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0276 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 276 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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DIE BLÜTEZEIT DER CHINESISCHEN KARTOGRAPHIE DES MITTELALTERS.

Diese ganze Beschreibung, in der der K`un-lun zum Ursprung der Weltströme erhoben wird, ist also nichts anderes als eine Hydrographie der Westländer; sie zeugt von einer solchen Detailkenntnis, wie sie uns vor dem i8. Jahrhundert, der Glanzzeit der MandschuDynastie, nicht wieder begegnet. Daher ist auch das Sliul-ching-chu für spätere Texte und Karten die wertvollste Fundgrube gewesen.

b) Benutzte Quellen. Von einem chinesischen Sammelwerk versteht es sich von selbst, daß hier alles Material, Altes und Neues, in bester Ordnung vereinigt ist, was für das Thema irgendwie in Betracht kommt; dadurch ist mit den Kommentaren der Umfang immer mehr angewachsen, ohne daß der Versuch gemacht wurde, das Material zu sichten und zu verarbeiten.

So kommt es denn, daß auch die Hydrographie der Westländer aus allen möglichen Zitaten der verschiedensten Zeitalter zusammengesetzt ist. Besonders macht sich hier die übertreibende Interpretation des Yü-kung geltend. Nicht nur der ursprüngliche Volksname K`un-lun wird als Zentralberg der Erde in die Westländer verlegt, sondern mit ihm auch verschiedene Angaben, die zum Teil erst aus der Chou-Zeit stammen ; wir haben gesehen, daß sie tatsächlich höchstens in die Grenzgebiete Altchinas gehören. Wenn wir diese älteren und einige andere Zitate aus dem Text aussondern, dann vermögen wir erst den Hauptinhalt in seiner wahren Bedeutung zu würdigen.

Nur auf die allerwichtigsten Quellen können wir hier eingehen. Während uns die Zitate aus dem Yii-kung in den Ausgang der Shang-Dynastie (r r 25 v. Chr.) zurückführen, tritt uns aus der Chou- "Zeit vor allem das Shan-hai=ching entgegen. Hieraus werden nicht nur die phantastischen Angaben über den Oberlauf des Gelben Flusses zitiert, sondern auch über den Tun-hung-Berg und den Tun-hung-Fluß. Li TAO-YUAN benutzt die letztere Angabe, um damit das Gebirge nördlich von Yen-ch`i (bei Karashahr) und den dort entspringenden Nebenfluß des Tarim, den heutigen Konchi .darya, zu bezeichnen. Aber diese Identifizierungen sind gänzlich unhaltbar, da die Angabe des Shan-hai-ching, falls sie authentisch ist , in die Mongolei gehört , aber keineswegs in das Gebiet des Lop-nor; das haben wir bereits S. 177 hervorheben können. Die Übertragung des Tun-hung auf den untersten Nebenfluß des Tarim gründet sich lediglich auf die maßlosen Übertreibungen, an denen die geographischen Kommentare des Yü-kung und des Slian-hai-ching leiden.

Wie nicht anders zu erwarten ist, verdankt Li TAO-YUAN seine grundlegenden Kenntnisse der betreffenden Beschreibung im Ch`ien-Han-shu. Ja, es scheint, daß die dortigen Angaben über den Wei (Oxus), den Oberlauf des Ho (Tarim) und den Salzsumpf (Lop-nor) zugleich den ursprünglichen Text des Shui - chi ng gebildet haben , an den sich erst nach und nach die verschiedenen Kommentare wie der des Li TAO-YUAN selbst anschließen sollten.'

Kein Kommentar ist mit diesem Grundtext so eng verbunden wie die schon S. i o ff. wiedergegebene Beschreibung, die am Tarim zwei Flußarme unterscheidet, die jeder für sich in einen besonderen Endsee münden. Da im übrigen die Angaben ganz an die Han-Zell erinnern, dürfte die Quelle wohl am ehesten dem Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. angehören, wo nach längerer Unterbrechung das ganze Tarimbecken unter chinesischer Verwaltung stand. Den Titel des herangezogenen Werkes erfahren wir nicht ; es sieht

I Daher glaube ich, daß die erste Redaktion nicht erst im 3. Jahrhundert erfolgt ist, wie die Tradition annimmt, sondern schon um die Wende unserer Zeitrechnung, für die von PAN Ku (t 92 n. Chr.) ein Shui-ching bezeugt wird; vgl. WYLIE, Notes an Chinese Literature, London 1867, S. 43.

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