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0208 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 208 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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Aber darüber hinaus treten wir schon ins Reich der Phantasie. Und hier, im Süden, im Westen, wie im Norden nimmt die Zahl der erdichteten Berge und Flüsse so überhand, daß sie im Nordwesten über das Bereich des Erdvierecks weit hinübergreifen; es liegt daher die Möglichkeit vor, daß der Verfasser in diesen Regionen, die sich zwischen dem eigentlichen China und den Ufern der vier Meere erstrecken sollen, die Berge nur zum kleineren Teil aus einer Chou-Karte entlehnt, in der Mehrzahl aus eigner Phantasie hinzugefügt hat.

DIE CHOU-KARTE.

  1.  Angaben innerhalb der Westgrenze. Jedenfalls dürfen wir, was ,innerhalb der Grenzen Altchinas dargestellt ist, als das Spiegelbild einer Cliou-Karte ansprechen. Trotz der Lückenhaftigkeit, mit der die Angaben in den Text übernommen sind, erkennen wir doch die Quellen des TVei und des Han an der alten Westgrenze wieder. Im Südwesten erscheint als Quelle des Chiang wieder der 1llin-shan und zwar wohlgemerkt an derselben Stelle, wo ihn die l Ven-Wang-Karle angesetzt hat, nämlich in dem Gebirge von I-ch`ang fu, während das obere Yangtsé-Land, namentlich das Rote Becken von Ch`engtu. f u, noch ein terra incognita ist. Merkwürdig ist, daß der Heng-span, den wir nach der Wen-wang-Karte im äußersten Süden Altchinas kennengelernt haben, dort nicht wiederzufinden ist. Dafür nehmen den Süden der fraglichen Karte zahlreiche Berge und Flüsse ein, die aber infolge ihrer schematischen Anordnung keine Identifikation zulassen.

  1.  Angaben außerhalb der Westgrenze. Die Erhebung des K`un-lun. Wenn wir uns dann dem Gebiet zuwenden, das sich zwischen der Westgrenze und dem West-und Nordmeer ausdehnen soll, so befinden wir uns hier völlig im Reiche der Phantasie; und doch verdienen einige Berge und Flüsse unsere besondere Aufmerksamkeit, da sie aus älteren Karten herrühren und in späteren Darstellungen mit gewissen Modifikationen wieder auftreten.

Zuerst ist es die Erhebung- des K`un-lern J   El; seine Lage weit im Norden
vom Wei-Tal erinnert an den gleichen Ansatz im Erli ya (s. oben S. 172), ein Beweis, daß der Oberlauf des Huang-ho immer noch nicht bekannt ist. CONRADY2 glaubt, daß hier der K`un-lun ein dem altindischen Meru nachgebildeter Fabelberg sei. Davon kann aber kaum die Rede sein. Denn der Meru gilt als himmelhoher Zentralberg, der K`un-lun aber nicht einmal als Berg, sondern ebenso wie im Erh ya nur als Hügel und erhält dazu eine ganz exzentrische Lage im Nordwesten. Die vier Ströme, die vom Meru herabquillen, fließen in die vier Hauptrichtungen hinaus; unter den vier Flüssen, die vom K`un-lun entspringen,

ist nur der (Huang-)Ido ein Strom; die anderen, das Rotwasser s, 7E, der Yang   und das
Schwarzwasser erscheinen , selbst wenn wir sie als Phantasieflüsse betrachten , weniger bedeutend. Dazu werden sie in ihrem Lauf nicht wie die altindischen durch die vier Hauptrichtungen bestimmt; sondern das Rotwasser fließt nach Südosten, der (Huang-)Ho nach Süden, der Yang nach Südwesten und das Schwarzwasser nach Westen. Es wäre darum verfehlt zu behaupten, daß unter den Bergen des Shan-ching der K`un-hin eine bevorzugte Stellung eingenommen habe.

Wie wenig sich die Vorlage des Shan-ching- an die geographische Anordnung im Yii-kung hält, ersehen wir auch aus der Verteilung der folgenden Örtlichkeiten.3 Hinter

einem Berge westlich vom K`un-lun soll sich der » Fliefende Sand» ausbreiten, darüber hinaus lernen wir einen Nefthritberg (Yü-shan j [11) kennen als Wohnsitz des Hsi-WANG-MU, während das Erh ya Hsi-wang-mu ohne Beziehung zu einem Berg direkt außerhalb der

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tb

I Buch II S. 8; ROSNY a. a. O. 1886 S. 24911.

2 Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Jahrg. LXX, 1895, S. 344.

3 Buch II S. 9ff.; ROSNY, 1887, S. 252-2S7.