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0264 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 264 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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DIE BLÜTEZEIT I)ER CHINESISCHEN KARTOGRAPHIE DES MITTELALTERS.

b) Die vier Regionen der Karte. Ein näheres Eingehen auf die einzelnen Regionen der Westländer bestätigt, was wir über die Beschaffenheit dieser verschollenen Karte gesagt haben. Es ist zunächst kein Zufall, daß die erste Region, die sich vom Ts`urlg-lins (Pamir) bis zum Fließenden Sand an der Nordwestgrenze Chinas ausdehnen soll, ausnahmslos die ersten 18 Reiche! des Pei-shlh -Textes umfaßt, zumal dort über die beiden zuletzt genannten Reiche T J u-sun und Su-lo ausdrücklich ihre Lage westlich zum Ts`uns-ling hervorgehoben wird. Die meisten Namen sind lediglich Wiederholungen aus den Annalen der Han-Dynastie, andere werden mit alten Namen desselben Annalenwerks identifiziert.2 Unter den Gebirgen ist der Tien-shan, der hier nur die Bogdo-ola-Gruppe zu bezeichnen scheint, von den Han-Annalen her bekannt, während für die vergletscherten Ketten des Kwen-lun siidlich von Khotan zum erstenmal der Tuns-li-span (Eisgebirge) auftritt. Ob außerdem das Xord- und das Siidgebirg e (Tien-shan und Kwen-lun) aus den Han-Annalen übernommen sind, ist ungewiß. Aber der Tarim, der als angeblicher Oberlauf des Huang-ho im Pei-shilzText zum erstenmal diesen vollen Namen an Stelle der kurzen Bezeichnung I-Io führt, wird auf der Karte kaum gefehlt haben. Im großen und ganzen sehen wir also in der ersten Region der Westländer die bekannten Teile Zentralasiens, vor allem Ostturkistans dargestellt.

Die zweite Region, die im Osten durch den Ts`ung-lins , im Westen durch einen Meerbusen begrenzt sein soll, scheint sich nur an die Nordhälfte der ersten Region anzuschließen, um sich dafür um so weiter nach Westen auszudehnen. Im Pel-sllili -Text umfaßt sie die weiteren i8 Reiche; dazu kommen aber noch die hinter den Reichen der dritten Region angeführten Länder An-hsi und T `iao-chih, da jenes ausdrücklich westlich vom Ts`uni-lieg, dieses noch weiter westlich an den erwähnten Meerbusen gesetzt wird. Beide Reiche kennt unser Chronist anscheinend nur aus den Han-Annalen, andere glaubt er hier

unter ganz neuen Namen wiederzufinden; unter diesen gehören die Su-1 é, die Nachkommen der Yen-tse ai (Aorsen) 3 , eigentlich in den äußersten Norden, selbst über das neue Volk der Y eh pan hinaus; aber da ihr Nachbarland, das alte K`ang-chii, das spätere Chê-shê (Tashkent), zu weit nach Süden in die dritte Region geschoben ist, darum werden zugleich

wohl auch die Su-Pe' auf der Karte nach Süden gewandert sein. Hierbei ist für die Auf-

fassung unseres Chronisten sehr bezeichnend , daß er den aus der Han-Zeit bekannten ))großen See», an dem die Yen-ts`ai = Su-t`ê wohnen sollen, jetzt nicht mehr wie seine

Vorgänger zu dem alten Nordmeer erweitern kann. Zahlreiche Ortsnamen nennen uns die wichtigsten Städte Sog dianas 4 , der Name Po-chili führt uns nach Balkh, Hu-ssú-mi nach Khwarizm, Po-ssú mit Su-li nach Persien mit Seleucia. Im wesentlichen stellt uns also die zweite Region Westturkistan und Persien dar.

Für die dritte Region, die sich im Osten offenbar an die Südhälfte der ersten, im Norden an die zweite Region anschließt, vermag der Chronist keine natürlichen Grenzen

anzugeben; darum bestimmt er ihre Ausdehnung durch die Reiche im äußersten Norden

und Süden, nämlich durch Chc-shê und die Ta Yiielz-chih. Im Text stellt er sie zusammen mit den fünf Yabglzu-Provinzen der Yiich-chih, indem er sie mit den in den Han-Annalen

aufgezählten fünf Yabghu-Provinzen einzeln identifiziert. Ob er dabei jedesmal das Richtige trifft, ist zweifelhaft, wenn man in Betracht zieht, daß vier Jahrhunderte dazwischen liegen,

I Mit Einschluß der nebenbei erwähnten Namen 7ua', juan, Wei-li und Wen-su.

2 Unter diesen Identifizierungen sind die von P`u-shan mit P`i-shan und von Ch`iia,r yii-nao mit Wu-cli`a unzutreffend.

3 Vgl. H1RTH, Wolga-Hunnen, S. 248-52. Desgl. Journ. of the American Oriental Soc. XXX, S. 43.

4 Manche Identifikationen bereits bei MARQIART und DE GROOT, Das Reich Zåbul und der Gott Zün vom 6.-9. Jahrhdt., Festschrift für Sachau, S. 252ff.