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0253 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 253 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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DIE LAGE VON TA CHIN.

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Euphrat bestanden hat. Es läßt sich darum niemals rechtfertigen, daß Syrien auf dem Seewege mit Parthien und Indien Beziehungen gepflegt habe, wie es von Ta Ch`in ausgesagt wird.

Sind dann die chinesischen Angaben vielleicht auf llgy pten anwendbar? Hiergegen spricht aber vor allem die Beschreibung des Landes selbst. Denn wenn uns als Hauptprodukte Gold, Silber, Edelsteine, Drogen und vor allem Weihrauch 1 genannt werden, dann ist sowohl Syrien wie auch Agypten, ja der besamte Römische Orient ausgeschlossen. Nur ein einziges Land erfüllt diese Anforderungen, nämlich das Glückliche Arabien, in dem früher die Sabäer, in jener Zeit aber die Homeriten (Himyaren) die führende Macht waren. Wenn wir beachten, daß sein Haupthafen Muza, das heutige el-Mokha, am Roten Meere und somit westlich vom offenen Indischen Ozean lag, dann verstehen wir auch, weshalb die Chinesen sagen konnten, Ta Ch`in befände sich im Wes/en des Meeres.2

Schon seit Jahrhunderten waren die Südaraber das erste Seevolk am Indischen Ozean3; so unterhielten sie bereits unter der älteren Han-Dynastie einen Seeverkehr bis nach Südchina und brachten im Jahre 2 n. Chr. dem Usurpator WANG MANG ein Rhinozeros als Tribut.4 Die damals beginnende Konkurrenz der römisch-ägyptischen Kauffahrer hat ihnen ihre Seeherrschaft nicht streitig machen können. Auch eine militärische Expedition, die der Kaiser AUGUSTUS im Jahre 26 v. Chr. ausgesandt hat, ist ergebnislos verlaufen. So blieben denn die Südaraber die erste Handelsmacht Vorderasiens.5

Was die historischen Quellen betrifft, so waren wir, da die Sabder selbst uns nur Inschriften hinterlassen haben, bisher auf die einseitigen Berichte der Griechen und Römer angewiesen. Jetzt sehen wir, daß jenes Handels- und Seevolk vielleicht noch viel besser von chinesischer Seite beleuchtet worden ist.

Vgl. HIRTH E 25: »Sie sammeln allerlei Weihrauch, kochen sein Harz und stellen daraus Su-ho a å (nach KARLGREN suo-y p) her.» Ob dieses Wort schon für jene Zeit durch Storax übersetzt werden darf, bedarf noch einer sprachlichen Untersuchung.

2 Vgl. TKAC im Artikel Saba, Paulys Realencyklopädie, 2. Reihe, Bd. I, S. 1298 if. O. WEBER, Arabien vor dem Islam (Der alte Orient, 3. Jahrg., Heft 1), 2. Aufl.

3 Schon E. GLASER (Skizze der Geschichte und Geographie Arabiens, Bd. 2, Berlin 189o, S. 36o) hat kurz darauf hingewiesen, daß die chinesische Beschreibung recht gut auf Arabien passe.

4 Vgl. meinen Aufsatz: Ein alter Seeverkehr zwischen Abessinien und Süd-China bis zum Beginn unserer Zeitrechnung; Zeitschr. d. Gesellsch. f. Erdk., Berlin 1913, S. 5 5 3 ff.; ferner hierzu die Besprechung von P. PELLIOT, T`oung pao 1913, S. 788.

5 Bekanntlich erzählt uns das flou Han-shu (HIRTH E 32 f.), daß es dem König von Ta Ch`in, namens

An-tun   fic, gelungen sei, im Jahre 166 n. Chr. auf dem Wege über Chiao-chih (Tongking) eine Gesandtschaft an
den chinesischen Kaiser zu schicken. Mit Recht haben europäische Gelehrte an den damals regierenden römischen Kaiser MARCUS AURELIUS ANTONINUS gedacht; aber, wie HIRTH dargelegt hat, ist es schwerlich eine offizielle Gesandtschaft gewesen. Von diesen Resultaten brauchen wir nicht abzugehen, auch wenn wir sonst Ta Ch`in auf Arabia felix übertragen. Der Name An-tun ist dem Arabischen fremd, und auch in der allerdings noch unvollständigen Liste der Himyarischen Könige findet sich kein Personenname, der irgendwie an die chinesische Transkription anklingen könnte (vgl. M. HARTMANN, Der Islamische Orient, Bd. II: Die arabische Frage mit einem Versuche der Archäologie Jemens, Leipzig 1909, S. 158 ff.).

Wenn wir beachten, daß schon seit etwa 10o n. Chr. römisch-ägyptische Seefahrer bis nach Cattigara, dem chinesischen Chiao-chih (vgl. meinen Artikel Kattigara, Paulys Realencykl., Bd. XI, S. 46 ff.), gekommen sind der beste Gewährsmann ist der Kapitän ALEXANDER bei PTOLEMÄUS (geogr. I, § 14), — so liegt es am nächsten, anzunehmen, daß es wiederum Kaufleute aus Ägypten waren, die schließlich 166 n. Chr. am chinesischen Hof erschienen und sich dort als Gesandte ihres Herrschers ANTONINUS ausgaben; und dieser Kaiser wurde dann mit oder ohne Absicht zum König von Ta Ch`in gemacht, weil dieses Reich für die Chinesen das fernste Westland war, mit dem sie schon seit 97 n. Chr. in direkte Beziehungen zu treten wünschten.