr erhebt sich die Frage, welche Darstellung das Land Fu-lin auf der Erdkarte des CHIA TAN erhalten haben mag. Von einer besonderen Existenz des Mittellåndischen und des Schwarzen Meeres weiß der Chinese der Tang-Zeit noch nichts ; alles vereinigt sich bei ihm zu dem traditionellen Westmeer. Wenn es in den Annalen heißt, Fu-/in liege über dem Westmeer, so wird CHIA TAN nicht mehr wie P`EI CHÜ (s. Pl. V) den äußersten Nordwesten des Festlandes, sondern eine darüber hinausliegende Insel mit jenem Namen bezeichnet haben; für die Geschichte der chinesischen Kartographie ist dies insofern ein neuer Fortschritt, als durch diese Insel zum erstenmal der Anfang unseres Erdteils Europa dargestellt wird.

f) Übertragung von Fu-lin auf das alte Ta Ch`in. Dem Kartographen CHIA TAN ist es wohl niemals zum Bewußtsein gekommen, daß Fu-lin für ihn ein völliges Neuland war und daher auf keiner Karte einen Vorgänger hatte. Daran war nur ein verhängnisvoller Satz schuld, den beide Tang-Annalen enthalten, nämlich daß Fu-lin das alte Ta Ch'in sei. Für uns bedeutet dies nichts anderes als die Übertragung von Ostrom auf Südarabien, ein Irrtum, der nicht nur den ganzen Text der Tang-Annalen und späterer Kompilationen beherrscht, sondern auch auf die vergleichenden Untersuchungen von F. HIRTH nachgewirkt hat.

Zur völligen Klarstellung dieses Tatbestandes ist es notwendig nachzuweisen, wann zum erstenmal jener Irrtum aufgekommen ist. P`EI CHÜ, dem wir die ersten Nachrichten über Fu-lin verdanken (607 n. Chr.), enthält sich jeder Identifikation, was um so bemerkens-

~'.

I Vgl. Bull. de l'Ecole franç. d'Extrême-Orient 1908, S. I1 ff.; Journ. asiat. Xe série, Tome 18, S. 500; HIRTH, Journal of the American Oriental Society, Vol. XXXIII, 1913, S. 2o2ff.

2   ;Igg 1,   gi rxi it4 . HIRTH übersetzt in folgender Weise (a. a. O. 1913, S. 205):
»Their kings do not live in their native country, but they saw their residence (moved) into the country of Siaufu-lin». Besser ist es aber, k »sehen» in der Bedeutung q, njetzt» aufzufassen.