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0300 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 300 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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und Ortsnamen eingetragen haben. Neben Ostturkistan wird dieses Mal wohl auch Tibet stärker berücksichtigt sein; während hier im Westen weiterhin der Frauenstaat seinen Platz einnahm, wird der Süden und Osten Tibets mit teilweise ganz neuen Ländernamen ausgefüllt sein, die man durch die politischen Beziehungen zu den Königen von T`u fan kennengelernt hatte.'

Für die Zeichnung der Flüsse, wie des Tarim und der indischen Ströme, mag dem Verfasser dasselbe Bild vorgeschwebt haben, das uns durch das Shui-chino -shu vorliegt (s. oben S. 241 ff.). So dürfen wir annehmen, daß mit dem Tarim auch seine Quell- und Nebenflüsse gezeichnet gewesen sind; und ebenso können auch der Ts`ung-ling und die anschließenden Gebirgszüge nicht gefehlt haben. Schließlich ergibt sich aus diesem Zusammenhange, daß der K`un-lun in seiner Eigenschaft als Anavataata-Gebirge nicht bloß zur Quelle der großen Ströme Indiens wird, sondern auch ungefähr in den Mittelpunkt des chinesischen Erdbildes rückt.

DIE BLÜTEZEIT DER CHINESISCHEN KARTOGRAPHIE DES MITTELALTERS.

e) Die Lage von Fu-lin. Wenn wir uns dann dem fernsten Westen der Erdkarte zuwenden, so dürfen wir hier vor allem das seit P`EI CHÜ bekannte Land Fu-lin vermuten. Denn unter der Tang-Dynastie hatte es infolge der regen Handelsbeziehungen das Interesse der Chinesen noch vermehrt. Schon nach der Karte des P`ei Chü haben wir in Eu-lin die Hauptstadt des Oströmischen Reiches wiedererkannt, so daß die ältere Entlehnung des Namens aus 7cac.v, dem abgekürzten Akkusativ für Konstantinopel, wieder zu ihrem Rechte kommt. Dasselbe Resultat erhalten wir, wenn wir die wichtigsten geographischen Daten der Tang-Annalen hinzuziehen; im Chiu Tang-shu heißt es2:

Das Land Fu-lin .... liegt über dem Westmeer. Im Südosten grenzt es an Po-ssü (Persien). Sein Gebiet umfaßt über 1 o 000 li. An Städten gibt es dort 400.

Noch klarer spricht sich das Hsinrang-shu aus 3 :

Fu-lin liegt über dem Westmeer. .... Es ist 40 000 li von unserer Hauptstadt entfernt und liegt im Westen von Chan (Sham = Syrien); nördlich kommt man direkt zum Ko-sa (Khazaren) - Stamm der T `u-chiieh (Türken) ... Im Südosten (grenzt es) an Po-ssú (Persien). Sein Gebiet umfaßt i o 000 li; an Städten hat es 400, an Soldaten eine Million.

Wenn es also heißt, daß das Land gerade südlich von den Khazaren Südrußlands, nordwestlich von Persien und westlich von Syrien liegen soll, dann geht es nicht an, es mit HIRTH auf Syrien zu übertragen; so leiten uns denn geographische Argumente zu der Gleichsetzung mit Ostrom, was CHAVANNES schon aus historischen und philologischen Gründen getan hat.4

Nicht anders fällt das Ergebnis aus, wenn wir den »Bericht über HUI-cH`AOS Reisen zu den fünf Ländern Indiens» heranziehen, ein altes Schriftstück, das PAUL PELLIOT auf

Vgl. S. W. BUSHELL, The Early History of Tibet. From Chinese Sources. Journal of the Royal Asiatic Society, Vol. XII, London 1880, S. 439 ff. S. auch oben S. 62, Vol. I, S. 87 f.

2 BuCh 198 ; vgl. HIRTH, China etc., S. 5 I .

3 Buch 221; ebd. S. 56.

4 Um die Gleichung Fu-lin = Konstantinopel zu widerlegen, verweist HIRTH auf eine Angabe im Chiu Tang-shu (Buch 198, S. 29), wonach Fu-lin seit der Zeit 661-664 n. Chr. den Ta-shih (Arabern) unterworfen gewesen sei, was wohl auf Syrien, aber nicht auf Byzanz zuträfe. Hirth übersieht aber, daß der Reisende HUI-CH`Ao gerade das Gegenteil sagt; die Ta-shih hätten Fu-lin mehrere Male vergeblich angegriffen. Auch nach der ethnographischen Schilderung, die beide Tang-Annalen bringen, muß man annehmen, daß wir es mit einem selbständigen Staatswesen zu tun haben. Die Angabe, auf die sich HIRTH beruft, darf wohl nur auf den syrischen Besitz Ostroms beschränkt werden, auf das sogenannte Klein-Fu-lin, das in der Tat in jener Zeit an die Araber verlorenging.