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0219 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 219 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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LÖSUNG DES PROBLEMS VON HSI -WANG - MU.

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Chou-Zeit Hsi-wang-mu nirgends als »Königin Mutter des Westens» aufgefaßt wird, so fällt auch für uns der Grund fort, diesen Sinn in den Namen hineinzulegen. Eher hat das Shan-hat-ching Recht, das sich unter Hsi-wang-mu einen mit Tierfellen gekleideten Häuptling vorstellt, der in der westlichen Wildnis seinen Wohnsitz haben soll. Jedenfalls hat diejenige Ansicht das meiste für sich, die den Namen nur als phonetische Wiedergabe eines Fremdlautes erklärt , der den Titel eines ausländischen Häuptlings bezeichnet haben mag.I

Als einzige historische Quelle bleibt uns der bekannte Satz der Bairlbus-Annalen über MU-WANGS Besuch bei HsI-WANG-Mu und dessen Gegenbesuch. Da auf diese beiden Ereignisse nur eine kurze Frist von wenigen Monaten entfällt, so dürfen wir, wie gesagt, kaum über die Westgrenze von Altchina hinausgehen, so daß wir das Reich des fremden Häuptlings am ehesten im östlichen Kansu suchen müssen. Dieser war wohl nicht einer von den üblichen Tributbringern, sondern anscheinend ein mächtiger Fürst, der sogar von dem »Sohne des Himmels» besonders ehrenvoll empfangen wurde. Aber das Bündnis war vermutlich nur eine kleine Episode, die in Chinas Geschichte sonst keine Spuren hinterlassen hat. Daher kommt es wohl auch, daß sich die historische Literatur der Chinesen mit diesem unwichtigen Gegenstand nicht weiter befaßt hat.

f) Hsi-wang-mu als kartographischer Begriff. Die Erinnerung an den westlichen Nachbarfürsten wurde in Karten der Chou-Zeit festgehalten. Wir haben oben gesehen, daß auf diesem Wege der Name in das Erh-ya und das Shan-hal-ching übergegangen ist , nach denen er ein Gebiet unweit der westlichen Reichsgrenze hinter dem »Fließenden Sand» bezeichnete, während bald dahinter das Land mit dem Westmeere abschloß.

Ein Umschwung trat ein, als unter der Han-D ynastic (214 V.-220 n. Chr.) ungeheure Länderräume im Westen bis nach Arabien hin bekannt wurden.2 Infolgedessen gingen die Ansichten über den Wohnsitz des Hsi-wang-mu weit auseinander. Die Reichskarte dieser Zeit hielt nach Möglichkeit an dem älteren Ansatz fest, indem sie den Namen über die erweiterte Landesgrenze nur bis in die Gegend des Kuku-nor vorschob. Denn hier, am Quellauf des heutigen Hsi-ning-ho, kennt der Kommentar zum Shui-ching das »Steinhaus und den Steinoff des HsI-WANG-Mu».3

Andere aber brachten den Namen mit dem Weichwasser (Jo-shui) und dem Fließenden Sand (Liu-sha) des Yü-kung zusammen; und in der übertriebenen Meinung, die uralten, von Yt beschriebenen neun Provinzen hätten sich bis zum Westmeere hin erstreckt , setzten sie die drei Namen Jo-shui, Liu-sha und Hsi-wang-mu an das eben seit CHANG CH`IEN entdeckte Westmeer, und zwar unter den älteren Han4 bis nach TV ao-chih (T«óxì) am Persischen Golf, unter den späteren Han5 noch weiter bis hinter Ta Ch`in, dem großen Handels- und Seevolk des Glücklichen Arabiens. Was für ungeheure Entfernungen man

I Vgl. besonders EITEL a. a. O. 23 3. Wir brauchen nicht daran Anstoß zu nehmen, daß der Name aus

den allzu gebräuchlichen Zeichen für Westen, König und Mutter, zusammengesetzt ist; das dürfte damit zusammenhängen, daß man zu MU-WANGS Zeiten nur über eine beschränkte Anzahl von Zeichen verfügte. Derselbe Fall hegt bei den gleichzeitigen Völkernamen Chih p`i, Ilsi-ching und Lii vor (s. oben S. 1'7 f.); es wäre Unsinn, diese Zeichen etwa durch »Haare und Felle», »westlicher Umsturz» und »Streitkräfte» übersetzen zu wollen.

2 Hier werden für unseren Gegenstand bereits Ergebnisse des VII. Kapitels verwertet.

3 Shui-ching-shu-shih, Buch II S. 22. Man hat diesen Ansatz bisher übersehen.

4 Vgl, F. HIRTH, China and the Roman Orient. S. 145 Anm. 1. s Ebda. S. 43.