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0298 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 298 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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DIE BLÜTEZEIT DER CHINESISCHEN KARTOGRAPHIE DES MITTELALTERS.

Im Jahre 793 trat CHIA TAN mit einer Karte von Lung-you und Shan-nass   t

hervor, d. h. von Kansu und einem Teile von Sz'tschwan. Darauf folgte eine »Beschreibung

der zehn Provinzen»   tw, eine Geographie Chinas, die uns nur in Bruchstücken erhalten
ist.I Auch gab er eine Sammlung aller Itinerarien heraus, die von Chinas Grenzen in die fremden Länder führen;' durch das Tang-shu (Buch 4o und 43, II) sind sie uns anscheinend vollständig erhalten. Sie führen nach Korea , Zentralasien 2, Birma, den Ländern Hinterindiens und als Seeweg von Kanton an Indien vorbei bis nach Baghdad.3

b) Größe und Maßstab der Erdkarte. Die erwähnten Schriften waren gewissermaßen Vorarbeiten zu dem größten Werk, das CHIA TAN im. Jahre 8o1 dem Kaiser vor-

legte: Karte von China und den Barbarenländern innerhalb der Meere   j A   In
der Widmung an seinen Kaiser heißt es4:

Bis zum Boden verneigt, gedenke ich, daß Eure Kaiserliche Majestät mittels der Herrlichkeit ihrer höchsten Heiligkeit das Weltgeschick lenkt, welches den höchsten und allgemeinen Frieden bringt; daß sie Vertrauen einflößende glänzende Gerechtigkeit erstrebt und durch Vertrauen stiftende Maßregeln die ganze Menschheit umfaßt. Mit gnadenvoller Güte pflegt sie das ganze Volk; ihre sorgenvolle Liebe schmiegt und biegt die fernsten Völker, so daß Lü-nan5 Ÿ Ij das Gold aus dem Li A-

Fluß und der Norden der Mob Pferde von Yi -zuu ;t   als Tribut bringen.

Leider ist über dieses großartige Kartenwerk nichts weiter überliefert, als daß es 3o Fuß lang und 33 Fuß hoch gewesen sei, und daß einem Zoll i000 li der Wirklichkeit entsprochen hätten. Aber diese wenigen Zahlengrößen gestatten uns schon, auf den Umfang und Maßstab der ganzen Karte bestimmte Rückschlüsse zu ziehen. Legen wir nämlich die Gleichung zugrunde I li = 1 000 Fuß = I o 000 Zoll = 400 m, dann erhalten wir folgende Resultate:

B i l d: Länge = 12 m, Höhe = 13,2 ni

Natur: W-O=30000lh N-S-33000li 12000 km, „= 13 200 km

Maßstab = 1 : 1 000 000.

Es ist wohl kein Zweifel, daß diese riesenhafte Karte, wie es die kartographische Methode erforderte, in quadratische Maschen eingeteilt war, die in Abständen von I oo li oder 500 li d. h. auf dem Papier 4 cm oder 20 cm, aufeinander folgten.

Für den Fall, daß die Karte in ihren Distanzen durchaus der Wirklichkeit entspricht, müßte sie das ungeheure Gebiet vom Nördlichen Eismeer im Norden bis etwa Madagaskar im Süden, von den Yapanischen Inseln im Osten bis Mitteleuropa im Westen dargestellt haben. Aber tatsächlich war die chinesische Oikumene bedeutend kleiner, da sie im Norden nur etwa bis zum Altai, im Westen bis Konstantinobel (Fu-lin) reichte; es scheint also, daß die Distanzen nach den ferneren Ländern stark überschätzt sind.

I Vgl. P. PELLIOT, Journ. asiat., I I. série, Tome VII, 1916, S. 116, Anm. 2.

2 Über die zentralasiatischen Itinerarien s. oben S. 25o.

3 F. HIRTH and W. W. ROCKHILL, Chau Ju-kua: His Work on the Chinese and Arab Trade in the twelfth

and thirteenth Centuries, entitled Chu-fan-chi, Petersburg 1911, S. 10-14. 1oI f. Im Anschluß an die Route bis Baghdad werden verschiedene Reiche der islamischen Welt nach ihrer gegenseitigen Lage und Entfernung aufgezählt (T`ang-shu, Buch 43, S. 31). Erst eine eindringende Untersuchung wird lehren können, welche Bedeutung die einzelnen Angaben haben.

4 Vgl. Chiu-T`ang-shu, Buch 138, S. 5b; nach einer Übersetzung von DE GROOT, Die Hunnen etc., S. 175.

5 Jetziges Tao in Yunnan.

6 Die Wüste Sha-mo (Gobi).

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