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0287 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 287 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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DIE ÄLTESTEN CHINESISCH-BUDDHISTISCHEN KARTEN.   247

  1.  Eine Karte zum Shih-shih-Hsi-yü-chi. Schon die Betrachtung der Karte zum Shui=ching-chu lenkte unsere Aufmerksamkeit wiederholt auf eine buddhistische Beschreibung der Westländer, das sogenannte Shih-shih-Hsi yü-chi', so daß wir uns hier auf zusammenfassende Bemerkungen beschränken dürfen.

Dieses heute verlorene Werk ist wohl erst im 5. Jahrhundert n. Chr. entstanden. Wie wir aus den Zitaten im Shui-chingr-chu schließen dürfen, gründet es sich auf Pilgerfahrten durch Ostturkistan, die Panlirgebiete und Nordindien, um hiernach ein Gesamtbild von den Westländern zu geben. Der Verfasser hält sich aber nicht so streng an die buddhistischen Anschauungen seiner Vorgänger. So lehnt er die Verteilung von fambūdvipa unter vier Herrscher ab und nennt alles, was westlich von China liegt, in altgewohnter Weise Hsi yü; auch die Begrenzung der Erde durch vier Meere findet sich bei ihm wieder. Ja, er geht so weit, daß er den buddhistischen Anavatapta nicht als See, sondern als höchsten Berg auffaßt, um die Möglichkeit zu gewinnen, hiermit den chinesischen Ktun-lun gleichzusetzen. Zum ersten Male sehen wir, wie sich das buddhistische Erdbild dem alt-

chinesischen anzupassen hat.   •

Die Verteilung der im Anavatapta = K`un-lun entspringenden Flüsse zeigt noch nicht das schematische Gepräge der späteren Zeit. Im Südwesten werden drei Flüsse genannt : Heng-ch`ieh (Gangā, Ganges), Sa-han (Saraju?), Ao-nu (Karnali?) und Hsin-t`ou (Indus); nach Westen soll sich der Ni-lo-ch`i-zi (Oxus? Kabul?) ergießen, nach Norden der AnavaptaFluß in das Lau-lan-Meer (Lop-nor), nach Osten endlich der (Huang-)Ho. Bemerkenswert ist dabei, daß der Verfasser den Oberlauf des Ho, d. h. den heutigen Tarim, zum Zentralberg K`un-lun in keine Beziehung setzt, sondern ihn teils im Ts`uno -ling, teils im Chizcmo-chih-tzú-chilz südlich von Khotan entspringen läßt. Dies hängt offenbar damit zusammen, daß er den K`un-lun nicht, wie man erwarten sollte, südlich von Khotan, sondern südlich vom Lop-nor verlegt und dadurch die Angaben über Indien zu weit nach Osten verschiebt. Alle diese Erscheinungen sind nur in Verbindung mit einer Art Karte denkbar, auf der sich der buddhistische Gelehrte die wesentlichsten Angaben skizziert hat, um besonders einen Überblick über den K`un-lun = Anavataafa und seine Flüsse zu gewinnen.

  1.  Eine Karte zum Ta-huang-hsi-ching. Unter den folgenden buddhistischen

Schriften ist in kartographischer Beziehung das Ta-huang-hsi-ching * 'AN   bemerkens-
wert, und zwar ist es ein Zitat, durch das es uns allein bekannt geworden ist 2 :

Das Weichwasser (Jo-shui) soll zwei Quellen haben, die nördlich vom Frauenstaat und südlich vorn Anavatapta-Gebirge entspringen; sie fließen am Frauenstaat zusammen.

Dem ersten Übersetzer O. FRANKE ist diese Angabe unklar geblieben. Fassen wir sie aber als den Begleittext zu einer Karte auf, dann wird sie uns in allen ihren Teilen verständlich. Das Weichwasser lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die von P `EI HSIU neu entworfene Yii-kung-Karte (267 n. Chr.); hier mag es so gezeichnet sein, daß es seine Quelle im K`un-lun, seine Mündung im Westmeer bei 7" iao-chih (Taoce) hat. Den Frauenstaat Westtibets lernen wir zum erstenmal in der Karte des P`EI CHU, dem Sui-Hsi yü-t`u, kennen, das seinerseits anscheinend wieder auf die Karte des P `EI HSIU zurückgeht. Das Anavatapta-Gebirge ist offenbar nur eine Wiederholung aus dem vorhin erwähnten Shih-

shih-Hsi yü-cliz.

I Vgl. Shui-ching-chu, Buch I, II passim. Für das letzte Zeichen ptJ ist oft , oder if eingesetzt. 2 0. FRANKE, Chinesische Quellen zur Kenntnis der Türkvölker etc., S. 37.