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0202 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 202 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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die Aufgabe von besonderen königlichen Beamten gewesen. Als aber mit der dauernden Übersiedelung nach Lo-yang (77o v. Chr.) der König seine frühere Macht verlor, als dann nacheinander fünf Protektoren die Zentralgewalt vergeblich zu halten suchten, und als schließlich die traurigste Zeit, die der »kämpfenden Staaten» die Dynastie ihrem ruhmlosen Untergang entgegenführte (255 v. Chr.), da mußte auch das amtliche Kartenwesen in Unordnung und bald in völligen Verfall geraten. Während der verheerenden Kriege werden sicherlich manche Archive mit Kreis- und Bezirkskarten vernichtet worden sein, und an eine Berichtigung der vorhandenen Karten war nicht mehr zu denken ; die Folge davon war, daß die Übersichts- und Erdkarten, die sich erhalten haben mögen, bald nur noch veraltete Angaben aus einer besseren Vergangenheit brachten.

Zugleich ging die Pflege der Kartographie mehr und mehr in die Hände von chinesischen Literaten über. Hiermit verlor die Karte ihren rein amtlichen Charakter ; sie legte nicht mehr das Hauptgewicht auf Darstellung der verschiedenen Bezirke und ihrer Siedelungen, sondern sie bevorzugte jetzt Angaben, die den wißbegierigen Leser mehr interessierten, wie die Eintragung der als heilig verehrten Berge und Flüsse und der fremden Randvölker bis zu den vier Meeren. Bei solchen Karten, die mehr der Vorstellungswelt des gebildeten Chinesen Rechnung trugen, bestand zugleich die Gefahr der zunehmenden Ungenauigkeit und Verflachung. Ganz besonders unheilvoll mußte es wirken, wenn man die Lehren der Geomantik oder sonstige abergläubische und phantastische Anschauungen in die Karte hineintrug.

DIE CHOU-KARTE.

b) Populäre Erdkarten als Vorlagen zum Erh-ya. Die schlimmsten geographischen Verirrungen sind dem Zeitalter des KONFUZIUS noch erspart geblieben. . Das beweist uns ein Nachschlagebuch, das, nach Bedeutungskategorien geordnet, allerlei Ausdrücke erklärt, die sich in den heiligen Schriften der Vorzeit fanden. Als Verfasser

dieses Lexikons — der Titel Erh-ya IN g ist unübersetzbar — gilt Tztr-HsIA   X, ein
angeblicher Schüler des KoNFUzIus.' Die geographischen Erläuterungen finden sich in den Kapiteln IX —XII, die mit dem wichtigen Satze schließen , daß alle dort aufgeführten Namen von YiJ herrühren. In der Tat kann der Inhalt als eine Art Kommentar zum

I i -kuìlg aufgefaßt werden, der älteste, von dem wir somit wissen. Dort hält er sich insofern selbständig, als er zugleich die allgemeinen geographischen Kenntnisse des konfuzianischen Zeitalters widerspiegelt. Einem unbefangenen Leser kann es nicht entgehen, daß sich hinter verschiedenen Angaben gewisse Karten oder Diagramme verbergen, die in letzter Linie aus der amtlichen Chou-Karte hervorgegangen sein müssen. Auf solche mehr populäre Karten haben wir unser Augenmerk zu richten, wenn wir im folgenden die wesentlichsten Teile der geographischen Kapitel des Erh ya wiedergeben.

Im Kapitel IX, »Erläuterungen Tiber die Erde», zählt der erste Teil die Neun Pro7'inzen auf mit kurzer Angabe ihrer Lage; ein Vergleich mit dem Chou-shu zeigt, daß im Nordosten des Reiches die Provinzen etwas anders verteilt sind, während westlich vom Fluang-ho die Provinz Yung in ihrem Bestand verblieben ist. Die folgenden Teile bringen eine schematische , teilweise auch phantastische Aufzählung der zehn Sümpfe , der acht Hügel und der neun Schatzhäuser, worunter hier die drei westlichen genannt seien : das aus dem Gold des I1rra-shan2 gebaute Schatzhaus des Südwestens, das aus Perlen und

1 Bisher liegt vorn Erh ya eine Übersetzung nicht vor. Hier wurde die unveränderte, mit sauberen Zeichnungen ausgestattete Ausgabe vom Jahre 1882, der Nachdruck einer Sung-Ausgabe, benutzt.

2 Der heilige Berg südlich vont Knie des Huang-ho, s. oben S. 117, 119.