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0243 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 243 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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TA-HSIA, YÜEH-CHIH UND TU-110-LO.

2 1 I

die einzig mögliche ist, wird uns durch die Nachrichten bewiesen , die sich auf die frühere Heimat der Yüeh-chih bzw. Tocharer beziehen.

Über die ältesten Sitze der Yiieh-chili sind die Angaben der chinesischen Annalen so klar gefaßt, daß die europäische Forschung zu einem völlig gesicherten Ergebnis gekommen ist : Die Yüeh-chih wohnten, als sie den Chinesen zuerst bekannt wurden, zwischen Tide-huang und Kalt-chou, und als die Hauptmasse nach Westen auswanderte (um 16o v. Chr.), behaupteten sich die Kleinen Yi eh-chili im Gebirge südlich davon I ; einige werden besonders in Huang-chung, dem heutigen Hsi-ning-fu, bezeugt.2

Was anderseits die Herkunft der Tocharer betrifft , die im Chinesischen erst seit dem 4. Jahrh. n. Chr. als Toni-ch`ia-lo und bald darauf als 7u-/io-lo bezeugt werden, so enthalten sich die offiziellen Annalen jeder weiteren Äußerung. Der einzige, der einmal von dem »alten Reich Tu-ho-lo» 3 spricht , ist der weitgereiste Pilger HSÜAN-CHUANG. Als er auf seiner Rückreise im Jahre 645 n. Chr. bei der Stadt Ni-fang, unweit des heutigen Niya, die Ostgrenze des Staates Khotan überschritten hatte, kam er nach 400 li zu jener Stätte, die er als das alte Tu-ho-lo bezeichnet ; »das Land ist seit langem verlassen und öde, seine Wälle sind alle verfallen und überwachsen».4 A. STEIN 5 hat durch seine Forschungen erwiesen, daß es sich um die Ruinen von Endere handelt , wo er selbst alte Befestigungen entdeckte, die augenscheinlich im 3. Jahrh. n. Chr. verlassen wurden, aber zu Beginn des B. Jahrh. wieder bewohnt gewesen sind.

Bisher ist man HSÜAN-CHUANGS Angabe ohne besondere Nachprüfung gefolgt. Wenn wir uns dagegen die näheren Umstände vergegenwärtigen, so müssen wir zu einem anderen Ergebnis kommen. Woher konnte zunächst der durchreisende Pilger wissen, daß die von ihm gesehene Ruinenstätte das alte Tu-ho-lo sei? Da er kein Altertumsforscher war, konnte er sich nur auf Erzählungen der Eingeborenen verlassen. Da müssen wir wieder einwenden, ob die Erinnerung an ein Volk wie die Tocharer, das längst, vor 800 Jahren, ausgewandert war, noch so lebendig sein konnte. Denn einen so großen Zeitraum müßten wir doch verstreichen lassen, wenn wir eine Verbindung zwischen diesem Tu-ho-lo und dem Einfall der Tocharer in Bakfr. ien herstellen wollten. Das steht aber wieder in Widerspruch mit STEINS Funden, nach denen der Platz noch drei Jahrhunderte vor Hsüan-chuang bewohnt war.

Zu alledem kommt noch; daß bei Endere die geographischen Bedingungen für die Existenz eines selbständigen Oasenreiches äußerst ungünstig sind. Hier gestatten die dürftigen Wasserverhältnisse nur die Bildung einer ärmlichen Siedelung und allenfalls eines

r

Jedenfalls bleibt uns dieses Zitat gänzlich fraglich. Wenn wir dann hinzunehmen, daß besonders nach den Münzfunden nicht nur DIODOTOS, sondern auch seine Nachfolger bis etwa 140 v. Chr. als unabhängige Könige von Baktrien geherrscht haben (vgl. A. v. GUTSCHMID, Gtschichte Irans etc., Tübingen 1888, S. 58), so steht der allgemeinen Ansicht nichts im Wege, daß der Einbruch der Tocharer mit dem der Yi?eh-rhih zeitlich zusammenfällt.

Hinsichtlich der Sacaraucœœ s. meinen Artikel in Paulys Realencyl:lopädie, 2. Reihe, Bd, I, S. 1611 ff., wo ich an der Gleichung Ta-hsia = Tocharer vorläufig noch festgehalten habe.

Vgl. F. W. K. MÜLLER a. a. O. S. 571 ff.

2 Shui-ching-chu-shih, Buch II, S. 22 b. Hou Han-shu, Buch 117, übersetzt von H. WYLIE, Revue de l'Extrême-Orient, 1882, S. 47 f. Beide Angaben sind bisher kaum beachtet worden.

3 Obgleich die kritische Ausgabe des Hsi-yü-chi (Kyōtū 1911) nur Tu-lo liest, so scheint doch O. FRANKE Recht zu haben (a. a. O. S. 126), wenn er nach anderen Textausgaben den vollständigen Namen Tu-ho-lo vorzieht.

4.   m Vgl. STANISLAS JULIEN, Méoires etc., II, S. 247. TH. WATTERS, On Yuan Chwang's Travels in India,
II, S. 304

5 Ancient Khotan, I, S. 429, 435 f. Results etc., Vol. I, S. 376 ff.

Ruins of Desert Cathay, I, S. 3II f. Vgl. auch SVEN HEDIN, Scientific