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0268 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 268 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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DIE BLÜTEZEIT DER CHINESISCHEN KARTOGRAPHIE DES MITTELALTERS.

  1.  Die Mittelstraße führt über Kao-ch`ang (Kara-khocho bei Turfan), Yen-ch`i (bei Karashahr), Kuei-tzü (Kucha), Su-lo (Kashgar), über den Ts`ung-ling nach P`o-han (Ferghina), Su-tui-sha-na (Sutrushna = Uratöpä), Ktang (Samarkand), Ts`ao (Ishtékhan), Ho (Kaj = Kushäni), Groß- und Klein-An (Bukhära und Kharghän, die umgekehrt einander folgen müßten), Mu (Amul) und erreicht schließlich Po-ssü (Persien) und von da das Nestmeer.

  2.  Die Südstraße beginnt in Shan-shan (südlich vom Lop-nor) und führt über Yü-tnien (Khotan), Tsu-chü po (Kök-yar), Ho p`an-t`o (*Gharband = Gebirgsriegel, Tashkurgan), über den Ts`ung-ling hin und über Hu-mi (Wakhin), T u-huo-lo (Tukhära, hier Tirmidh?), J-ta (Yaftal, Hephtaliten, hier Balkh?), Fan-yen (Bamiyån) und das Reich Tscao (*Gävul, Zäbulistan, Ghazni) nach dem nördlichen Po-lo-men (Brahmanen, Nordindien) und von da bis zum Westmeer.

Weiter setzt FEI CHÜ auseinander, alle an den Straßen gelegenen Reiche würden auch von Norden nach Süden durch besondere Straßen verbunden ; und da man auf den

drei Hauptstraßen überall hin gelangen könne, so seien 1-wu (Hami), Kao-ch`ang (Turfan) und Shan-shan (am Lop-nor) mit Recht als die drei Pforten der Westländer zu bezeichnen.

Alle diese aus der Vorrede stammenden Bemerkungen gewähren uns bereits eine gewisse Vorstellung von der Beschaffenheit der Karte. lm Osten wird sie vom Grenzgebirge Hsi.ch`ing, im Norden und Westen durch Meer abgeschlossen; nur die Ausdehnung nach Süden wird nicht angegeben. Die für Länge und Breite angegebene Zahl 20 000 li läßt vermuten, daß die Karte etwa in Abständen von i 000 li quadriert ist, wie es seinerzeit der gelehrte FEI Hsiu von jeder Karte gefordert hat. Am wertvollsten ist für uns die eingehende Beschreibung der drei Straßenzüge. Wenn man beachtet, daß FEI CHU alle

drei an einem Westmeer endigen läßt und mit Rücksicht hierauf das nördliche Brahmanen-

land aus seiner östlichen Lage zu Zåbulistan in die westliche umsetzt so gewinnt man in steigendem Maße den Eindruck, daß die ganze Beschreibung direkt aus der Karte abgelesen ist.

Von den 44 Reichen, die im Text insgesamt aufgeführt sein sollen, lernen wir durch das Straßenverzeichnis bereits 27 kennen. Ist es möglich, sie nach ihrer gegenseitigen

Lage genauer festzulegen? Diese Frage läßt sich mit Hilfe des Sur-Hsi-yü-chuan (83. Buch über die Westländer während der Sui-Dynastie) in überraschender Weise lösen.

Schon F. v. RICHTHOFEN und HIRTH haben die Ansicht vertreten, daß sich die wesentlichsten Angaben des FEI CHÜ in diesem Buch der Sui-Annalen erhalten haben müssen. Das wird durch einen Vergleich mit seinem Straßenverzeichnis bis zur Gewißheit bestätigt. Von den 27 Stationsnamen kehren fast alle im Annalenwerk mit genau denselben Schriftzeichen wieder, und nur ganz wenige treten hinzu, eben weil sie abseits der Straßenzüge liegen. Wenn sich dabei die Zahl der speziell beschriebenen Reiche auf 23 beschränkt, so mag dies darin begründet liegen, daß der Verfasser der Annalen nur diejenigen Reiche besonders aufzählen wollte, welche, wie es im Text jedesmal am Schluß heißt, in der Periode ta yeh (6o5— I 7) eine Tributgesandtschaft geschickt hatten. Dieser stereotype Satz erinnert uns an eine Stelle in der Biographie des FEI CIuÜ, wo es heißt, er habe es bald nach seinem Vortrag vor dem Kaiser durch mehrfache Unterhandlungen und Bestechungen dahin gebracht, daß 27 Barbarenstaaten Tributgesandtschaften an den Hof schickten. Und wenn in einer anderen Quelle, nämlich dem Tang-shu (Buch 22 i A), hinzugefügt wird, es sei FEI CHÜ nicht gelungen, mit Nordindien und Fu-lin in Verbindung zu treten, so stimmt damit die Tatsache überein, daß gerade diese beiden Reiche in den Sui-Annalen fehlen.

f

I HIRTfU hat diese Umsetzung noch nicht erkannt und darum den notwendigen Fehler begangen, daß er das Brahmanenland mit Beluchistan gleichsetzte (Journal of the American Oriental Society, Vol. XXXIII, 1913, S. 195).