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0180 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 180 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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gedanken anzuwenden, zeitlich, und der Historiker habe dann den Stoff in dem Sinne verwertet, als habe er hier einen um eine geschichtliche Persönlichkeit gewachsenen Mythus vor sich. Zu welchen Irrtümern diese Methode führen müsse, das sagt CHAVANNES mit den Worten I

Sous le prétexte d'être vrai, l'historien a dénaturé la tradition et le résultat auquel il arrive est plus faux encore que les exagérations de la fantaisie populaire, parce qu'il donne une apparence de réalité vulgaire à ce qui est par essence irréel et idéal.

Daß solche Spekulationen erst die Herrscher des patriarchalischen Zeitalters, die sogenannten »Fünf Kaiser », ins Leben gerufen haben, dafür liegen schon manche Argumente vor.2 Völlig schwankend sind aber noch die Ansichten über die beiden ältesten Dynastien Hsia und Shang oder Yin. Sind die in der Überlieferung aufgezählten 17, bezw. 29 Herrscher alle historische Persönlichkeiten oder teilweise gelehrte Konstruktionen? Welche von den beiden chinesischen Chronologien ist einigermaßen verläßlich, oder sind sie beide zu verwerfen ? Ist es möglich, mit ihnen die paar astronomischen Angaben der Überlieferung in Einklang zu bringen? Das sind nur die allerwichtigsten Fragen, die heute die Sinologie beschäftigen ; sie sind deshalb so entscheidend, weil damit grundlegende Fragen nach dem Alter und den ersten Anfängen der chinesischen Kultur innig zusammenhängen.

DIE WEN -WANG - KARTE.

  1.  Bedeutung der neuesten archäologischen Funde. Ganz neuerdings werfen die Funde der ältesten bekannten Inschriften gewisses Licht auf das Zeitalter der Shang-Dynastie. Chinesischen Gelehrten ist es gelungen, zahlreiche Knochenfragmente und Inschriften auf Schildpatt in der Provinz Ronan ausfindig zu machen und aus den altertümlichen Schriftzeichen zum großen "Teil die Namen der ältesten Fürsten und Königen der Shang-Dynastie zu entziffern. E. CHAVANNES 3 und L. C. HOPKINS 4 haben ihre Forschungen weitergeführt und selbständig festgestellt, daß die einzelnen Herrscher der Shang-Dynastie und ihre nächsten Vorfahren keine gelehrten Konstruktionen, sondern wirklich historische Persönlichkeiten sind. Das ist schon ein beachtenswerter Gewinn.

Wenn aber trotzdem die Erforschung der sogenannten »legendarischen Periode» keine besonderen Fortschritte aufzuweisen hat, so dürfte dies im wesentlichen daran liegen, daß ihr gesicherte geographische Grundlagen fehlten. Man wußte nicht, wie man sich zu der im Yü-kung enthaltenen Reichsgeographie stellen sollte ; man war sich nicht darüber klar, wo sich die Ereignisse überhaupt abgespielt haben ; andererseits mußte es geradezu verwirrend wirken, wenn man die Westgrenze bis nach Tibet und Ostturkistan zog und darauf etwaige Angaben der Bambus-Annalen zu übertragen suchte. Kein Wunder, daß sich dann die Meinung bildete, die ältesten Nachrichten hätten keinen historischen Wert.

  1.  Bedeutung der aus dem Yü-kung gewonnenen geographischen Ergebnisse. Erst seitdem uns die obige Untersuchung überall gezeigt hat, daß die neun Provinzen des Yü-kung nicht der Hsia-Dynastie, sondern erst dem Ausgange der Yin-Dynastie angehören und im Westen einen viel kleineren Umfang haben, gewinnen wir Klarheit über das gesamte chinesische Altertum bis auf Konfuzius. Bisher haben wir die Quellen alle von einer falschen Perspektive betrachtet, jetzt, wo wir ihre geographischen Züge zurechtrücken konnten, gewinnen wir auch für die historischen Seiten das richtige Augenmaß.

I Mém. hist. I, S. CLXXXV.

2 Vgl. Mém. hist. II, S. 125 Anm. 4.

3 Journal asiatique. N. S. Vol. XVII, 1911, S. 127

4 The Sovereigns of the Shang dynasty; Journal of the R. Asiatic Society, 1917, S. 69. 89. The Honan Relics: a New Investigator and some Results. Ebd. 1921, S. 29-45.