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0232 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 232 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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DIE HAN-KARTE.

verfolgte, wiederum die uralte Reichsgeographie des Yü-kuìzg in den Mittelpunkt der gelehrten Studien trat. Denn seitdem die lange verloren geglaubten heiligen Bücher durch K`UNG AN-KUO, einen Nachkommen des großen KONFUZIUS , herausgegeben worden waren (um i oo v. Chr.) I, wandte man sich mit neuem Eifer der Lektüre des Yü-kung zu, wobei sich so manche Vergleiche mit der Gegenwart boten. Schien es doch fast so, als wenn durch die gegenwärtigen großen Erfolge das Reich wiederum zu der Macht und Größe gelangen sollte, die es in grauer Vorzeit dank der riesenhaften Entwässerungsarbeiten des großen Yu besessen hatte. Kein Wunder deshalb, daß man ohne weiteres eine Han-Karte mit ihren neuesten Grenzen zugrunde legte, um dort die verschiedenen Angaben des uralten Textes festzustellen.

Das Ergebnis war eine historische Karte, welche China nach dem Yü-kung darstellen sollte. Es ist uns aus dem Jahre 69 n. Chr. ein solches -kung-(u ' rt ~J bezeugt. Diese Karte war sicherlich mit mancher Sorgfalt ausgeführt ; sonst hätte damals der Kaiser wohl nicht befohlen, daß man sie für die Ausbesserungsarbeiten am Huang-ho als Vorlage benutzen solle.2

b) Ihre Fehler an der Westgrenze. Aber der Yü-kung-Karte hafteten zugleich verhängnisvolle Fehler an, die sich von da an durch alle Generationen bis zur Gegenwart fortpflanzen sollten. Wir glauben, diese Fehler oben S. I2I ff. festgestellt zu haben. Sie beziehen sich nicht nur auf das Alter und die Herkunft der dort wiedergegebenen Reichsgeographie, sondern auch auf die Darstellung der beiden Westprovinzen. Denn da man von den Grenzverhältnissen der Han-Karte ausging, ließ man sich dazu verleiten, auch der Yli-kung-Karte möglichst dieselbe Ausdehnung nach Westen zu geben. So verlegte man unbewußt das Czi-shih von seinem Platz oberhalb des Lung-men bis ins Quellgebiet des

Huang-ho hinauf, das Weichwasser mit Ho-li von Ning-hsia nach Kan-chou, das Schwarzwasser mit San-wei und San-miao vom Quellgebiet des Chia-ling-chiang bis zum äußersten Grenzfluß bei Tun-bang, den Min-shan von I-ch`ang fu bis zur Quelle des seitdem hiernach benannten Min-ho und den Heng-shan vom Westufer des Tung-t`ing-Sees bis ins Quelland seiner südlichen Zuflüsse. Es hätte nur noch gefehlt , daß man eine Angabe des Yü-kung bis nach dem heutigen Yünnan hinaussetzte, dann würde sich die Westgrenze der Yii-kung-Karte auch im äußersten Süden mit derjenigen der Han-Karte vollständig gedeckt haben.

Es war klar, daß sich derselbe Fehler auch auf die außerhalb der Westgrenze angesetzten Angaben übertragen mußte. So sah man jetzt den Fließenden Sand des Ordos-landes in der Wüste nördlich von Kan-chou wieder, die Tributvölker von Nord-Schensi

und Süd-Kansu in Osttibet und Ostturkistan. Diese falschen Ansätze wurden, wie wir vermuten dürfen, scheinbar dadurch begünstigt, daß einer dieser Barbarenstämme, die Kun-lun, die eigentlich ins Ordosland gehören, schon auf der Ch`in-Karte in Nordost-Tibet auftauchen, und zwar infolge eines weiteren Fehlers als Queligebirge des Huang-ho (siehe

oben S. 193).

Jedenfalls dürfte die zur Han-Zeit entstandene Yli-kung-Karte ganz wesentlich dazu beigetragen haben, daß sich von jetzt ab über die ältesten Kenntnisse vom Westen maßlos übertriebene Ansichten einbürgerten, so daß sie noch heute die gesamte Literatur be-

herrschen.

'ia

I S. oben S. 112.

2 Hou Han-shu Buch 106 S. 3; CHAVANNES a. a. 0. S. 240 f.